Inhalt
Richard, Gilles und Philippe sind schon seit fast fünfzig Jahren Freunde. Im Sommer unternehmen sie zusammen mit ihren Freundinnen eine Fahrt nach Kosika auf einer prächtigen Segeljacht. Doch das Zusammenleben auf dem Boot ist nicht immer einfach. Nicht nur dass die Paare untereinander Probleme haben, auch das Wetter hat noch einige Überraschungen auf Lager.
Kritik
Französische Komödien erleben momentan eine Hochphase, die neben Highlights auch immer wieder kleinere Filme nach Deutschland schwemmt, die im Kielwasser dieser berühmten Filme schwimmen und versuchen, sich einen Platz neben Filmen wie „Ziemlich beste Freunde“ zu erkämpfen. Auch wenn „Unter Freunden“ immerhin nicht mit jenen großen Vorbildern beworben wird (was einmal mehr echt fehl am Platze wäre), erinnert das Werk an neuere Filme wie „Monsieur Claude und seine Töchter“. Dieser etwas fiese Humor, der die Schrullen der älteren Menschen offen darlegt, manchmal kritisiert und manchmal feiert, ist auch hier zu finden, bzw. das Kernstück des Drehbuchs. Nur leider auf einem anderen Niveau.
Hier wird nämlich versucht, den Witz aus dem Chaos emporsteigen zu lassen. Dass Chaos lustig sein kann, ist dabei nichts Neues. Ebenso wenig wie die Tatsache, dass Chaos nicht zwangsweise lustig ist. Eine schmale Linie ist es, die ein Durcheinander von lustig und nervig trennt. Und diese gilt es zu treffen. Etwas, was Regisseur Olivier Baroux ("Fasten auf Italienisch") nur in seltenen Einzelfällen gelingt. Dann nämlich, wenn er sich von dem hauptsächlichen Versuch des Films, die panischen Dialoge und chaotischen Vorkommnisse humoristisch zu verarbeiten, loslöst und stattdessen etwas Zeit dem Slapstick widmet. Und das sind Momente, die zwar einfacher sind, aber wenigstens funktionieren, sodass sie gar nicht wirklich als störend empfunden werden - im Gegensatz zur Mehrheit der restlichen Versuche. Ansonsten funktioniert nämlich leider das Wenigste, was sich auch deutlich bemerkbar macht, indem der Film dazu verleitet, dass man immer wieder auf die Uhr schielt.
Da können auch die sechs Hauptpersonen nichts dran rütteln, auch wenn sie sich alle Mühe geben mögen. Die drei älteren Herren Richard (Daniel Auteuil, „Ich habe sie geliebt"), Gilles (Gérard Jugnot, „Die Kinder des Monsieur Mathieu") und Philipe ( Francois Berléand, „The Transporter") wollen mit ihren Damen Astrid (Zabou Breitman, „Ein Mordsteam"), Daphnée (Mélanie Doutey, „The Connection") und Carole (Isabelle Gélinas, „Die Kinder von Paris") einen Segeltour nach Korsika machen. Das Schweinchen Frederik würde da wohl zu Piggeldi sagen „Nichts leichter als das!“, aber natürlich kommt alles ein wenig anders als geplant. Die Zeit auf einem Boot hat nämlich einen deutlichen Nachteil: Man kann sich nicht aus dem Weg gehen, selbst wenn man das eigentlich möchte. Und so kommt es zwischen den sechs Menschen und drei Paaren immer wieder zu Zickenkriegen, kindischem Lästern und präpubertärem Kram, der zu einer enorm hohen Wortdichte führt - leider mit sehr wenig Inhalt. Da wünscht man sich, der Film hätte sich eher auf den Slapstick allein verlassen. Der aber taucht leider nur vereinzelt auf, sodass die hauptsächliche Wirkung auf den Zuschauer keine Freude ist, sondern Langeweile.
Das liegt auch an der Inszenierung und Entfaltung der Geschichte. Beides geht nämlich etwas zu brachial vonstatten, sodass dem Zuschauer selbst eigentlich keine Zeit zur Identifikation geboten wird, geschweige denn der Film einen Rhythmus aufbauen kann. Das ganze Geschnatter über- und untereinander über Beziehungskisten und die „Neue“ in der Gruppe, es folgt keinem wirklichen Muster und geht alsbald gehörig auf die Nerven. Eben weil es so impulsiv ist und oftmals vor Klischee nur so trieft. Natürlich sind die Beziehungen der Paare nicht so glatt, wie sie scheinen mögen und gerne wären. Die Kunst der Darstellung solcher Konflikte liegt aber darin, sie anzukündigen, sie erst auf- und dann überkochen zu lassen. Nichts von alledem geschieht hier so wirklich. Die Konflikte sind von Anfang an da. Entwicklungen finden keine statt. Dadurch verliert der Kram deutlich an Sympathiepunkten (wer schaut schon gerne anderthalb Stunden einem immer gleichen Streit zu, der nicht von der Stelle kommt?) und verhindert, dass der Zuschauer wirklich Anteil nimmt.
Fazit
Mit „Unter Freunden“ wirft der Regisseur Olivier Baroux seinen Hut in den Ring der französischen "Gute-/Schlechte Laune"-Komödien. Wahrlich erfolgreich ist er damit jedoch nicht; die Fehler des Films fräsen sich durch quasi jede Abteilung der Produktion. Ein zielloses Buch voller Wiederholungen, Redundanzen, immer gleichen Szenen und immer gleichem Gebrüll, das schlichtweg ermüdend wirkt. Alsbald nervige Charaktere, die nicht anders können, als nervig zu sein und ein zu angestrengter Versuch, witzig zu sein nach dem nächsten. Da passiert wenig, reizt wenig und überzeugt gar nicht. Da ist es auch bezeichnend, dass der Film selbst bei einer Laufzeit von nur 80 Minuten gnadenlos zu lang ist.
Autor: Levin Günther