Inhalt
Eine junge Frau verlässt ihre Heimatstadt, um ihrer belastenden Vergangenheit zu entfliehen und beginnt einen neuen Job. Als sie jedoch unfreiwillig in einer psychiatrischen Einrichtung festgehalten wird, wird sie mit ihrer größten Angst konfrontiert - aber ist sie real oder nur ihre Einbildung? Da anscheinend niemand bereit ist, ihr zu glauben und die Behörden ihr nicht helfen können oder wollen, muss sie sich mit ihren Ängsten direkt auseinandersetzen.
Kritik
Echt krank. Da liefert Steven Soderbergh (Logan Lucky) einen vor Chauvinismus triefenden Reißer, der sich eitel als Statement zu den korrupten Verstrickungen von Psycho-Industrie und Big Pharma darstellt, und landet einen Platz im Berlinale Wettbewerb. Im Anschluss verspricht er, er würde nie wieder Kinofilme drehen. Und dann, fünf Jahre später, liefert Steven Soderbergh einen vor Chauvinismus triefenden Trash-Reißer, der sich eitel als Statement zu den korrupten Verstrickungen von Psycho-Industrie und Big Pharma darstellt, und landet einen Platz im Berlinale Wettbewerb. Wie gesagt, echt krank, obwohl die zwei Trash-Streifen noch einen Tick kränker sind. Ein wenig genesen ist dafür scheinbar ihr Regisseur. Bei Side Effects schlug er sich noch mit einer in Mary Ann Bernard und Peter Andrews aufgespaltenen Persönlichkeit.
Vielleicht gab es Cutterin Mary Ann Bernard und einen Kameramann Peter Andrews auch wirklich und Soderbergh hat sie abgemurkst, um unter ihrem Namen schreckliche Dinge anzustellen. Genau wie Stalker David Strine (Joshua Leonard, If I Stay) in der lachhaften Story sich als Krankenpfleger in die Klapse einschleust, wo sein Zielobjekt Sawyer Valentini (Claire Foy, Verschwörung) einsitzt. Das zu verraten wirkt jetzt nicht nett, da das Pressematerial bittet, Handlungsfragen nicht zu verraten. Aber keine Sorge, entweder hat das keiner Soderbergh gesagt oder es ist im egal, denn er gibt sämtliche Antwort noch während die Frage aufkommt. Oft schon davor. Das gilt besonders für die Prämisse. Nie lassen der hölzerne Plot und effekthascherische iPhone-Kamera Zweifel daran, dass die Protagonistin eine gefährliche Irre ist.
Dass ihre Anschuldigungen gegen Strine zutreffen, ändert nichts am hysterischen Zerrbild, zu dem die Inszenierung weibliche Figuren reduziert. Frauen sind Agro-Paranoiker, soziopathische Lesben wie Patientin Violet (Juno Temple, Pretenders), mörderische Profiteurinnen wie Anstaltsleiterin Brighterhouse (Aimee Mullins, Stranger Things) oder verlogene Intrigantinnen wie Valentinis Kollegin. Wenn patente Kerle wie Undercover-Reporter Nate (Jay Pharoah, Sing) ihnen helfen wollen, endet das übel. Erst recht im Horror-Hospital, das natürlich einen Folterkeller, eine magisch öffnende Gummizelle und dauernd offene Hintertür hat. Nicht nur an Psychologen, Ärzten und Personal wird hier gesparrt. Die Hälfte der Gänge ist schlecht oder unbeleuchtet. Stromkosten. Reale Missstände im Gesundheitswesen sind Soderbergh dabei ebenso gleichgültig wie abstoßenden Geschäfte von Versicherungen, Anstalten und Pharma-Konzernen. Nate sagt ein Wörtchen dazu und das Thema ist abgehakt.
Fazit
Steven Soderbergh hat sein iPhone entdeckt. Doch das dient der schrillen Inszenierung bloß als visuelles Gimmick, genau wie das verstörende Setting. Statt das inhumane Psychiatriesystem filmisch zu kommentieren, wie es der Film zu tun vorgibt, schürt die krude Story Vorurteile gegenüber Patienten und das altbewährte Stereotyp der hysterischen unzuverlässigen Erzählerin. Selbst für trashige Unterhaltung taugt die tumbe Reißbrett-Handlung voller abstruser Wendungen, Logiklücken, langweiliger Klischeetypen und abgegriffener Horror-Versatzstücke nicht.
Autor: Lida Bach