Inhalt
Die letzte Fahrt von Kapitän Paul Blanchard mündet in einer Katastrophe: Sein Atom-U-Boot „Neptun“ wird von einem Frachtschiff gerammt und schwer beschädigt. Auf den Meeresgrund gesunken bleiben der Crew nur noch wenige Stunden. Die Rettung gestaltet sich zusätzlich als äußerst schwierig. In der Zwischenzeit steigt der Druck auf die Außenwand, der Sauerstoff schwindet und das Schiff droht durch Untergrundbewegungen in nicht mehr zu bergende Untiefen abzurutschen.
Kritik
Die 70er, ein katastrophales Filmjahrzehnt. Natürlich nicht bezogen auf die Qualität. Wohl keine Dekade widmete sich cineastisch so ausgiebig und erfolgreich dem Genre des Katastrophenfilms. Allein die Airport-Reihe zog sich über das gesamte Jahrzehnt, dazwischen sanken Schiffe, stürzten von Erdbeben erschütterte Metropolen ein, drohten Achterbahnen zu entgleisen oder jede andere Form des natürlichen oder von Menschenhand künstlich heraufbeschworenen Desaster-Szenarios wurde ausgiebig zelebriert. Ein Trend, der mit dem Übergang in die 80er fast wie geplant schlagartig zurückging und trotz der heutzutage dafür ideal vorhandenen Ressourcen nie mehr eine mit dem damaligen Erfolg vergleichbare Renaissance erlebte.
Der damals schon gestandene, aber fast ausschließlich im TV tätige Regisseur David Greene (The People Next Door) bekam seine große, etwas verspätete Chance. Vielleicht auch, weil die ganz große Welle aufgrund von Übersättigung schon am Brechen war. Nichtsdestotrotz wird hier nochmal alles versucht, die Cashcow kräftig zu melken. Mit einem prominenten Staraufgebot wie einer technisch hochwertigen Umsetzung. Zu einer Zeit, als solche Unterwasser-Szenarien nicht einfach aus dem Computer gezaubert werden konnten. Was den Aufwand angeht, bewegt sich U-Boot in Not auf höchstem Niveau. Viel Aufriss wurde betrieben, einiges an authentischen Militärgerätschaften verwendet und generell sich sehr um Realismus bemüht, was der Stimmung absolut zu Gute kommt. Gerade der Beginn präsentiert sich auch narrativ zwar einfach, aber ungemein effektiv. Bei seiner Ruhestands-Fahrt will der scheidende Kapitän Blanchard (Charlton Heston, Im Zeichen des Bösen) eigentlich nur das Zepter an seinen Nachfolger Samuelson (Ronny Cox, RoboCop) übergeben, was folgen soll ist der nackte Kampf ums Überleben. Nach einer Kollision findet man sich auf einer äußerst fragilen Klippe weit unter dem Meeresspeigel wieder. Der Druck auf die Außenwand ist jetzt schon grenzüberschreitend, der Sauerstoffvorrat limitiert und mit jeder Erdbewegung rutscht das U-Boot immer weiter seinem unabwendbaren Schicksal näher.
Diesen beklemmenden Umstand schildert der Film anfangs vortrefflich. Kommt schnell zum Punkt, wirkt klaustrophobisch-beengt, realistisch in Ausstattung und Inszenierung und versteht es durchaus, die Dringlichkeit der Situation treffend auszuformulieren. Ohne dabei billig oder lieblos-beliebig zu erscheinen. Bemüht, das ist U-Boot in Not eindeutig auch bis zum Schluss, nur lässt er explizit diese Präzision und das dramaturgische Geschick im weiteren Verlauf ein Stückweit vermissen. Was folgt, ist aus Erfahrungswerten extrahierte Routine. Machtkämpfe über und unter Wasser, die letztlich zu nichts führen und nur einen Klischee-haften Anstrich haben, anstatt den Plot sinnvoll zu inspirieren. Viele Märtyrer-Heldentode, die natürlich wirkungsvoll, deswegen aber nicht weniger plakativ (und nicht immer im bisherigen Kontext glaubhaft) zweckdienlich in die Runde geworfen werden. Dem Film fällt schlicht und ergreifend etwas zu wenig ein; er bringt zu wenig Selbstkreiertes mit. Stände er am Anfang der 70er-Desaster-Bewegung, eventuell ließe sich ihm mehr abgewinnen. So hinterlässt er einen relativ unkreativen Eindruck. Alles wurde - in recht kurzer Zeit – schon mehrfach, beinah identisch und dann oftmals auch individueller, besser gesehen. Das macht den Film nicht schlecht, besonders da er technisch über jeden Zweifel erhaben und sehr gut besetzt ist (in der letzte Nebenrolle vor seinem ganz großen Durchbruch übrigens auch SupermanChristopher Reeve), nur kaum ein Alleinstellungsmerkmal besitzt und somit wirkt wie vernünftiger Dienst nach Vorschrift.
Fazit
„U-Boot in Not“ ist ein grundsolider Film eines ziemlich ab dem Punkt schon zu überfütterten Genre-Trends, der sich einfach zu schnell zu ermüdend selbst wiederholte. Anständig in allen rein faktisch zu beurteilenden Kriterien fehlt es am Ende an der generierten Begeisterung für ein stabiles, mit viel Aufwand arrangiertes Produkt. Gerade weil es mehr wie ein „Produkt“ wirkt. Bedauerlich, aber keinesfalls schlecht oder auch nur bedeutungslos. Nur eben nicht von wirklicher Relevanz, wie man es dreht und wendet.
Autor: Jacko Kunze