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Inhalt

Im Mittelpunkt steht der Richter Robert Lewis, dessen Tochter herion- und cracksüchtig ist. Die heile Welt der bildschönen High-Society-Ehefrau Helena fällt zusammen wie ein Kartenhaus, als ihr Mann Carlos verhaftet und als Drogenbaron angeklagt wird. Beschattet von zwei Cops, beraten von dem halbseidenen Anwalt Metzger und unter Druck gesetzt von den mexikanischen Geschäftspartnern ihres Mannes, fällt Helena eine folgenschwere Entscheidung. In Washington wir der Supreme-Court-Richter Wakefield zum neuen obersten Drogenfahnder der USA auserkoren. Kompromisslos und entschlossen will Wakefield den Krieg gegen die Drogen führen. Er ahnt nicht, dass ausgerechnet seine Tochter Caroline längst selbst abhängig ist und dem Abgrund Stück um Stück näher rückt.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Wie viele gestandene Regisseure mussten sich Zeit ihres Lebens damit zufriedengeben, von der Fachpresse zuvorderst als 'solide' betitelt zu werden. Solide bedeutet, nicht unbegabt, für den großen Meisterstreich aber genügt(e) es eben (noch) nicht. Joel Schumacher (Tigerland) ist ein solcher Fall, der zwar sehenswerte Filme inszeniert hat, für den ganz großen Wurf aber hat es noch nicht gereicht – obgleich seiner Wutbürger-Satire Falling Down – Ein ganz normaler Tag immer wieder ein ungerechtfertigter Kultstatus angedichtet wird. Wenn man so möchte, dann hat Steven Soderbergh (Out of Sight) bis ins Jahr 2000 auch zu diesem soliden Personenkreis an Filmschaffenden gezählt. Und hier wird bewusst die Vergangenheitsform gewählt, konnte sich Soderbergh in diesem Jahr nämlich mit Traffic – Macht des Kartells unsterblich machen.

Traffic – Macht des Kartells wird der Film sein, über den man noch in vielen Jahren spricht; über den man noch in vielen Jahren sprechen muss. Er gehört zu den Filmen, die nicht nur schlicht zur richtigen Zeit das Licht der Welt erblicken, sondern sich darüber hinaus auch als vollkommen zeitlos erweisen. Steven Soderbergh nämlich hat hier nicht „nur“ einfach den War on Drugs bebildert, der sich seit einer gefühlten Ewigkeit in Amerika und Mexiko abwickelt, um ihm eine klare Perspektive zuzuordnen. Traffic – Macht des Kartells forciert größere, komplexere Zusammenhänge und offenbart sich als einer der eindrucksvollsten Amerikafilme der letzten 20 Jahre: Selten jedenfalls hat es ein Künstler in dieser Zeitspanne gewagt, einen derartig tiefschürfenden Blick in ein im Kern zerrüttetes Land zu werfen.

Ein Land, welches oberflächlich das internationale Machtmonopol ergriffen hat und sich im Panzer moralischer Integrität wähnt, in Wahrheit aber derart zerrissen, in (Selbst-)Lügen verrannt und, ja, verloren ist, dass es vielen Zuschauern sicherlich ein Stück weit zu nahe ging, was Steven Soderbergh hier aufzeigt und wie unnachgiebig er es aufzeigt. Seine Geschichte teilt Soderbergh dabei auf drei Handlungsstränge und noch mehrere Lebenslinien auf. Er verfolgt in bisweilen semi-dokumentarischer Aufmachung einen Richter und Vater (Michael Douglas, Black Rain), der sich für seine Karriere gegen die Drogenkriminalität stark macht, im Zuge dessen allerdings schnell lernen muss, dass der Drogenkrieg nicht irgendwo in den Slums von Mexiko stattfinden, also auf Distanz gehalten werden kann, sondern in den eigenen vier Wänden – seine 16-jährige Tochter (Erika Christensen, Swimfan) ist ein Junkie.

Dort hinzu gesellen sich ein mexikanischer Staatspolizist (Oscar-prämiert: Benicio del Toro, Sicario), der an der Korruption seiner Heimat zu ersticken droht, eine Ehefrau (Catherine Zeta-Jones, Die Legende des Zorro), die das Drogengeschäft ihres Gatten gezwungenermaßen weiterführt und die Verrohungen dieses Gefilde in ihr Handeln adaptiert und zwei DEA-Agenten (Don Cheadle, Hotel Rundana & Luis Guzman, Boogie Nights), die sich als einzig ehrenwerte Charaktere im Film beweisen, aber nach und nach ebenfalls begreifen müssen, dass ihr Kampf ein sinnloser ist. Traffic – Macht des Kartells zeigt die Schützengräben der Drogenkriminalität als beklemmend-komplexes Gesellschaftspanorama, kleidet seine rast- und atemlosen Bildfolgen in überbelichtetes Gelb und unterkühltes Blau und findet Verstrebungen und Überschneiden der einzelnen Gegebenheiten auf überaus kunstfertige Weise durch die Wechselwirkung von Schnitt und Kamera.

Steven Soderbergh sucht sich nicht nur einen gesellschaftlichen Teilbereich aus, der inzwischen unter dem Einfluss des allgemeinen Rauschgiftüberproduktion steht. Traffic – Macht des Kartells behandelt einen umfangreichen Komplex unseres gegenwärtigen Daseins: Er zeichnet nach, wie Drogen sich auf unsere Regierung, unsere Behörden, unser Privatleben einwirken. Alles befindet sich in stetiger Korrelation, bekräftigt sich gegenseitig und sorgt letztlich dafür, dass persönliche Ideale irgendwann nicht mehr zum Greifen kommen. Der Drogenkrieg nämlich ist eine unendliche Schlacht, die man gegen sich selbst und gegen alles, was man liebt, führt. Und wer ist schon bereit, gegen seine Familie in den Krieg zu ziehen? Nein, es gibt keine Helden und Lösungen mehr. Es gibt Menschen, die das Richtige tun wollen, aber auch diese sind Opfer. Opfer des wahren Machtmonopol Amerikas, Mexikos, der ganzen Welt: Den Drogen.

Fazit

"Traffic – Macht des Kartells" erweist sich als künstlerische Sternstunde des Steven Soderbergh. Sein beklemmend-differenziertes Porträt einer Gesellschaft, die sich in ihrem Versuch, das Richtige zu tun, selbst zugrunde richtet, zählt zu den beeindruckendsten Amerikafilmen der letzten 20 Jahre. Mit intensiven Schauspiellerleistungen bestückt, gräbt sich Soderbergh tief in komplexe Zusammenhänge zwischen Regierung, Kriminalität, Behörden und Privatleben vor und liefert mit "Traffic – Macht des Kartells" ein ungemein eindringliches Filmerlebnis. So sehen Klassiker aus.

Kritik: Pascal Reis

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