Inhalt
Paul Maguire (Nicolas Cage) hat den Wechsel vom Mafiakiller zum ehrenwerten Geschäftsmann geschafft und seine bewegte Vergangenheit gänzlich hinter sich gelassen. Gemeinsam mit seiner zweiten Frau Vanessa (Rachel Nichols aus der Serie „Continuum“) und seiner Tochter Caitlin (Aubrey Peeples aus „Sharknado“) lebt er in einem luxuriösen Anwesen am Stadtrand und genießt sein biederes Spießerleben in vollen Zügen. Doch sein idyllisches Familienglück findet ein jähes Ende, als eine Gruppe Unbekannter seine Tochter entführt und ermordet. Daraufhin wendet sich Paul an seine alten Freunde aus dem Dunstkreis des organisierten Verbrechens und macht sich auf, die Killer seiner Tochter zur Rechenschaft zu ziehen.
Kritik
Smells like an average revenge flick made in the US and A
Nicolas Cage kann auf eine ebenso lange wie turbulente Schauspielkarriere zurückblicken. Diese erstreckt sich von seinen Anfängen in „Rumble Fish“ und „Raising Arizona“ über seine filmische Blütezeit mit modernen (Actionfilm-)Klassikern wie „The Rock“, „Con Air“ und „Face/Off“ bis hin zu seinem Abstieg in die Untiefen austauschbarer, aber zumeist trotzdem irgendwie unterhaltsamer B-Movie-Projekte wie „Season of the Witch“ und „Drive Angry“. Zur Zeit dürfte sich Mr. Cage auf brutale Rachethriller mit C-Movie-Touch - siehe auch „Stolen“ und „Seeking Justice“ - spezialisiert haben, die noch vor ein paar Jahren Steven Seagal und Dolph Lundgren gut zu Gesicht gestanden hätten. In eben diese Kerbe schlägt auch Paco Cabezas „Tokarev“, der am 13. Mai diesen Jahres bei Ascot Elite auf DVD und Blu-ray erschienen ist.
Die prominente Platzierung von Nicolas Cages Namen am Cover eines neuen Films, mag vor einigen Jahren noch für ekstatische Vorfreude unter Filmfans gesorgt haben. Heutzutage löst seine Beteiligung jedoch lediglich Ernüchterung aus. Zu farblos und austauschbar wirken seine letzten Darbietungen in Filmen wie „Ghost Rider: Spirit of Vengeance“ oder „Trespass“, zu beliebig seine generelle Rollenauswahl. Ob ihn Geldmangel oder fehlendes Gefühl für qualitativ hochwertige Stoffe, zu diesen immer häufigeren Auftritten in immer durchschnittlicheren Produktionen bewegen, sei dahingestellt. Fest steht lediglich, dass hochwertige Filme des Mimen Seltenheitswert genießen. Wenn dann auch noch Jim Agnew und Sean Keller, die beiden Drehbuchautoren von Dario Argentos äußerst schwachem Comeback-Versuch „Giallo“, ihre Finger im Spiel haben, sinkt die Vorfreude auf den Filmgenuss von „Tokarev“ ins Bodenlose.
Ganz so schlecht wie anfänglich erwartet fällt Regisseur Paco Cabezas Hollywood-Debut, nach eineinhalbstündiger Feldforschung, dann dankenswerter Weise doch nicht aus. Das wiederum liegt weder an dem tatsächlich äußerst langatmigen Drehbuch der beiden Trash-Spezialisten Agnew („Game of Death“) und Keller („Mammoth“, „Kraken: Tentacles of the Deep“), noch an der behäbigen Regiearbeit des Spaniers Cabeza, sondern an den überraschend gut choreographierten Actionszenen und dem zeitweisen Aufblitzen von Nicolas Cages zweifellos vorhandenem schauspielerischen Genie. Immer wieder spielt der ehemalige Ausnahmemime gegen die eklatanten Drehbuch- und Regieschwächen an und wechselt in gewohnt exzessiver Manier, von einem Gemütszustand zum Nächsten.
Trotz dieses heldenhaften Versuchs das Publikum durch gut platziertes, gefühlstechnisches Overacting für den Rachefeldzug des Hauptcharakters zu begeistern, kann der Funke nie gänzlich überspringen. Dafür ist der Handlungsverlauf von „Tokarev“ einfach zu vorhersehbar, sind die Dialoge zu einfallslos und die Nebendarsteller zu schlecht in Szene gesetzt. Dabei hatte man mit Peter Stormare („Fargo“) und Danny Glover („Lethal Weapon“) zwei prominente Schauspieler zur Hand, die in ihrer Karriere schon so manchen filmischen Käse problemlos aufzuwerten verstanden. Leider werden die Beiden jedoch ebenso wie Pasha D. Lychnikoff („Deadwood“) nur als Lückenfüller im Fegefeuer der Beliebigkeit verheizt.
Fazit
„Tokarev“ reiht sich nahtlos in die Reihe aktueller, ähnlich einfallsloser Thriller-Produktionen ausrangierter Ex-Hollywood-Größen ein. Trotz einiger explosiver Actionszenen und eines durchwegs motivierten Hauptdarstellers, langweilt Paco Cabezas Rachestreifen durch seine vorhersehbare Grundstory, seine spannungsarme Inszenierung und seine klischeehaften Dialoge. Wenig mehr als ein Häppchen für Zwischendurch.
Autor: Christoph Uitz