Inhalt
Timestalker folgt der glücklosen Heldin Agnes durch die Zeit, während sie sich immer wieder in den Falschen verliebt, einen grausamen Tod stirbt und ein Jahrhundert später wiedergeboren wird, bevor sie ihn wieder trifft und der Kreislauf von neuem beginnt. Es wird über viele Zeiträume erzählt und ist voll von all den chaotischen Nervenkitzeln und Stürzen, die damit einhergehen, wenn man es wagt, seinem Herzen zu folgen. Oder vielleicht seinen Lenden ...
Kritik
Wenn gegenseitige Liebe wie Schmetterlinge im Bauch ist, dann ist unerwiderte Liebe wie ein Dolch in selbigem. Sie lässt Menschen den Kopf verlieren und so irrational hätte man ihnen das Hirn gespalten. Wer Alice Lowe in ihrem Regiedebüt Prevenge als mörderische Mutter in spe gesehen hat oder als tödliche Touristin in Ben WheatleysSightseers, zu dem sie das Drehbuch schrieb, ahnt, dass die erwähnten Sinnbilder im jüngsten Werk der britischen Regisseurin auch blutig buchstäblich gemeint sind.
“We often pursue people who hate us because we hate ourselves”, analysiert die famose Kate Dickie (Damaged) als eine von Lowes Stamm-Darstellenden, die sie in der sarkastischen Sci-Fi-Satire durch die Epochen begleiten. Doch diese Erkenntnis kommt ein paar Jahrhunderte zu spät für die von Lowe selbst verkörperte Agnes, die mit unermüdlicher Unbelehrbarkeit dem falschen Typen (Aneurin Barnard, Steeltown Murders) anschmachtet. Dabei leidet die herzentflammte (Anti)Heldin nicht allein an unerfüllter Hingabe zu einem Menschen, der ihre Gefühle missachtet.
Agnes hat gleich zwei Verehrende in ihrer treuen Zofe/Aerobic-Partnerin/besten Freundin Meg (Tanya Reynolds, Harold und die Zauberkreide) und einem eifersüchtigen Ehemann (Nick Frost, Drachenzähmen leicht gemacht). Der befördert sie regelmäßig ins Jenseits und damit in eine Zukunft, die der Vergangenheit verdächtig ähnlich sieht. Die trashigen Tode und diese gleich eines Pausenfüllers beim Theater unterbrechenden Tanznummern karikieren nicht nur sentimentale Selbstzerstörung, sondern deren mediale Idealisierung im romantischen Genre. Das ist im Grunde nichts anderes: endlose Variationen der gleichen Story - nur weniger amüsant.
Fazit
Die Geschichte wiederholt sich wahrhaftig in Alice Lowes anarchischer Anti-Romanze. Die persifliert mit glänzendem Ensemble und bissigen Dialogen ein filmisch verbrämtes Ideal amouröser Anziehung, das hinter der Fassade kitschiger Kostüme und schwülstiger Phrasen verdammt creepy ist. Trotz der grimmigen Gags bewahrt die schräge Sterbe-Serie ihre Empathie für authentische Gefühle, die bis heute als geringwertiger betrachtet werden wie Freundschaft und queere Liebe - oder die zur eigenen Freiheit. Wie eines der herzerwärmenden Zitate besagt: Romance is dead.
Autor: Lida Bach