Inhalt
Die Familie des leitenden Bankangestellten Doug Fairfield wird von einer Gruppe von Gangstern in ihrem Haus als Geisel genommen. Sie wollen sich so Zutritt zum Tresor der Bank verschaffen. Die Kidnapper ahnen jedoch nicht, dass die Freundin des Stiefsohnes heimlich zu Besuch ist. Nun ist Kelly die Einzige, die für das Leben der Geiseln kämpfen kann. Als einige der Verbrecher mit Doug als Geisel zur Bank fahren, versucht sie ihren Freund und dessen Mutter zu befreien. Doch sie wird entdeckt und liefert sich ein blutiges Katz-und-Maus-Spiel mit den Verbrechern …
Kritik
Der Home-Invasion-Film, eine Art Sub-Genre des Horror-Genres, hat meistens etwas grundsätzlich Faszinierendes an sich. Wenn einzelne Personen oder ganze Familien durch unbekannte Eindringlinge im eigenen Haus terrorisiert werden und gerade dort, wo sie sich eigentlich am sichersten fühlen, ums Überleben kämpfen müssen, dann offenbart diese Konstellation, bei der die intimste Privatsphäre von überraschendem, schockierendem Terror durchbrochen wird, einen gewissen Reiz, der einen unweigerlich mit persönlichen Gefühlen konfrontiert.
In seinem Langfilmdebüt Tiger House verschwendet der britische Regisseur Thomas Daley nicht viel Zeit, um direkt zum Wesentlichen überzugehen. Nach knapper Einführung der relevanten Figuren macht er eine Familie zu Geiseln von vier maskierten Verbrechern, die es auf den Safe von Stiefvater Doug abgesehen haben, der als leitender Bankangestellter idealen Zugriff auf die Beute bieten sollte. Da die Familie schon nach kurzer Zeit gefesselt und geknebelt außer Gefecht gesetzt wird, liegt der Fokus nicht auf ihnen, sondern auf der Freundin des Sohnes. Kelly ist im Haus der Fairfields eigentlich kein willkommener Gast, da sie aus eher problematischen Verhältnissen stammt und das saubere Image des Sohnemanns, der idealerweise die gleiche Laufbahn der Eltern, die von beruflichem sowie finanziellem Wohlstand gekennzeichnet ist, einschlagen und daher keinen Kontakt zu dem einfachen, mit Vorurteilen behafteten Mädchen pflegen sollte.
Nachdem Daley das Home-Invasion-Szenario ausgebreitet hat, liegt das Schicksal der Familie und natürlich das eigene Wohlergehen alleine an Kelly, die sich nun in genau diesem Haus, in dem sie nicht erwünscht ist, zurechtfinden, der Situation anpassen und sich gegen die Angreifer zur Wehr setzen muss. Zunächst erregt Tiger House durchaus die Aufmerksamkeit des Zuschauers, denn die anfängliche Ausgangslage, bei der sich Kelly unter einem Bett befindet, auf dem einer der Eindringlinge, welcher nach einem Gefecht schwer verwundet ist, liegt, sorgt für einige packende Szenen, in denen die ruhige Kamera sorgfältig durch den Raum schwebt und in passenden Momenten Spannung erzeugt. Ab dem Punkt, an dem sich das Mädchen aus dem Zimmer schleichen kann, was keine Überraschung sein dürfte, wird der bis dahin durchaus positive Eindruck aber Stück für Stück gedämpft.
Aus der äußerst kurzweiligen Laufzeit von nur gut 80 Minuten schlägt das Drehbuch von Simon Lewis kaum Kapital, denn die Handlung wartet nach dem soliden Auftakt mit regelmäßigen Logikpatzern und ärgerlichem Figurenverhalten auf. Natürlich sollte man es langsam gewohnt sein, dass sich in Filmen dieser Art ein gewisses Maß an Plausibilität stets dem effektiven Spannungsfaktor beugen muss, doch es sind simpelste Fehlentscheidungen, kaum nachvollziehbare Entwicklungen oder harsche Wendungen, die kaum in den minimalistischen Rhythmus des Streifens passen und den Gesamteindruck stark nach unten ziehen.
Auch wenn die Protagonistin eine angenehme Abwechslung zur sonstigen Figurenzeichnung ähnlicher Filme aus diesem Sub-Genre darstellt, indem sie einigermaßen rational handelt und neben einigen durchdachten Aktionen auch auf glaubwürdige Weise den Spieß umdrehen kann, krankt Tiger House in erster Linie an den Antagonisten, die wahlweise als durchgeknallte Psychopathen oder überraschend warmherzige Zeitgenossen in Erscheinung treten und somit immer genau so hingedreht werden, wie es dem Film gerade dienlich ist.
Fazit
Obwohl sich Thomas Daleys "TigerHouse" zu Beginn als schnörkelloser, kompromissloserHome-Invasion-Reißer ankündigt, in dem eine Protagonistin mit Herzund Hirn agieren darf, verfällt der ohnehin schon kurz gerateneStreifen aufgrund von hanebüchenen Entwicklungen sowie unlogischenAussetzern recht schnell in arg konventionelle Handlungsmuster, beidem die Plausibilität des Szenarios irgendwann fast komplett außerKraft gesetzt wird. Am Ende ist der Film daher nur belanglosesMittelmaß mit einigen wenigen Lichtblicken, die sich eher im Auftaktbemerkbar machen.
Autor: Patrick Reinbott