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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Madeleine wird als kleines Kind Opfer eines sexuellen Übergriffes. Seit diesem Vorfall spricht das Mädchen kein Wort mehr und tritt auch sonst eher passiv in Erscheinung. Eines Tages muss sie, um zu ihrer Therapiestunde zu gelangen, mit dem Bus in die Stadt fahren, welchen sie auch prompt verpasst. Ein vorbeifahrender Mann nimmt sich des Mädchens an, fährt sie aber statt zu ihrer Sitzung in ein Restaurant und anschließend zu sich nach Hause. Dort bringt er sie an die Nadel und macht sie gefügig, denn fortan soll sie als Prostituierte für ihn arbeiten. Währenddessen schickt er den Eltern des Mädchens zutiefst verletzende Briefe im Namen ihrer Tochter, was schließlich zu deren Doppelselbstmord führt. Madeleine erfährt erst vom Tod ihrer Eltern, als sie sich eines Tages auf nach Hause macht. Ab dann gibt es nur noch ein Ziel: Rache! Fortan trainiert Madeleine Kampfsport, den Umgang mit Waffen und das Auto fahren - alles mit dem Ziel der Vergeltung.
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Das höchste umstrittene Sub-Genre des Rape & Revenge wurde als solches mehr oder weniger in den 1970er Jahren geboren, obwohl es schon vorher vereinzelt Filme mit diesem Themenschwerpunkt gab. Aufgrund des logischerweise kontroversen Inhaltes handelte es sich dabei jedoch wirklich um Einzelexemplare und keine Welle, wie sie insbesondere Wes Craven’s Frühwerk Das letzte Haus links (1972) lostrat. In der Folge kamen z.B. aus Italien Werke wie L'ultimo treno della notte (1975), bei dem es sich inhaltlich beinah um eine 1:1-Kopie handelte (wobei mit einer wesentlich besseren Schlusspointe), oder La settima donna (1978). Bei beiden wurde übrigens für den internationalen Markt auch bei der Namensgebung versucht, aus ihrer Ähnlichkeit Kapital zu schlagen. So kamen Titel wie Night Train – Der letzte Zug in die Nacht oder The Last House on the Beach zu Stande. Zu den prominenteren und skandalumwitterten Beiträgen zählt auch The Day of the Woman (1978) von Meir Zarchi, hierzulande eher bekannt als I Spit On Your Grave. Doch egal, wie heftig und gewagt diese Filme auch heute noch sein mögen (allesamt in Deutschland in ihrer ungeschnittenen Fassung sogar noch indiziert), im Vergleich mit diesem schwedischen Ungetüm sind sie beinah kalter Kaffee.

Interessanterweise basierte auch Das letzte Haus links auf einem schwedischen Film. Craven transportierte damals mehr oder weniger den Plot von Ingmar Bergman’s Die Jungfrauenquelle (1960) aus dem Schweden des 16. Jahrhunderts in die Dying Days der US-Flower-Power-Zeit. Bei Bergman war es Kunst, bei Craven Schund. Was Regisseur & Autor Bo Arne Vibenius (Hur Marie träffade Fredrik; unter dem Pseudonym Alex Fridolinski) hier veranstaltet, ist die ganz hohe Kunst des Schund-Kinos. 1973, nur ein Jahr nach Craven, legte er in allen Belangen eine Schippe drauf. So sehr, dass selbst in dem diesbezüglich sehr entspannten Schweden der Film massiv gekürzt werden musste. In vielen Ländern wurde er – trotz Kürzungen – kurz nach Release ohnehin beschlagnahmt, so dass er irgendwann fast gänzlich von der Bildfläche verschwunden war, jedoch durch zahlreiche Referenzen der Filmwelt erhalten blieb. Quentin Tarantino zählt ihn zu seinen Lieblingsfilmen und nicht zufällig erinnert die Figur von Daryl Hannah in seinen Kill Bill Filmen optisch an die hier aktive Protagonistin.

„Ein unschätzbarer Vorteil: Sie ist stumm!“

Zeitverschwendung ist hier ein Fremdwort und so stößt der Film die Zuschauer*innen von Beginn an von einer unangenehmen Szene in die nächste. Schon in frühester Kindheit erfährt Madeleine (Christina Lindberg, Wide Open) traumatischen, sexuellen Missbrauch und ist seitdem stumm. Als junge Frau erlebt sie erneut ein Martyrium, diesmal jedoch ein schier endloses. Ausgerechnet auf dem Weg zu ihrer Therapie wird sie von einem netten Herrn aufgelesen, schick zum Essen ausgeführt und zum Schlummertrunk nach Hause geladen. Dort gibt es allerdings die K.O.-Mischung mit anschließender Fixe. Zum Junkie gemacht wird Madeleine fortan als Zwangsprostituierte gehalten. Der anfängliche Widerstand wird gebrochen, in dem man ihr ein Auge aussticht. Doch insgeheim gibt sie nicht auf, sammelt von ihren Freiern für besondere Dienstleistungen „Schwarzgeld“ und nutzt ihre „Freigänge“ für gezieltes Training. Im Nahkampf, für den Umgang mit Feuerwaffen, für Fahren unter extremen Bedingungen. Zwischenzeitlich müssen wir immer wieder den quälenden, erniedrigenden Stunden als Sexspielzeug beiwohnen, wissen jedoch, dass all das wohl bald ein Ende haben wird. Bis zum großen Knall. Stumm, halbblind, geschändet und allem beraubt bis auf den Drang nach Vergeltung lädt Madeleine irgendwann endlich die Shotgun durch und startet einen Rachefeldzug, der sich gewaschen hat.

„Rauschgichtsüchtige läuft Amok…Ende!“

Thriller – Ein unbarmherziger Film wird seinem Namen mehr als gerecht. Ein viehischer, nihilistischer und schonungsloser Kraftakt, der bei seinen Vergewaltigungsszenen sogar auf echtes Hardcore-Material zurückgreift. Muss dass denn sein? Eine ähnlich streitbare Diskussion wie bei beim Tier-Snuff von Nackt und zerfleischt, der ein Genre-Meisterwerk bis heute sehr angreifbar macht. Wobei es hier lediglich um Sex und nicht das Töten eines Lebewesens geht, dennoch stellt sich die Frage nach dem Sinn und Zweck des Ganzen. Natürlich braucht es dieses pornographische Material nicht, aber es erzeugt tatsächlich einen gewollten Effekt. Und der ist es ausdrücklich nicht, dass jemand darauf masturbiert (was hoffentlich wirklich niemand macht) oder überhaupt nur dadurch erregt wird. Es sorgt für eine zusätzliche Kontroverse. Macht unmissverständlich klar, dass dieser Film mehr sein will und kein Tabu scheut, um sich von der Masse abzuheben. Er ist in allem was er tut kompromisslos und dermaßen konsequent, dass es einem den Atem raubt. Und unter dem Aspekt: warum dann keinen echten Sex? Das bringt die Handlung nicht voran und macht den Film per se nicht besser, ist aber eine klare Positionierung. Ganz oder gar nicht. Dieses Selbstverständnis zeichnet ihn durchgehend aus. Trotz Pornographie und exzessiver Gewalt wirkt der Film gar nicht mal wirklich voyeuristisch, wobei er sich natürlich (bewusst) stetig in einer diesbezüglich kritischen Grauzone bewegt.

Mit seiner Bedingungslosigkeit verfolgt Bo Arne Vibenius in erster Linie das Ziel, das Publikum maximal emotional zu investieren. Ihm die Angst, Verzweiflung und Ausweglosigkeit bis hin zur völligen Selbstaufgabe nicht nur logisch, sondern vor allem empathisch begreiflich zu machen. Und anschließend noch mehr das Bedürfnis, die angestaute Wut mit aller Macht zu entfesseln. Dies gelingt ihm nicht nur auf emotionaler Ebene fantastisch (womit jedwede „moralischen“ Bedenken im dritten Akt längst ad acta gelegt sind), sondern selbst inszenatorisch ist dieser winzige Exploitation-Reißer aus Schweden teilweise grenzgenial. Ruft seine bescheidenen Ressourcen optimal ab und schafft durch so simple, aber im richtigen Moment clever eingesetzte Mittel wie wiederkehrend-optische Reizpunkt, Egoperspektiven, Zooms, Slowmotion und verzerrte Soundeffekte einen noch intensiveren Impact, als es dieses Monstrum nicht ohnehin schon kreieren würde. Das ist wahrhaftige Pionierarbeit und in seinem Bereich bis heute außergewöhnlich.

Fazit

In seiner eigenen Sub-Genre-Bubble nichts Geringeres als ein Meilenstein und bedingungsloses Masterpiece, dass man unmöglich jemals wieder vergessen kann, wenn man einmal in den qualvoll-kräftezehrenden Genuss gekommen ist. Wegbereitend. Selbst bis ins Big-Budget Kino aus Hollywood hat dieser kleine, schwedische Unruhestifter und weltweite Sittenschreck seine Wurzeln geschlagen. Eine in Anbetracht aller Fakten schier unfassbare Leistung.

Kritik: Jacko Kunze

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