Inhalt
Im Rahmen eines Forschungsauftrags verschlägt es den Umweltexperten Adam mitsamt seiner Frau Clare und Baby Finn aus dem modernen London ins tiefste irische Hinterland. Schnell ist dort das mitten im Wald gelegene Häuschen bezogen und während Adam mit seiner Arbeit beginnt, richtet Clare den neuen Familiensitz gemütlich her. Die scheinbare Idylle entpuppt sich jedoch schon bald als trügerisch: Ein finsterer Nachbar warnt vor rachsüchtigen Waldgeistern, aus dem Kinderzimmer dringen unerklärliche Geräusche und in der Nähe einer Ruine entdeckt Adam einen Hirschkadaver, der von einem merkwürdigen Pilz befallen scheint. Als die Familie endlich anfängt, die Warnungen ernst zu nehmen, ist es zur Flucht aber bereits zu spät. In der undurchdringlichen Finsternis des Waldes lauert ein Schrecken, der immer dichter an das Haus heranrückt. Für Adam und Clare beginnt ein verzweifelter Kampf um ihr eigenes Leben und das ihres kleinen Sohnes.
Kritik
Bevor Regisseur Corin Hardy demnächst mit seinem "The Crow"-Remake von sich Reden machen wird, darf er vorab mit seinem Erstlingswerk, dem düsteren Horrorfilm "The Hallow" (ehemaliger Titel: "The Woods"), zeigen, was er tatsächlich drauf hat. In der Tat beweist er, dass er handwerklich nicht untalentiert ist. Wäre da nur das Drehbuch nicht so einfallslos...
"The Hallow" spielt in den tiefen finsteren Wäldern Irlands, weit abgeschieden von jeglicher Zivilisation. Ein wunderbarer Ort, um dem Zuschauer das Gefühl von Einsamkeit, Hilflosigkeit, Klaustrophobie und Angst zu vermitteln. Und tatsächlich weiß "The Hallow" atmosphärisch zu punkten und seinen Schauplatz gut auszunutzen. Während eine Familie ein Haus in den Wäldern bezieht und sich so langsam ins Unheil stürzt, baut der Film seine Spannung gut auf. Irgend etwas lauert da draußen in den Wäldern, die Einwohner erzählen von Legenden, von grausamen Kreaturen, genannt Hallow, in deren Reich man nicht eindringen sollte, da man sich sonst ihren Zorn einfängt. Und solange der Film mit dem Unbekannten spielt, was bekanntlich am furchteinflößendsten ist, und man die Kreaturen nie richtig zu Gesicht bekommt, sondern sie nur hört oder hier und da einen leichten Umriss im Schatten erkennt, funktioniert "The Hallow" recht gut. Man ahnt, dass das Böse irgendwann über die Familie stürzen wird und dass sich das Ganze grausam entwickeln muss, doch hält der Film den Zuschauer gespannt an der Leine.
Dass der Film inhaltlich dabei etwas schwächelt, macht sich zwar auch schon in der ersten Hälfte mit einigen Albernheiten bemerkbar, wird aber erst in der zweiten Hälfte störend. Wenn Vater Adam mit seinem Baby am Rücken geschnallt gleich zu Beginn in den Wald spaziert, wovor er eigentlich von jedem gewarnt wurde, und widerliche Hirschkadaver mit schwarzem Glibber analysiert, welches einen gefährlichen Virus in sich trägt, muss man sich ernsthaft fragen, was in ihn (oder die Drehbuchautoren) gefahren ist. Wenn im späteren Verlauf diese mysteriöse Substanz von der Hausdecke direkt ins Kinderbett tropft und äußerst beunruhigende Formen annimmt, Mutter Clare ihren Ehemann aber nur darauf aufmerksam macht, dass das Haus ein paar Lecks habe, wird es zunehmend bescheuerter.
Da "The Hallow" aber von seiner gelungenen schaurigen Atmosphäre profitiert, verzeiht man ihm gern den ein oder anderen Patzer. Ab der Hälfte des Films entmystifiziert sich der Film ein wenig selbst, indem die Kreaturen nun sichtbar in Erscheinung treten. Das mag zwar für einige Jump-Scares und einem ordentlichen Gehalt an Survival-Action sorgen, was beides auch recht ordentlich umgesetzt wurde, nur ist die Bedrohung nun nicht mehr so furchteinflößend, wie sie es eben als großes Unbekanntes zuvor war. Zugegeben, das Monster-Design ist recht stark ausgefallen, die Macher haben sich dabei alle Mühe gegeben, die Biester visuell schön in Szene zu setzen. Dennoch wäre an dieser Stelle weniger mehr gewesen. Filme wie "Blair Witch Project", in denen man komplett im Dunkeln gelassen wird und nie etwas zu Gesicht bekam, haben schon wunderbar vorgemacht, dass Terror und Angst in unserem Kopf am effektivsten sind.
"The Hallow" bedient sich gleich mehrerer Sub-Genres. Hauptsächlich handelt es sich hierbei um Survival-Horror, bei welchem ordentlich gejagt, versteckt und ums nackte Überleben gekämpft wird, aber auch Elemente eines Home-Invasion-Horrors, bei welchem die Familie sich zu Hause verschanzt und von außen angegriffen wird, finden hier Platz. Ebenso geht es im späteren Verlauf um Besessenheit, dem Kampf mit sich selbst und einer inneren Macht, die die Kontrolle über den Körper und den Verstand zu übernehmen droht. Möglicherweise übernimmt sich "The Hallow" damit, einfach zu viel zu wollen. Letzteres hätte man gut und gern auslassen können und sich auf die beiden anderen Dinge konzentrieren können.
Fazit
"The Hallow" macht vieles richtig, aber leider auch einiges falsch. Mit einem etwas durchdachteren Drehbuch und zum Ende hin anderen Schwerpunkt wäre sicher noch mehr drin gewesen, dennoch punktet der Film mit seiner schaurigen Atmosphäre und einem ordentlichen Gehalt an Survival-Action. Inmitten eines Genres, das von unzähligen Gurken nur so dominiert wird, darf man "The Hallow" somit ruhig als einen der besseren Vertreter sehen und damit als lohnenswerte Sichtung für interessierte Horrorfans.
Autor: Sebastian Stumbek