Inhalt
Rozzum 7134 – kurz „Roz“ – ist kein gewöhnlicher Roboter. Sie wurde eigentlich als Unterstützung für eine futuristische urbane Welt entwickelt, doch nun hat sie Schiffbruch erlitten und ist auf einer einsamen Insel gestrandet. Mit Mühe baut sie Beziehungen zu den zunächst argwöhnischen Tieren auf und lernt, sich an die ungewohnte, raue Umgebung anzupassen. Das große Abenteuer beginnt, als sie durch einen Zufall zur Beschützerin eines hilflosen, verwaisten Gänsekükens wird und die wahre Bedeutung des Lebens entdeckt. Nur gemeinsam können die beiden in der Wildnis überleben, wo sie von Fremden zu Freunden werden und schließlich zu einer Familie zusammenwachsen. Als Roz von ihrer geheimnisvollen Vergangenheit eingeholt wird, überwindet sie ihre Programmierung und verteidigt als DER WILDE ROBOTER an der Seite ihrer Gefährten ihre neue Heimat.
Kritik
Mit Animationsfilmen von DreamWorks ist das ein bisschen so wie mit den Targaryens in Game of Thrones, es wird eine Münze geworfen, nur entscheidet sie bei DreamWorks nicht, ob eine Person wahnsinnig wird und anschließend eine Stadt in Brand setzt, sondern ob ein Film gut wird oder nicht. Kurz gesagt: Die Qualität schwankt extrem. Wir haben in den letzten Jahren Meisterstücke wie Der Gestiefelte Kater 2 oder die Drachenzähmen leicht gemacht Reihe bekommen, aber auch vergessenswerte Werke wie Ruby taucht ab oder Die Gangster Gang. Der Trailer, und der Fakt, dass Chris Sanders (Lilo & Stitch, Drachenzähmen leicht gemacht) inszeniert und geschrieben hat, versprachen allerdings, dass Der Wilde Roboter durchaus Potenzial haben könnte. Und schonmal vorab: Leider konnte er dieses nur zum Teil ausschöpfen.
Das Animationsgenre hat in den letzten Jahren, vor allem durch den Erfolg von Spider-Man: A New Universe, einen Wandel erfahren, durch den insbesondere das Zusammenspiel unterschiedlicher Animationsstile immer mehr an Beliebtheit gewinnt. Und diese Entwicklung ist auch in Der Wilde Roboter kaum zu übersehen. Unsere mechanische Protagonistin wird klar von dem Lebendigen, also den Tieren und der Natur abgegrenzt, wodurch die gegensätzlichen Verhaltensweisen des Roboters und der Tiere deutlich werden. Dieser Mix funktioniert durchgehend und verleiht dem Film einen atemberaubenden Look.
Die Geschichte, oder eher, wie diese erzählt wird, kann dagegen leider nicht immer überzeugen. Zum einen sind die Charaktere zwar nachvollziehbar geschrieben und schaffen es durchaus, den Zuschauer mitfiebern zu lassen, zum anderen wird deren authentisches Verhalten zu Gunsten der Dramaturgie im späteren Verlauf aufgegeben, wodurch man immer wieder aus der Immersion gerissen wird. Außerdem wirkt die Struktur der Erzählung wirr und einige Story-Entwicklungen basieren auf massiven, nahezu unmöglichen Zufällen, was immer wieder frustrierend ist.
Nach den Trailern konnte man einen ruhigen und besonderen Animationsfilm erwarten, aber bedauerlicherweise kann diese Erwartungshaltung nicht eingehalten werden. Die Inszenierung, egal ob es der emotional manipulative Musikeinsatz, das Pacing oder einige Botschaften sind, die dem Zuschauer wie mit dem Zaunpfahl ins Gesicht gepfeffert werden, lassen Der Wilde Roboter leider zu einem ziemlich konventionellen Animationsfilm verkommen.
Die positiven Aspekte dürfen aber keinesfalls außen vorgelassen werden: Die Gefühle, auch wenn mit ziemlicher Unterstützung des Scores, kommen beim Zuschauer an. Es gibt unheimlich viele witzige Momente, die vor allem durch die schrulligen Charaktere herbeigeführt werden und auch die Synchronsprecher machen ihren Job großartig. Allen voran Pedro Pascal als Fuchs spricht seinen ambivalenten Charakter sehr überzeugend. Der große Gewinn von Der Wilde Roboter ist aber die unglaubliche Detailverliebtheit in seinen kleinen Momenten. Wie durch den Roboter Roz große Emotionen durch kleines Augen Flackern oder minimale Geräusche transportiert werden, ist ganz großes Kino.
Fazit
Mit "Der Wilde Roboter" hat DreamWorks ein schönes und optisch beeindruckendes Werk geschaffen, der aber durch Schwächen im Drehbuch nicht an die großen Meisterwerke DreamWorks heranreichen kann. Außerdem sollte man seine Erwartungshaltung, falls man den Trailer gesehen hat und diesen mochte, etwas anpassen. Für einen Kinobesuch mit Kindern sollte er aber bestens geeignet sein.
Autor: Rene Lentsch