Inhalt
Familie Chen lebt ein beschauliches Leben in ihrem kleinem Eigenheim, fernab jeglicher Sorgen. Während der Sprössling der Familie im fernen Australien Medizin studiert, durchlebt Lucy, die jüngere Tochter der Chens, die turbulente Phase der Pubertät. Was jedoch keines der Kinder ahnt: Ihre Eltern hüten ein dunkles Geheimnis, den die Vergangenheit der Chens hat in ihnen tiefe Narben hinterlassen, die sich langsam aber sicher ihren Weg in die Gegenwart bahnen. Als Lucy eines Abends plötzlich ein Glas mit einer unheimlichen Substanz findet nimmt das Grauen seinen Lauf, und der Fluch der Vergangenheit ergreift urplötzlich vom Geist des jungen Mädchens Besitz.
Die Chens sehen sich gezwungen, den Dämonen ihrer Jugend ins Gesicht zu blicken, mit ungeahnten Folgen für ihre Kinder und das gesamte Gefüge der kleinen Familie.
Kritik
Böse Zungen behaupten ja gerne, dass der asiatische Film in Zeiten konstanter Ideenarmut des öfteren die alten Archive der westlichen Kollegen plündert und so bekannte Werke in neuem, nicht sehr originellem, Design umsetzt. Wirft man jedoch einen Blick auf das Horror Genre, so muss sich der Westen selber an die eigene Nase fassen, denn gefeierter Werke wie etwa „The Ring“, oder „The Grudge“, die etlichen Kinogängern das Blut in den Adern gefrieren ließen, stammen von populären asiatischen Vorlagen, wie etwa dem grandiosen „Ju-on“.
Mit „The Second Coming“ hat sich Regisseur Herman Yau, bekannt für „Ip Man Zero“, jedoch keinen Gefallen getan, denn diesen Film werden wir in naher Zukunft sicherlich nicht in westlichen Kinosälen bewundern dürfen.
Im Kern handelt es sich hierbei um eine Mischung aus „Der Exorzist“, „Poltergeist“ und „Ju-on“. Eine namenlose Entität ergreift Besitzt von der jungen Lucy Chen (Joey Leong) und terroriesiert fortan das junge Mädchen und ihre Familie. Soweit nichts Neues und leider kann man sich an dieser Stelle im Grunde jeglichen Nebensatz sparen, denn inhaltlich muss man hier seine Ansprüche wirklich drastisch zurück schrauben.
Abgesehen von ein paar überraschenden Wendungen, die leider weder zum Fluss der Geschichte, noch zu ihrer inneren Kohärenz beitragen, plätschert die 0815 Storyline genügsam vor sich hin.
Diese recht lieblose Herangehensweise an die Materie wird umso deutlicher, wenn man sich die visuelle Umsetzung des Geistes ansieht. Ein Kind mit aschfahlem Gesicht, dunklen Augenringen und einem leblosen Blick, nicht gerade die Krönung der Kreativität.
Das Trauerspiel setzt sich prompt in der technischen Sparte fort, denn obwohl der Film nicht einmal 1 Jahr alt ist, wirken die meisten Effekte so, als würden sie noch aus der letzten Dekade stammen. Gerade wenn es darum geht die grausamen Visionen, von denen Hauptdarstellerin Lucy geplagt ist, auf Celluloid zu bannen, muss man sich als Zuschauer des öfteren Fragen, ob es sich hierbei nicht eher um Fanprojekt, als um einen Multimillionen Dollar Film handelt.
Überraschenderweise ist der Streifen, trotz einer USK Einstufung von 18 Jahren, recht harmlos.
Bis auf ein paar Spritzer Kunstblut und die ein oder andere Maske, die, dank der eben angesprochenen dilettantischen Arbeit an den Effekten, eher belustigt als denn wirklich erschreckt, suchen Horror Fans hier vergebens nach dem großen Schocker.
Besonders hervorheben muss man den berühmten Jump-Scare, der in „The Second Coming“ so hemmungslos verwendet wird, dass man sich öfter die Frage stellt, ob Regisseur Yau in seinem Leben mehr als 3 Horror Filme gesehen hat. Sobald die Musik auch nur im entferntesten anfängt ins bedrohliche abzuschwenken, dauert es oftmals keine 30 Sekunden, bis der Poltergeist aus einem Spiegel, oder ähnlichem hervorspringt, kurz „Buh“ sagt und dann wieder verschwindet. Dank diesem Umstand verpufft jegliche Atmosphäre bereits im Keim, da man sich stets sicher sein kann, dass besagter Jump-Scare hinter der nächsten Ecke lauert, was zumindest für die zart besaiteten Zuschauer ein wahrer Segen sein dürfte.
Werfen wir zuletzt noch einen Blick auf den Cast, der, in alter Horrorfilm Tradition, nicht gerade aus der Crème de la Crème der asiatischen Filmlandschaft besteht.
Allen voran Hauptdarstellerin Joey Leong, die anscheinend so etwas wie eine asiatische Miley Cyrus ist, was leider bei uns im Westen nur wenig wert hat, denn alles war wir sehen, ist ein reichlich untalentiertes junges Mädchen, welches in keinster weise dafür geeignet ist einen kompletten Film auf ihren Schultern zu tragen.
Zugegebenermaßen trifft diese Kritik aber auch auf den Rest des Ensembles zu, denn selbst erfahrenere Schauspieler, wie Maggie Siu oder Tak-Bun Wong, die zusammen immerhin schon über 100 Filmauftritte vorweisen können, geben keine gute Figur ab.
Fazit
„The Second Coming“ beweist auf eindrucksvolle Art und Weise, dass es ab und an doch nicht ausreicht eine Hand voll populärer Horror Klischees in einem Topf zu werfen und auf ein gutes Ergebnis zu hoffen. Selbst Grass beim wachsen zuzuschauen verspricht einen größeren Nervenkitzel.
Autor: Sebastian Pierchalla