Inhalt
Florence will David ihrem Vater vorstellen. Doch David möchte Florence nur loswerden und spannt dafür seinen Kumpel Willy als Verführer ein. Zugleich haben die Vier alle ihre eigenen Probleme - nicht nur miteinander, sondern dem Film, den sie drehen.
Kritik
Auf Film-Festivals hat Quentin Dupieux (Smoking causes Couching) quasi ein Abo und auf keines davon passen seine Werke wohl besser als nach Cannes. Hier eröffnet der Regisseur und Drehbuchautor das diesjährige Programm mit einem außer Konkurrenz aufgeführten Paradebeispiel nicht nur der Charakteristika seines surrealen Stils, sondern der immer deutlicher hervortretenden inhaltlichen Tendenzen. Jene können nur Pluspunkt sein auf einem Festival, dessen Publikum sich köstlich über Diskriminierung amüsiert und Täter als wahre Opfer von Debatten um sexuelle Belästigung sieht.
Dass eine solche längst überfällige Debatte dieses Jahr in der Luft hängt, verstärkt noch den chauvinistischen Gestus der Eröffnungsszene eines Films im Film vom Filmdrehen. Dessen sich türmende Meta-Ebenen und Plansequenzen sind außer selbstgefälligen Spielereien nur Ablenkungsmanöver von einer pseudo-zeitgeistigen Story. Die basiert in typischer Dupieux-Manier auf Wiederholungswitzen, die im Grunde nur ein Witz sind. Dessen Pointe ist erwartungsgemäß stets dieselbe: Übergriffe, verbal, sozial und sexuell, sind ja ach so witzig, sie anzuprangern ist „Cancel Cultur“.
Ein Charakter fällt aus der Rolle - verbal und aus jener der Romantikkomödie, die das Ensemble der ersten AI-Inszenierung auf einer der Meta-Ebenen dreht - und ein anderer weist darauf hin, dass dies - in Sachen PC und Produktion - daneben sei. Dabei sind die in reaktionäre Rollen offenbar vernarrte Léa Seydoux (The Beast) als Freundin von David (Louis Garrel, The Plough), der Kumpel Willy (Raphaël Quenard, Les Olympiades) einspannt, sie ihm auszuspannen, und Vincent Lindon (Mit Liebe und Entschlossenheit) als Stéphane, der Komödien wie diese satt hat. Verständlicherweise.
Fazit
Nicht nur Vincent Lindon als einer der karikaturesken Schauspieler*innen-Charaktere möchte lieber hinschmeißen, statt noch einen Film wie den, in dem er steckt, zu durchzumachen. Als Kritikerin fühlt man ähnlich angesichts Quentin Dupieuxs bigotter Filmdreh-Farce. Deren aufgewärmte Stereotypen und spannungsloses Setting bieten weder einen hintersinnigen Einblick in das Handwerk, noch machen sie etwas Originelles aus dessen Möglichkeiten. Ironisch maskierte Intoleranz und aggressive Diskriminierung werden als Tabu-Bruch zelebriert, nicht nur vor der Kamera, sondern der Leinwand.
Autor: Lida Bach