Momentan ist Netflix in aller Munde. Nicht nur hochwertig produzierte Exklusiv-Serien-Formate wie zum Beispiel „Fargo“, „Narcos“ oder auch „Jessica Jones“ konnten ein weitreichendes Publikum rund um den Globus zu Recht in Verzückung versetzen, auch das von Cary Fukunaga („True Detective“) inszenierte Bürgerkriegsdrama „Beasts of No Nation“ mit Idris Elba gilt als weiterer Volltreffer der Distributionsplattform. Als jedoch die Nachricht die Runde machte, dass Netflix mit Adam Sandler(„Pixels“) einen Deal abgeschlossen hat, der vier Filme umfassen wird, die das angesehene Online-Unternehmen zusammen mit Sandlers Produktionsfilrma Happy Madison umsetzen wird, war die Resonanz in den Foren natürlich gespalten: Adam Sandlers polarisiert, stößt ab und zieht an. Dass Sandlers Werke zu den Lieblingen der Netflix-Nutzer gehören, versicherte Chief Content Officer Ted Sarandos anhand der Aufrufrate – und auch Adam Sandler war natürlich nicht abgeneigt, schließlich reimt sich Netflix so wunderbar auf Wet Chicks.
Das erste filmische Resultat der Kooperation steht den treuen (wie zahlungsfähigen) Besuchern der Seite nun mit „The Ridiculous 6“ zur Verfügung. Eine Persiflage auf John Sturges' Klassiker „Die glorreichen Sieben“, der sich ja ebenfalls als Tribut zollendes Paraphrase von Akira Kurosawas „Die sieben Samurai“ verstand. Es ist wie gewohnt ein schmaler Grat, auf dem sich Adam Sandler und sein Regisseur Frank Coraci („Eine Hochzeit zum Verlieben“) bewegen, und die Meldung, dass einige Ureinwohner das Set von „The Ridiculous 6“ verließen, weil sie sich respektlos behandelt gefühlt haben, potenzierte die düsteren Vorahnungen so mancher Adam-Sandler-Hater natürlich nochmals gnadenlos. Tatsächlich ist die Western-Klamotte mitnichten ein schlechter Film geworden, man muss nur eine gewisse Affinität zum bewusstseinserweiternder Dadaismus pflegen, mit dem Adam Sandler seit jeher durch die Kinosäle tourt. Wichtiger scheint aber vorerst die Frage, inwiefern sich die Vorwürfe der Native Americans rechtfertigen lassen, gerade in Zeiten, in denen Unterdrückungsdebatten erneut ihre Runden durch die amerikanische Politik ziehen.
Selbstverständlich kann man den Humor, den Adam Sandler in „The Ridiculous 6“ zelebriert als mindestens grenzwertig, wenn nicht sogar verwerflich, erachten. Man muss allerdings die Größe beweisen und „The Ridiculous 6“ in seiner Gesamtheit betrachten, um zu verstehen, dass die Gags, die auf Kosten der kulturellen Tradition der Indianer gehen, keinesfalls einer bösen Absicht unterliegen, sondern vielmehr als karikierendes Teilstück einer ungemein gutmütigen Grundhaltung fungieren. „The Ridiculous 6“ unterliegt keiner Ideologie, „The Ridiculous 6“ möchte nicht in einen politischen Kontext gezwängt werden, stattdessen überhöht er Ethnien (ob Indianer, europäische Siedler oder Mexikaner) ohne üble Gesinnung und verfügt darüber hinaus über so viel Herz, um sich schlussendlich für ein multikulturelles Miteinander auszusprechen. Im Finale, bevor ausgelassen gemeinschaftlich gefeiert werden darf, entsagt Tomy „White Knife“ Stockburn (Adam Sandler) der von Gewalt und Betrug verseuchte Mentalität seines Vaters (Nick Nolte, „Picknick mit Bären“), um sich zu seinen ehrenvollen Schöpfern im Geiste zu bekennen: Den Indianern.
„The Ridiculous 6“ hat eher das Problem, dass er mit 120 Minuten etwas zu langwierig geraten ist und die Pointen, die er über diese Laufzeit abfeuern möchte, nicht selten repetitiv erscheinen oder aufgrund ihrer extremen Vorhersehbarkeit gnadenlos verpuffen. Dabei hat der Ensemblefilm ein illustres Aufgebot an Darstellern im Repertoire, die scheinbar durchaus Spaß an dem ganzen Nonsense gehabt haben. Neben Adam Sandler und Nick Nolte geben sich (unter anderem) Taylor Lautner, Terry Crews, Harvey Keitel, Steve Buscemi, John Turturro, Steve Zahn oder Danny Trejo die Ehre. „The Ridiculous 6“ erzählt im Kern von Brüderlichkeit, Loyalität und Nächstenliebe, appliziert Anachronismen und schert sich keinesfalls um eine verbürgte Historisierung des Geschehens. Hier regiert der sympathische Unsinn und das launige Gepolter, während die Tropen, die Stereotype und die Ikonographie des amerikanischen Western emuliert und folgerichtig durch den Kakao gezogen werden. Das John-Ford-Valley-ähnliche Ambiente ist dabei durchaus stimmungsvoll eingefangen, genauso wie die Aufbereitung von Motiven der „Die glorreichen Sieben“-Komposition immer wieder ins Schwelgen geraten lässt.