Drei Jahre hat er die Pfeife nicht gesehen und plötzlich schneit sie während eines Blizzards einfach so in seine Bar. Paul ist nicht komplett erfreut, Steve nach so langer Zeit wieder zu sehen. Als dieser dann auch noch anbietet, seine alten Schulden mit einer Geschichte zu begleichen, ist das Maß voll. Er ruft „ihn“ an, um das Problem Steve zu erledigen. Bis Stelly ankommt, wird Paul warten und zuhören: Eine Geschichte in einer Geschichte in einer Geschichte… mit einer einzigen fiesen Message.
Kritik
Kommt ein Typ in eine Bar…so fangen viele schlechte Witze an. Aber auch The Oak Room, der aus diesem banalen Beginn eine Art Möbius Schleife entwickelt, die auf verschiedenen Spuren das an sich lapidare Tresen-Gespräch in ein spannendes Puzzle-Spielchen verwandelt. Dieser Typ namens Steve (RJ Mitte, Breaking Bad) kommt nach drei Jahren während eines Blizzards kurz vor der Sperrstunde völlig überraschend wieder in die Kneipe seines alten Heimatstädtchens mitten in der tiefsten, kanadischen Provinz geschneit. Sein unfreiwilliger Gastgeber Paul (Peter Outerbridge, Saw VI) hat noch einige Rechnungen mit ihm offen, aber selbst die baldige Ankunft eines noch wütenderen Gläubigers versetzt den jungen Mann kaum in Unruhe. Stattdessen lässt er sich nieder und will Paul über eine Begebenheit berichten, die sich angeblich vor wenigen Tagen in einer sehr ähnlichen Spelunke namens The Oak Room zugetragen hat. Der Anfang ist baugleich: Kommt ein Typ in einer Bar…
Nebendarsteller Ari Millen (Orphan Black) verkörperte seine Rolle bereits in dem zugrundeliegenden Bühnenstück und trug die Idee zu einer Leinwandadaption an Regisseur Cody Calahan weiter. Mit geringen Mitteln entstand daraufhin dieses beklemmende Kammerspiel, das sich voll und ganz auf seine erzählerischen Qualitäten stützt. Denn schließlich geht es nur darum, wie man eine Geschichte vorträgt. Oder aus welchem Grund. In einem anderen Kontext, vom falschen Punkt oder an das falsche Publikum gerichtet mag sie ziemlich langweilig, belang- und sogar sinnlos erscheinen, aber wenn man all diese Faktoren korrekt ausrichtet, schließt sich plötzlich auf bösartige wie sarkastische Weise langsam der Kreis. Geduld ist trotz der schlanken Laufzeit von nur knapp 80 Minuten das Zauberwort bei The Oak Room, der seinen Rahmen genüsslich ausdehnt und einer eher Kurzfilm-taugliche Prämisse selbstbewusst aufpumpt. Das gelingt ihm erstaunlich gut, denn der Mangel an tatsächlicher Handlung wird durch abwechslungsreiche wie unterhaltsame Wortgefechte, seine unterkühlte Atmosphäre, eine geschickte Narration und überdurchschnittlich gute Darsteller clever kompensiert.
Der Film ist dabei keinesfalls wahnsinnig originell oder innovativ, hantiert mit dem ihm gegebenen Möglichkeiten nur ziemlich effektiv. Seine Faszination und konstante Spannung entsteht durch die behutsame Art und Weise, wie die Story in der Story nur dazu genutzt wird, um den Zuhörer vom Offensichtlichen so lange abzulenken, bis die Zeit für die Pointe gekommen ist. Das ist kein Meisterstück, aber smart antizipiert und allein für diesen recht ungewöhnlichen wie mutigen Ansatz bereits aller Ehren wert. Dazu wirklich bemerkenswert gut inszeniert, wobei die überdeutliche Bühnenherkunft diesmal eher eine Stärke denn eine Schwäche darstellt.
Fazit
Die böse Nachtgeschichte zur Sperrstunde. „The Oak Room“ ist ein kleines, smart vorgetragenes Kammerspiel mit viel Gewicht auf Dialog und Narration, was die schlichte, aber deswegen nicht schlechte (Kurz)Geschichte anständig über die Spielfilm-taugliche Mindestlänge befördern kann.
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