Inhalt
BlackWoman ist mitten in der Wüste zurückgelassen worden, eingesperrt in einen Käfig auf einem Anhänger. Hier soll sie sterben. Aber dazu ist sie nicht bereit. Durch eine Welt, in der Verseuchung und Verfolgung drohen, wandert sie von der Wüste über die Berge bis in die Stadt, nur um wieder gefangen genommen zu werden. Die Mächtigen sind nicht bereit, ihre Privilegien aufzugeben. BlackWoman, erneut auf der Flucht, muss sich auf sich selbst besinnen.
Kritik
Der Umstand, dass Rolf de Heer (In the Same Garden) überzeugt ist, er sei als wohlhabender alter weißer Mann und Nachfolger der Kolonialmacht genau der Richtige, um eine sinnbildliche Geschichte von kolonialistischer, rassistischer und kapitalistischer Ausbeutung aus der Perspektive einer weit jüngeren, mittellosen, farbigen Frau zu erzählen, sagt unendlich viel mehr über strukturelle Unterdrückung, privilegiertes Selbstverständnis und bis in die Gegenwart fortbestehenden Mechanismen der Diskriminierung als die vollen 96 Minuten seines bedeutungsschweren Berlinale Beitrags.
Dessen Handlung beschreibt eine episodische Ellipse, die nicht nur in ihrer allegorischen Aussage nie über ihren Ausgangspunkt hinwegkommt. Die postapokalyptische Szenerie, trostlose Stimmung und großteils gewaltvolle Interaktion erschaffen einen pessimistischen Nihilismus, der zum Dauerzustand geworden letztlich nur erschöpfend und ergebnislos wirkt. Jede der Wegstationen der in den Credits als BlackWoman bezeichnete und somit in enthüllender Plakativität über ihre Hautfarbe definierte Protagonistin (stark: Mwajemi Hussein) vermittelt dem Publikum die gleiche Lektion.
Da jene Botschaft von der Ausbeutung indigener Menschen in sich nur äußerlich unterscheidenden Formen historischer und moderner Sklaverei längst verinnerlicht wurde, wirkt deren beständige Wiederholung umso redundanter. Der Limbo-Litanei des australischen Regisseurs geht es nicht um das Etablieren einer neuen kulturgeschichtlichen Erkenntnis, sondern seiner vermeintlichen ethischen Überlegenheit über jene, die wie die prominent ins Bild gerückten Ameisen über ihresgleichen herfallen. Bittere Ironie, dass er sich dafür die Aufklärungsarbeit der Ausgebeuteten aneignet.
Fazit
Wäre es Rolf de Heer mit seiner penetranten Parabel über den Fortbestand repressiver Ausbeutungsstrukturen ernst, würde er seinen durch Weißsein, Gender und Wohlstand garantierten Status dazu nutzen, den Unterdrückten Gehör zu verschaffen. Stattdessen eignet sich seine filmische Demonstration deren Geschichte(n) an, um damit im Wettbewerb eines A-List-Festivals zu konkurrieren. Dieses Paradox privilegierter Ignoranz ist die einzige Lehre seiner endzeitlichen Exegese. Deren abstrahierte Sprachlosigkeit wird zum unfreiwilligen Symbol fehlender Aussagekraft.