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Quelle: themoviedb.org

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Im Mittelpunkt dieser postapokalyptischen Geschichte steht Augustine (George Clooney), ein einsamer Wissenschaftler in der Arktis, der verzweifelt versucht, Sully (Felicity Jones) und ihre Astronautenkollegen daran zu hindern, nach Hause zurückzukehren, wo sie eine mysteriöse globale Katastrophe vorfinden würden.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Der alte Mann und das Sternenmeer: So ungefähr könnte man George Clooneys (Suburbicon) neue Regiearbeit The Midnight Sky auch nennen. Mit kurzgeschorenen Haaren, wildem Bart und melancholischen Augen vegetiert Clooney als Weltraumwissenschaftler Augustine Lofthouse auf einer Station in der Arktis vor sich hin. Lofthouse ist allein – die Menschheit wurde durch ein nicht näher beschriebenes Ereignis fast komplett ausgelöscht – und hadert mit seinem Leben. Der einst sehnsüchtige Blick zu den Sternen hat sich längst in ein gesenktes, trauriges Starren in den Abgrund der Realität gewandelt. Doch nicht alles ist verloren. Eine letzte Weltraummission um Felicity Jones (Rogue One: A Star Wars Story) kehrt ohne Wissen über die Ereignisse vom bewohnbaren Jupitermond K23 zur Erde zurück – und Lofthouse ist der einzige, der die Crew über den Zustand des Planeten informieren kann.

Was folgt ist einer der melancholischsten Filme des Jahres. Bei den Stichwörtern Clooney und Weltraum denkt so mancher vermutlich direkt an Alfonso Cuaróns Gravity – ein Film, der vor allem das sensorische Erleben einer gefährlichen Allmission ins Zentrum rückte. Und obwohl sich The Midnight Sky bei Gravity inszenatorisch bedient, ist er kein Action- oder Katastrophenfilm. Vielmehr eifert Clooney dem Geist nachdenklicher Science-Fiction-Dramen wie Solaris oder dem letztjährigen Ad Astra - Zu den Sternen nach: Filme, die der Weite des Weltraums nicht mit Sehnsucht entgegenblicken, sondern mit Resignation und Trauer.

Dass der Film zum Abschluss des Jahres 2020 auf Netflix erscheint fühlt sich eigenartig passend an. Fast wirkt es so als würde Clooney mit The Midnight Sky den Weltschmerz verarbeiten, den das Jahr bei fast jedem von uns hinterlassen hat. Die Ohnmacht des Menschen im Angesicht der Natur ist eines der zentralsten Motive in The Midnight Sky. Und dieses wird vollumfänglich ausgekostet und von Clooney in teils atemberaubende Bilder gehüllt.

Allein visuell handelt es sich bei The Midnight Sky vermutlich um Clooneys beste Regiearbeit. Seien es ein musikalisch begleiteter Weltraumspaziergang oder ein undurchsichtiger Schneesturm, The Midnight Sky überzeugt immer wieder mit tiefatmosphärischen Bildern voller Pathos. Auch Alexandre Desplats (Oscar für The Shape of Water) hochdramatischer Soundtrack trägt zu diesem überwältigenden Eindruck bei: In seinen besten Momenten verwebt The Midnight Sky kongenial Musik und Bild zu einer packenden audiovisuellen Symbiose. Doch überwältigend ist nicht immer etwas Positives. Verzaubert ein Moment noch durch ein paar der schönsten musikalischen Motive des Jahres, verleitet ein anderer durch sentimentalen Überfluss zum Augenrollen. The Midnight Sky will ein poetischer Film sein – und in einigen Szenen ist er das auch – immer wieder überspannt Clooney hier jedoch den Bogen und suhlt sich in übergroßer Melancholie.

Auch inhaltlich ist der Film ab und an zu viel des Guten. Da merkt man dann, dass der Film auf einer literarischen Vorlage basiert, die deutlich mehr Raum für den umfangreichen Plot bietet als 122 Minuten. Abseits von Clooneys Odyssee in der Arktis (bei der er ganz nebenbei noch ein einsames Mädchen unter seine Fittiche nimmt) wird auch die Odyssee der Weltraummission von K23 ausgiebig beleuchtet. Immer wieder springt The Midnight Sky zwischen seinen Plotlines hin und her, oft eher plump als grazil. Eine echte narrative Balance vermisst man in Clooneys Weltraumdrama, immerhin führt der Film seine Geschichte am Ende aber rund zusammen. 

All diesen Problemen zum Trotz erschafft The Midnight Sky einen wirklich tiefatmosphärischen Sog. Als Zuschauer muss man dafür in der richtigen Stimmung sein, denn so humorlos wie Clooney hier voranschreitet hat man ihn lange nicht mehr erlebt. Wenn man sich jedoch auf das Gezeigt einlassen kann, wird man mit einem in den besten Momenten wirklich poetischen Weltraumdrama belohnt, dass – wie sollte es anders sein – seine Wirkung vermutlich erst im Kino wirklich hätte entfalten können.

Fazit

So melancholisch hat man George Clooney lange nicht mehr erlebt. Mit seinem neusten Film „The Midnight Sky“ wirft der Regisseur und Hauptdarsteller einen tieftraurigen Blick in den Sternenhimmel, verarbeitet vergangene Fehler und zerstörte Träume und hält der Menschheit (passend zum Jahr 2020) einen resignierten Spiegel vor. Das ist teils tief atmosphärisch, gar poetisch inszeniert, suhlt sich auf der anderen Seite aber auch zu oft in platten Sentimentalitäten. Ein ambivalenter Film, der den Zuschauern viel Akzeptanz abverlangt, aber auch in der Lage ist diese Akzeptanz zu belohnen.

Kritik: Thomas Söcker

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