Inhalt
Der 17-jährige Tim (Jack Wolfe), Gesangsschüler am legendären Mozart-Internat in den österreichischen Alpen, entdeckt eines Nachts ein jahrhundertealtes geheimes Portal, das ihn in die fantastische Welt von Mozarts „Die Zauberflöte“ katapultiert. Als Prinz Tamino begegnet er dort dem gewitzten Vogelfänger Papageno (Iwan Rheon), mit dessen Hilfe er von nun an jede Nacht gefährliche Abenteuer bestehen muss, um die Prinzessin Pamina (Asha Banks) aus den Fängen des Fürsten Sarastro (Morris Robinson) zu befreien. Aber auch tagsüber ist Tims Schulalltag nicht langweilig, denn er versucht, die begehrte Hauptrolle des Tamino in der jährlichen Schulaufführung der „Zauberflöte“ zu ergattern, und lernt auch noch die taffe Sophie (Niamh McCormack) kennen, die ihm mächtig den Kopf verdreht…
Kritik
Mit der Zauberflöte hat Wolfgang Amadeus Mozart eine der beliebtesten Opern der Musikgeschichte geschaffen. Eine Geschichte von Gut und Böse, Liebe und Rache, hellstem Tag und dunkelster Nacht, gleichsam große Heldengeschichte und fabelhafte Komödie. Die märchenhafte Erzählung, verortet in einem magischen Ägypten, wird verstärkt durch Mozarts gleichermaßen verspielte wie ernste Musik. Es ist ein Stoff, der Kinder und Erwachsene bis heute begeistert und der geschaffen ist für die große Leinwand: bunte Welten, atmosphärische Musik, stilisierte Heldengeschichte. Eine gute Produktion (siehe Bergmans Zauberflöte) macht daraus großes Kino; diese hier besetzt Wilson Gonzalez Ochsenknecht (Die Wilden Kerle).
The Magic Flute ist nicht nur eine schlecht inszenierte Nacherzählung Mozarts Zauberflöte, der Film packt den Stoff auch in eine langweilige und überflüssige Rahmenhandlung. Dort geht es um den jungen Gesangsschüler Tim Walker (Jack Wolfe, Shadow and Bone), der an einem Salzburger Konservatorium im Vorsingen um die Rolle des Taminos scheitert. Währenddessen entdeckt er nachts in einer Standuhr ein geheimes Portal, das ihn in das magische Ägypten führt, wo er als Prinz Tamino die Handlung der Zauberflöte an der Seite von Papageno (Iwan Rheon, Game of Thrones) durchlebt. In der realen verliebt sich Tim in Sophie (Niamh McCormack), die Tochter des Konservatoriumsdirektors. Deren Liebesgeschichte ist jedoch keine Spiegelung der märchenhaften Liebesgeschichte zwischen Tamino und Prinzessin Pamina (Asha Banks, Rache ist süß), sondern verläuft vielmehr nach dem typischen Narrativ einer romantischen Komödie. Es ist ein misslungener und unpassender Versuch dem Zauberflöten-Stoff einen authentischeren Anstrich zu verpassen. Ein weitaus filmischeres Unterfangen wäre es gewesen, sich voll auf die Kraft der märchenhaften Zauberflöten-Welt zu verlassen und diese farbenprächtig und detailverliebt auf die Leinwand zu bringen.
Von Detailverliebtheit und Farbenpracht kann in The Magic Flute keine Rede sein. Die grau-blauen Bilder der magischen Welt stehen kaum im Kontrast zur tristen Welt der Gesangsschule und dunkeln die zahlreichen CGI-Bilder zwar bis zur Unkenntlichkeit ab, können über das lieblose Design peinlicher CGI-Schlangen aber nicht hinwegtäuschen. Das Potpourri der Unerträglichkeit beinhaltet nicht nur Computerechsen, fehlende Beleuchter und Teddy Teclebrhan in der Rolle des Musiklehrers; das Hauptproblem von The Magic Flute sind die fürchterlichen Gesangseinlagen der Hauptdarsteller. Die Nummern der Zauberflöte werden uns mit schmetterndem Musicalgesang präsentiert, als wären sie aus dem Stage Theater in Hamburg importiert, dort wo sich jeden Tag tausende in Blümchenbluse geworfene Kleinstadtgrazien den Kurzurlaub mit pappig glänzenden Theaterbrezeln und den afrikanischen Rhythmen aus Der König der Löwen versüßen. Dort sieht man diese kleingeistige Neuverfilmung der Zauberflöte bestens aufgehoben. Zwischen maßlos überteuerten Eintrittspreisen, kleinbürgerlichem Unterhaltungsanspruch und einem Publikum, dass sich einfach nur nicht traut, in die Oper zu gehen.
Fazit
Die Cringeflöte.
Autor: Kevin Gensheimer