Inhalt
Vic Edwards war der größte Star Hollywoods, eine College-Football-Legende die zuerst zum Stunt-Double und schließlich zum Hauptdarsteller wurde. Inzwischen über achtzigjährig, überzeugt ihn ein alter Freund, auf einem Filmfestival in Nashville den Preis für sein Lebenswerk entgegenzunehmen. Mit der ungewöhnlichen Bekanntschaft eines rebellischen Teenagers beginnt ein urkomisches Abenteuer und eine ergreifende Reise in Vics Vergangenheit.
Kritik
Das Drehbuch zu The Last Movie Star hat Adam Rifkin (Detroit Rock City) nur für Burt Reynolds (Der Tiger hetzt die Meute) geschrieben. Ohne dessen Engagement hätte der aus Illions stammende Autorenfilmer das Projekt auf sich beruhen lassen, was nur konsequent erscheint, ginge dem Film doch jedwede Sinnhaftigkeit abhanden, würde sich in der Hauptrolle nicht der echte Burt Reynolds zu seiner letzten großen Vorstellung aufschwingen. In diesem Fall allerdings brauchen wir nicht weiter im Konjunktiv sprechen, denn der Ein ausgekochtes Schlitzohr-Star hat durchaus erkannt, welches Potenzial in diesem selbstreflektorischen Nostalgietrip liegt und beweist sich in der Rolle des Vic Edwards nicht nur als begabter Charakter-Darsteller, sondern auch als weitsichtiger Mensch, der bereit ist, den schwerwiegenden Fehlern seines Lebens ins Gesicht blickt.
Vic Edwards, das Alter Ego von Burt Reynolds, war in den 1970er Jahren eine Kino- und Männlichkeitsikone; Nicht nur an den Kassen bewies er sich als König, sondern auch darin, Frauen um den Finger zu wickeln. Inzwischen aber ist der ehemalige Superstar abgehalfter, verbittert und enttäuscht. Wenn er dieser Tage noch etwas Regung unterhalb der Gürtellinie erleben möchte, dann muss er sich bei den blauen Pillen bedienen. Vic Edwards ist ein sehr klassisches Beispiel für die gnadenlosen Verwertungstrategien der Traumfabrik: So schnell wie sie Dich aufsteigen lässt, lässt sie Dich auch wieder fallen. Burt Reynolds weiß, wie es sich anfühlt, in der Bedeutungslosigkeit zu versinken. Von der College Football-Legende zum Stuntman und schließlich zur Action-Koryphäe ging der erste Akt seine Karriere nur steil bergauf, bis er sich einmal zu oft in zweitklassigen Werken unter Wert verkaufte.
Mit The Last Movie Star lässt Burt Reynolds nun nicht nur die Höhen seines Schaffens Revue passieren, sondern vor allem seine Tiefen und dessen Konsequenzen. Aus dem muskulös-drahtigen, charismatischen Mann ist ein gebrechlicher Greis geworden, dem sich die Zeichen der Zeit in den gesamten Körper gestanzt haben. Mit der Einladung zu einem Filmfestival, auf dem Vic den Preis für sein Lebenswerk entgegen nehmen soll, scheint sich der ehemaligen Größe noch einmal die Chance zu bieten, sich ein bisschen Restwürde zu bewahren und das eigene Ego streicheln zu lassen. Anstatt bis zum Rand gefüllte Kinosäle, rote Teppiche und üppige Limousinen aber erwartet Vic eine Bar voller Nerds, die seine Filme auf einer Miniaturleinwand im Nebenzimmer projizieren. Nicht nur Vic scheint vom Leben eingeholt, auch seine Kunst ist diesem Schicksal anheim gefallen.
Natürlich bringt es etwas Berührendes mit sich, Burt Reynolds noch einmal in einer Hauptrolle glänzen zu sehen – und dann noch in einer so introspektiven. Nicht zuletzt aus dem Grund, weil Reynolds inzwichen tatsächlich verstorben ist, noch bevor er sich in Quentin Tarantinos Once Upon a Time in Hollywood ein weiteres Denkmal setzen lassen konnte. Dieses filmische Abschiednehmen gibt sich erwartungsgemäßg ganz der Sentimentalität seines Protagonisten hin und sträubt sich auch nicht davor, die bitteren Entscheidung von Vic respektive Burt anzusprechen, letztlich aber ist The Last Movie Star vor allem im letzten Drittel eine zu penetrant gestaltete Hommage an eine ehemalige Koryphäe der Leinwand, die hier um in ihrem aufrichtigen Spiel zwar gekonnt um Vergebung bitten darf, die Inszenierung von Adam Rifkin hämmert allerdings doch zu grobschlächtig auf der Emotionsklaviatur herum.
Fazit
Burt Reynolds letzter Auftritt - und was für einer. Die ehemalige Leinwandlegende beweist noch einmal, dass sie eben nicht nur die Sex- und Männlichkeitsikone war, auf die sie viel zu oft reduziert wurde, sondern ein gestandener Charakter-Darsteller. In "The Last Movie Star" darf Reynolds noch einmal sein Leben reflektieren, seinen Höhen und Tiefen in die Augen blicken. Der Film wird durch die grobschlächtige Dramaturgie und das gerade gegen Ende sehr ungelenke Spiel auf der Emotionsklaviatur aber leider auch zu einer penetranten Seherfahrung.