Inhalt
Sir Philip Kimberly war früher Chef des britischen Geheimdienstes MI6. Vor Jahren ist er zur Gegenseite übergelaufen und arbeitet nun für die Sowjets. Er wird gezwungen, sich einer Gesichtsoperation zu unterziehen, um unter falschen Namen nach Großbritannien zurückkehren zu können. In London angekommen, soll er eine Liste mit Namen von Personen in Empfang nehmen, die vom KGB bezahlt werden. Doch Kimberly taucht unter und beschießt, die Liste dem MI6 anzubieten…
Kritik
Die Produktion von Agenten sterben zweimal stand unter keinem guten Stern. Zunächst verabschiedete sich Regisseur Mike Hodges (Flash Gordon) von dem Projekt, wurde aber mit Terence Young (James Bond 007 jagt Dr. No) nicht weniger prominent ersetzt. Vielmehr wurde ihm seine wackelige Finanzierung beinah zum Verhängnis. Mitten im Dreh ging das Geld aus und die beiden Hauptdarsteller Michael Caine (Tenet) und Laurence Olivier (Spartacus) warfen bereits entnervt die Brocken hin. Erst als durch neue Investoren frisches Geld hineingepumpt wurde, konnte der Film doch noch mit seinen beiden Stars beendet werden. Eine kaum rentable Investition, denn am Ende des Tages erntete der Film kaum positiv Rezensionen und war auch kommerziell kein Erfolg.
Dabei sind die Grundvoraussetzungen alles andere als uninteressant. Die Adaption des Romans The Jigsaw Man von Dorothea Bennett beruht auf der Geschichte von Kim Philby, einem hochrangigen Mitarbeiter des britischen Geheimdienstes, der sein Leben lang für den KGB die eigenen Reihen ausspionierte, bevor er sich in den 60ern enttarnt in die Sowjetunion absetzte. Philby diente immer wieder als Inspiration für Spionagegeschichte, insbesondere für die Werke von John le Carré. Als prominentestes Beispiel sei die zweite Verfilmung von Dame, König, As, Spion aus dem Jahr 2011 genannt. Die Grundstory rund um einen Überläufer, der mit neuem Gesicht wieder in die alte Heimat London geschleust wird, sich dann aber entschließt, lieber auf eigene Rechnung zu handeln, ist auch prädestiniert für einen spannenden Spionagefilm, insbesondere mit zwei so begnadeten Hauptdarstellern versehen. Die beiden Sirs Michael Caine und Laurence Olivier sind auch zweifellos das Highlight des Films und sorgen mit ihrer Klasse und Routine schon mal für eine stabile Basis, über die Agenten sterben zweimal aber nie ernsthaft hinauskommt.
Vielleicht mag es der komplizierten Produktionsgeschichte geschuldet sein, dass der Film eher lieblos zusammengesetzt wirkt und vor allem in seiner Inszenierung altbacken und bieder. Dabei ist außer Terence Young auf dem Regiestuhl auch noch Kameramann Freddie Francis mit von der Partie, der für Söhne und Liebhaber (1960) und Glory (1989) zweifach Oscar-prämiert wurde und in den 60ern und 70ern zu den Stammregisseuren der HAMMER-Studios gehörte (u.a. Haus des Grauens). Das merkt man ehrlich gesagt überhaupt nicht, zu beliebig und unspektakulär sind die Bilder, dass man sich hier mehr in einer TV-Produktion wähnt. Der Plot ist alles in allem ganz in Ordnung, erledigt mehr oder weniger Dienst nach Vorschrift, zumindest ohne dabei bedeutend zu langweilen. Die beiden großen Stars ausgenommen bietet Agenten sterben zweimal allerdings auch kaum bis gar nichts an, was ihn entscheidend über den mausgrauen Durchschnitt hinwegbefördern kann.
Fazit
Mittelmäßiger Agentenpoker, dessen interessante Grundprämisse - und vor allem deren reale Hintergründe - eigentlich deutlich mehr anbieten sollte. Für halbwegs solide 90 Minuten an einem verregneten Vormittag kann das mal ausreichen, gesehen haben muss den trotz der prominenten Namen vor und hinter der Kamera aber definitiv nicht.
Autor: Jacko Kunze