Inhalt
Mitten im Bürgerkrieg kehrt Lieutenant Frank Hewitt nach Texas, in seine Heimat, zurück. Kaum ist er zurück, gibt es schon die ersten Fehden. Ein friedlicher Indianerstamm wird auf Befehl eines ehrgeizigen Nordstaaten-Offiziers sinnlos niedergemetzelt. Darauf schwören die Indianer Rache. Hewitt beschließt, die wehr- und schutzlosen Farmersfrauen der Gegend auf die Vergeltungsschläge vorzubereiten und bildet sie militärisch aus. In einer alten Missionsstation lehrt Hewitt die beherzten Damen den Umgang mit dem Schießeisen. Als die Indianer dann schließlich angreifen, gelingt es Hewitt und seinen tapferen Kämpferinnen, die Rothäute zurückzuschlagen. Als Hewitt zu seiner Militäreinheit zurückkehrt, wird er allerdings als Deserteur vom Kriegsgericht verurteilt. Da holen ihn seine Petticoat-Damen aus dem Gröbsten heraus.
Kritik
Man darf sich als Connaisseur gediegener Filmkunst wirklich glücklich schätzen, vergessene Perlen, wie auch Das Fort der mutigen Frauen eine solche in seinen besten Momenten erahnen lässt, heutzutage (erstmalig) in überarbeiteter Hochauflösung zu Gesicht zu bekommen. Vor allem, weil derlei Werke immer wieder in voller Pracht daran gemahnen, welch unbändige Schönheit doch vom satten CinemaScope ausgeht: Eine Augenweide jedenfalls ist der Western von George Marshall (Das war der Wilde Westen) zweifelsohne, weil es ihm gelingt, eine organische, nur selten stockende Harmonie in den visuellen Wechsel von Studio- und Außenaufnahmen zu bringen. Aber lohnt es sich auch über seine technische Klasse hinaus, Das Fort der mutigen Frauen in den heimischen Player zu schieben respektive ihm gar einen Platz in der gut sortierten Filmsammlung zuzugestehen?
Durchaus, wenngleich sich die Euphorie in der Besprechung eher auf die Farbenpracht der Bilder bezieht, anstatt Das Fort der mutigen Frauen für seinen wagemutigen Inhalt zu huldigen. Dabei hätten George Marshall und Walter Doniger, der Chester William Harrisons Erzählung Petticoat Brigade für die große Leinwand adaptierte, durchaus das Zeug gehabt, aus dem im Jahre 1957 entstandenen Western eine echte Genre-Referenz zu bilden, besitzt der Film doch zwei gravierende Elemente, die ihn vom Rest des Genres wohltuend abhebt: Er zeigt keine Scheue dahingehend, das amerikanische Selbstverständnis zu hinterfragen und hat ebenso Interesse daran, die Maschen des von Maskulinität dominierten Sujets mit einem Anflug an erfrischendem Feminismus aufzulockern. Tragischerweise unterliegen diese – im Kontext seines Entstehungsjahres – progressiven Ansätze einer eher stiefmütterlichen Behandlung.
Denn wenngleich das titelgebende Fort von Frauen bewohnt ist, die sich bärbeißig und renitent geben; die nicht nur wissen, was am Herd zu tun ist, sondern auch in der Lage sind, das Schießeisen durchzuladen und zielgerichtet abzufeuern, ist Frank Hewitt (Audie Murphy, Der weiße Teufel von Arkansas) heldenhafter Dreh- und Angelpunkt des Films: Er desertiert und lässt die blaue Kavallerie hinter sich, weil er den Unschuldigen zur Rettung eilen möchte und darüber hinaus weiß, dass man die Kultur sowie die Territorien der indianischen Völker ehren muss. Seiner stereotypen Charakter-Zeichnung ist es wohl auch anzurechnen, dass Das Fort der mutigen Frauen nur im gedanklichen Anklang über den obligatorischen Western-Topoi hinauswächst, weil er sich im Endeffekt eben doch zu sehr auf einen anschwellenden Score verlässt, unter dem das Gefecht gegen die wutschnaubenden Indianer gleich viel energischer (sprich: genredienlicher) erscheint.
Fazit
Nun, "Das Fort der mutigen Frauen" ist kein schlechter Film und funktioniert in erster Linie auch wunderbar als Reise zurück in die Zeit: Als Breitbildschönheit jedenfalls gelingt es George Marshalls Western durchaus, voll und ganz zu überzeugen. Die sinnstiftenden Ansätze, vom Feminismus bis zur Anklage damaliger Militäroperationen, aber verpuffen zuweilen regelrecht unter der alles dominierenden Heldenstilisierung des Audie Murphy. Wer sich wirklich über die Verheerungen des Sand-Creek-Massakers informieren möchte, der sollte sich besser "Das Wiegenlied vom Totschlag" anschauen.
Autor: Pascal Reis