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Quelle: themoviedb.org

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Der 12-jährige Mark wird nach dem Tod seiner Mutter bei Tante und Onkel untergebracht. Er wohnt dort zusammen mit seinem Cousin Henry, der stark verhaltensgestört ist und offensichtlich Böses im Schilde führt...

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Das Schicksal hat es mit Das zweite Gesicht definitiv nicht gut gemeint, erwies sich doch ein Faktor als ursprünglich für den rigorosen Misserfolg des Psycho-Thrillers an den Kinokassen: Der schockierende Mord am zweijährigen James Bulgar im Jahre 1993 schlug nicht nur im Vereinigten Königreich hohe Wellen, waren es doch zwei Zehnjährige, die das Kleinkind von seiner Mutter weglockten, um ihn zu einer Bahnstrecke in der Nähe von Walton zu führen, wo sie den Jungen schließlich auf bestialische Art und Weise umbrachten. Im gleichen Jahr sollte auch Das zweite Gesicht anlaufen, nur schien niemand ernsthaft Interesse (respektive Kraft) dahingehend aufbringen zu können, sich mit mordlustigen Kindern auf der Leinwand zu beschäftigen. Vor allem, nachdem das Medium Film als Grund herangezogen wurde, warum James Bulgar sterben musste.

Dabei erweist sich die Regiearbeit von Joseph Ruben (Für das Leben eines Freundes) schon allein unter dem Blickpunkt als ansprechende Produktion, zu sehen, wie Macaulay Culkin (Allein mit Onkel Buck) in einer der Hauptrollen gegen sein bis heute beständiges Kevin – Allein zu Haus-Image anspielt. Das blonde Nesthäckchen gehört zum festen Inventar der weihnachtlichen Rudelguckens, was für Joseph Ruben natürlich der springende Punkt war, den damals 12-Jährigen konsequent gegen den Strich seiner allgemeinen Wahrnehmung zu besetzen: Der Liebling aller festtäglichen Zusammenkünfte vor der Mattscheibe wird hier also zum durchtreibenen Satansbraten – und das sogar durchaus überzeugend. Ruben, der sich Zeit seines Schaffens im düsteren Thriller-Fach aufgehalten hat, weiß nach Filmen wie Dreamscape – Höllische Träume und The Stepfather natürlich genau, wie er den beliebten Jungdarsteller in Szene setzen muss.

Dreh- und Angelpunkt der Geschichte ist aber nicht der von Culkin mit verschmitztem Lächeln, bohrendem Blick und schwelendem Hintersinn verkörperte Antagonist, sondern Mark (Elijah Wood, Der Herr der Ringe: Die Gefährten), der nach dem Tod seiner Mutter für einige Wochen bei seiner Tante und seinem Onkel leben soll – und im verschneiten Idyll eben auch Bekanntschaft mit seinem Cousin Henry macht, der sich ihm erst mit brüderlicher Offenheit präsentiert, um nach und nach sein wahres, sein zweites Gesicht zu präsentieren. Während Wood als reinrassige Sympathiefigur agiert und seine unschuldigen Kulleraugen mit Unverständnis und Angst füllt, gibt Culkin eine durchaus fröstelnde Vorstellung als manipulativer Psychopath ab, der seine Familie schon vor Jahren im Geheimen zerstört hat und nun die faulen Früchte seines destruktiven Wesens mit Genuss erntet.

Wo die anderen Menschen sich mit ihren tiefen Verlust- und Schuldgefühlen arrangieren müssen, sät Culkin fernab jeder moralischen Instanz noch mehr Schmerz und Trauer. Subtil agiert der formal solide, teilweise aber in Richtung TV-Optik ausschlagende Das zweite Gesicht dabei zu keiner Zeit: Die durchtriebenen Extreme, denen sich der vordergründig charmante Henry bedient, um sein Umfeld zu terrorisieren, sind teilweise bar jeder Verhältnismäßigkeit und durchweg reißerisch, funktionieren im Genre-Kosmos aber immer noch in Anbetracht der grenzenlosen Boshaftigkeit, mit der der Teenager seinen Alltag bestreitet. Er ist das Böse; der Dämon der Trauer und der Horror des Abschieds. In gewisser Weise könnte man Henry somit auch als Materialisation für Marks Kampf gegen das Leid verstehen, den das Ableben seiner Mutter in ihm hinterlassen hat.

Fazit

Ein durch und durch in den 1990er Jahren verankerter Psycho-Thriller, der an den Kinokassen an seinem ungünstigen Auswertungszeitpunkt gelitten hat, heute aber immer noch als kurzweiliger und relativ spannender Reißer funktioniert, in dem Macaulay Culkin überzeugend gegen das Image anspielt, welches ihm durch Auftritte in "Kevin – Allein zu Haus" und dessen Fortsetzung bis heute anhängt.

Kritik: Pascal Reis

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