Wenn man von Pixar redet, redet man meist in Superlativen. Seit dem ersten „Toy Story“ im Jahre 1995 veröffentlichte das Filmstudio unter dem Banner von Walt Disney einen Erfolgsfilm nach dem anderen und die meisten davon gelten im kinematographischen Kanon auch als Klassiker der Filmgattung Animationsfilm und darüber hinaus. Doch auch bei Pixar gibt es Schattenseiten. Eigentlich hört man meist nur die positivste Promogeschichten über die Firma, doch als Pixar bei „Merida – Legende der Highlands“ die Regisseurin Brenda Chapman feuerte, war endgültig klar, dass auch bei Pixar Köpfe rollen können.
Aber mal ehrlich, wenn eine Firma über 7 Milliarden US-Dollar wert ist (so viel zahlte Disney, damit Pixar auch weiterhin nur für sie Filme erstellt), müssen und werden eben auch harte Entscheidungen gefällt. Auch „Arlo & Spot“, der früher noch „Der gute Dinosaurier“ betitelt wurde, hat eine rege Vergangenheit innerhalb von Pixar. Das Projekt wurde sogar zurückgehalten, große Teile überarbeitet sowie verworfen und vom ursprünglichen Voice-Cast (u.a. John Lithgow, Frances McDormand, Neil Patrick Harris) ist auch nichts mehr zu hören. Der Film wurde inhaltlich in eine ganz neue Richtung manövriert. Es wäre interessant zu wissen, in wie vielen Punkten sich die Fassungen unterscheiden. Auf der Disney-Expo 2013 veröffentlichte Pixar eine Stellungnahme, in der die Rede war von gravierenden Problemen bei der Story sowie den Figuren.
Nun, Probleme bei den Figuren hat die fertige, neue Version von „Arlo & Spot“ nur bedingt, denn der erste abendfüllende Animationsfilm von Peter Sohn (zuvor inszenierte er den Kurzfilm „Teilweise wolkig“) bietet erstaunliche wenige Charaktere und diese sind auch nicht sonderlich facettenreich, sondern erfüllen konsequent die Erwartung, dass jede Altersklasse mit ihnen zu recht kommt und sich, wie im Falle des ängstlichen Dinos Arlo, auch mit ihnen identifizieren kann.
Nach dem meisterhaften „Alles steht Kopf“, der gewiss auch für alle Altersgruppen geeignet ist, jedoch durch seine verschiedenen Interpretationsebenen gewiss mehr Erwachsene ansprach als Kinder, visiert „Arlo & Spot“ nun wieder eingängige wie effektive Unterhaltung an. die Geschichte mit allem Drumherum ist in ein drei bis vier Sätzen erklärt und sollte selbst die jüngsten Kinozuschauer vor keine allzu großen Probleme stellen.
Dazu versammeln sich in „Arlo & Spot“ so ziemlich alle gängigen Motive eines klassischen Disney-Films. Für die einen ist das ein Geschichtenaufbau nach Maß, für andere (wie den Schreiber dieser Zeilen) eine mehr als todgelaufene Aneinanderreihung von vergammelten Bekanntheiten. Fans der Disney-Mechanik werden hingen wohl jauchzen wenn sie erkennen, dass "Arlo & Spot“ hier und da sogar gewisse Ähnlichkeiten mit „Der König der Löwen“ hat, ohne jedoch dessen epochale Theatralik zu erreichen.
„Arlo & Spot“ ist eher ein Film der Marke „Ach, wie niedlich“ und bevor man jetzt meinen könnte, das Abenteuer des ängstlichen Dinosauriers Arlo wäre ein Reinfall, sei hier rasch dazwischengeschoben, dass es einige wirklich herzliche Gags und Einfälle in den Film geschafft haben und auch das knuffige Design der Dinosaurier kann einen durchaus hier und dort um den Finger wickeln, vor allem dann wie die Urzeitviecher menschliche Gesten und Verhaltensmuster vollführen.
Doch was „Arlo & Spot“ wirklich auszeichnet ist seine Naturkulisse. Bereits früh vor den ersten Bewegtbildern, wurde immer wieder betont dass Pixar mit diesem Werk einen kräftigen Schritt vorwärts in der Animationstechnik gehen wird. Nun, sein wir ehrlich, so knuffig die Figuren aussehen mögen, sie verkörpern gewiss nicht den von Pixar genannten Sprung in die Zukunft. Die wirkliche Kraft der Hochleistungsrechner steckt in den Umgebungs- und Naturgrafiken. Die sehen schlicht und ergreifend atemberaubend aus, kratzen relativ konstant am Fotorealismus und lassen die cartoonigen Figuren im direkten Kontrast fast schon etwas zu surreal wirken.