Inhalt
Ende des 19. Jahrhunderts, während der Kolonialkriege unter der Herrschaft von Königin Victoria. Am Vorabend von Kitcheners Militärexpedition in den Sudan beschließt der Offizier Harry Faversham, aus der Armee auszutreten. Jeder seiner drei engsten Freunde schickt ihm daraufhin eine weiße Feder. Damit drücken Sie ihm gegenüber aus, wie sehr sie diese Entscheidung missbilligen. Auch seine Verlobte ist enttäuscht von ihm. Deswegen nimmt Harry Faversham in ihrer Gegenwart selbst eine weiße Feder und legt die vierte Feder zu den anderen drei dazu. Um zu beweisen, dass er nicht feige ist, vollbringt der Offizier daraufhin mehr heldenhafte Taten, als die, die ihn verachten.
Kritik
Krieg ist immer der falsche Weg, egal wie man es dreht oder wendet und jeder Krieg ist immer sinnlos. Nur leider hat die Menschheit es immer noch nicht begriffen. Es gab tausende Kriege vor unserer Zeit und es werden nach unserer Zeit noch tausende Kriege folgen und der Menschheit neue traurige Geschichten bescheren. Auch Vier Federn handelt von einem sinnlosen Krieg, in dem es um die Rückeroberung des Sudan geht. Die englische Armee wollte die Aufstände der Einheimischen niederschlagen. Die Engländer waren diejenigen, die die sudanesische Bevölkerung unterdrückten, doch Vier Federn feiert sie natürlich trotzdem als wahre Helden, weil sie für den Sieg ihres glorreichen Landes gekämpft haben. Der Regisseur Zoltan Korda (Das Dschungelbuch) hat übrigens zuvor schon einige Filme gedreht (z.B. Sanders of the River), die die Kolonialisierung gefeiert und die uneingeschränkte Macht der weißen Bevölkerung zementiert haben. Deswegen sind diese Filme aus heutiger Sicht problematisch.
Allerdings hat ein Film wie Vier Federn trotzdem eine faire Bewertung verdient, weil man seine Entstehungszeit beachten muss. Vier Federn entstand bereits im Jahre 1939 und ist nun mal ein Produkt seiner Zeit. Außerdem basiert der Film auf dem gleichnamigen Romanklassiker von A. E. W. Mason (Sturm über dem Nil) und hat aus kinematografischer Sicht viele Stärken und sogar inhaltlich bietet das Drama zumindest zum Anfang gute Einfälle. Vier Federn zeigt den jungen Mann Harry (John Clements, Gandhi), der seinen Militärdienst quittiert hat, weil er eben kein Soldat sein wollte, da er trotz der glorreichen militärischen Vergangenheit seiner Vorfahren nichts von einem Kriegsdienst hielt. Er hat sich zudem nicht von der Geschichte der alten Männer beeindrucken lassen, die ihm eintrichterten, dass es mutig ist, in den Krieg zu ziehen, denn nur so kann man ein richtiger Mann sein. „Damals waren Männer, noch Männer“, wird ihm vorgeschwärmt. Bis zu diesem Zeitpunkt als Harry noch an seinen Überzeugungen festhält und den Kriegsdienst verweigert, könnte man den Film für großartig halten, weil eine Figur seinen Prinzipien treu bleibt und an seinem Pazifismus festhält.
Doch dann nimmt das Kriegsdrama eine überraschende Wendung als Harry sich von der Verachtung durch seine Freunde und seine Verlobte (June Duprez, Tiger Fangs) so sehr beeindrucken lässt, dass er seine Prinzipien sofort über Bord wirft, nur um allen zu beweisen, dass er kein Feigling ist. Er geht freiwillig nach Ägypten und gibt sich für einen Araber aus, um sich undercover den Feinden nähern zu können. Mit dieser waghalsigen Aktion will er seine Freunde und seine Verlobte wieder für sich gewinnen. Es ist traurig und grausam zugleich, dass Harry seine Prinzipien aufgibt und doch am Krieg teilnimmt, nur um seinen Freunden und seiner Verlobten zu imponieren, weil er anders nicht von den Menschen, die er liebt, akzeptiert wird. Abgesehen von der fragwürdigen Botschaft, die der Film vermittelt, hat er einige herzzerreißende Szenen, in denen der Freund von Harry, Captain John Durrance (Ralph Richardson, Zeugin der Anklage) eine große Rolle spielt. Weiterhin beeindruckt Vier Federn mit aufwendigen Schlachtszenen und gerade für damalige Zeit hervorragenden Inszenierung des Schlachtfeldes.
Es wirkt bedrückend, wenn die Folgen des Krieges einem vor Augen geführt werden, mindestens genauso bedrückend, wie dabei zuzusehen, wie die jungen Männer fröhlich in den Krieg ziehen, weil sie Helden sein wollen und weil Generationen vor ihnen in den Krieg gezogen sind, weil sie ewiger Ruhm und Ehre erwartete. In Wirklichkeit erwartete sie nur der Tod. Doch mit genügend Empathie ausgestattet, erkennt man, dass diese jungen Männer oft keine andere Wahl hatten, weil sie tatsächlich als Feiglinge abgestempelt worden wären und, weil in ihrer Familie nun mal alle Männer in den Krieg gezogen sind. Traditionen sind Tradition und sie sind schwer zu brechen. Was diese Seite des Films angeht, wird hier eine durchaus realistische Darstellung der Situation gezeigt, mit der sich viele Männer früher oder sogar heute noch konfrontiert sehen.
Wer kämpfen will, sollte kämpfen, doch wer nicht kämpfen kann oder will, der sollte in Ruhe gelassen werden. Insoweit ist Vier Federn wirklich schwierig, weil die ganze Kritik an der Kriegsverherrlichung natürlich ad absurdum geführt wird, wenn die Hauptfigur Harry Faversham sich ändert und gegen seine Natur handelt, nur um anderen zu gefallen. Dann ist er plötzlich ein Held, doch der Preis, den er bezahlen muss, ist die völlige Selbstaufgabe. Hätte man doch nur für diese Figur eine nachvollziehbare Motivation für den Kriegsdiensteintritt geschaffen, dann hätte man mit Vier Federn vollkommen zufrieden sein können. So bleibt der Film technisch gesehen und emotional wirklich gut, aber die widersprüchliche Botschaft, die er sendet, ist mehr als nur enttäuschend.
Fazit
Mit aufwendigen Kriegsschlachten, emotionalen Szenen und einer guten Geschichte spielt sich "Vier Federn" in die Liste der bedeutendsten Kriegsfilme aller Zeiten, doch leider enthält er trotz der Kritik an der Kriegsverherrlichung eine fragwürdige Botschaft, die seine vorherige Kritik am Heldentum der Soldaten vollkommen torpediert: Wer kein Feigling sein will, zieht in den Krieg und wird im Endeffekt als Held gefeiert. Schade, dass "Vier Federn" seine eigene Hauptfigur bricht.
Autor: Yuliya Mieland