6.4

MB-Kritik

The East 2013

Adventure, Drama, Thriller – USA, UK

6.4

Brit Marling
Alexander Skarsgård
Elliot Page
Toby Kebbell
Shiloh Fernandez
Aldis Hodge
Danielle Macdonald
Hillary Baack
Patricia Clarkson
Jason Ritter
Julia Ormond
Billy Magnussen
Wilbur Fitzgerald
John Neisler
Jamey Sheridan
Pamela Roylance

Inhalt

Die ehemalige FBI-Agentin Sarah Moss startet eine steile Karriere bei "Hiller Brood", einer erfolgreichen privaten Sicherheitsfirma, zu deren Klienten vor allem hochrangige Unternehmen und Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Politik zählen. Von ihrer Chefin Sharon wird sie für eine gefährliche Mission ausgewählt und soll - undercover - die anarchistische Vereinigung "The East" infiltrieren. Die extreme Gruppierung hat sich zum Ziel gesetzt, kriminelle Machenschaften großer Unternehmen aufzudecken. Schnell kann sich die zielstrebige Sarah in die Gruppe ingetrieren und fühlt sich vor allem zu deren Anführer Benji hingezogen. Immer mehr sympathisiert sie mit den Zielen und Vorstellungen von "The East" und fühlt sich hin- und hergerissen zwischen ihrer moralischen Haltung, ihrer neuen Liebe und ihrer Mission. Sie muss eine fundamentale Entscheidung treffen...

Kritik

„The East“ nennen sich die wenigen Mitglieder dieser Organisation, die auf rettende Aktionen verzichten und die verursachenden Konzernbosse direkt attackieren. Um diesen Wahnsinn, der aufgrund ihrer angeblichen Unauffindbarkeit tatsächlich Früchte trägt, zu beenden, setzt die Chefin Sharon (Patricia Clarkson) der privaten Sicherheitsfirma „Hiller Brood“ ihren besten Neuzugang – Sarah (Brit Marling) – ein. Diese hat den Auftrag, die Gruppe um den charismatischen Anführer Benji (Alexander Skarsgård) zu infiltrieren, die Mitglieder zu enttarnen und des Terrorismus anzuklagen. Die Gruppe einmal gefunden, wird Sarah auch direkt in deren Philosophie und Tätigkeit eingebunden und beginnt ihre Zweifel an der Schuldigkeit der Gruppe zu hegen… Freundschaften und andere soziale Verbindungen zahlen sich aus: Als Brit Marling auf einem Filmfestival einen Kurzfilm von Regisseur Zal Batmanglij sah, fragte sie diesen kurzerhand, ob sie nicht zusammenarbeiten wollen. So entstand unter gemeinsamer Arbeit das Drehbuch zu „Sound of My Voice“ (2011) – Batmanglijs erster Spielfilm – in welchem Marling zudem auch eine Hauptrolle übernahm. Zwei Jahre später dann dasselbe Szenario: Marling und Batmanglij schrieben gemeinsam das Drehbuch und übernahmen jeweils wieder das Gebiet, auf dem sie sich schon vorher auszeichneten. Mit dem großen Geldgeber Ridley Scott an Bord begannen sie das Projekt „The East“, welches auf den Filmfestivals vor allem durch die Question & Answer – Diskussionen auf sich aufmerksam machte. „Auch wenn die Meinungen über den Film verschieden waren, war den Zuschauern eines gemein: Sie mussten über den Film reden“, schrieb die Washington Post über den Film. Als kontrovers und moralisch-kompliziert wurde der Film angepriesen und mag zwar in seiner Thematik durchaus aufwühlend sein, doch mangelt es dem Film an konsequenter Umsetzung. Vielmehr herrscht in „The East“ ein Erzählrhythmus vor, der eine spannende Unterhaltung verspricht, geht es doch um Identitäten, Lügen und der Frage nach dem wahren Grund. Der Fokus liegt also auf den Figuren und ihren Geschichten – und die Dinge, die sie antreiben. Eben letztgenannter Punkt ist allerdings stark an der Persona Sarah (Marling) zu kritisieren, denn ihre – das verrät jede Inhaltszusammenfassung – sich entwickelnde Sympathie für die Gruppe werden nicht recht mit Gründen unterfüttert, sondern stützt sich fast ausschließlich auf ihre Zuneigung zu Benji (Skarsgård). Das ist recht schade, ist Sarahs Zwietracht mit sich selbst und ihren Werten doch viel filmisches Potenzial inhärent. Gerade gegen Ende des Films, wenn auch Benji seine wahren Beweggründe zur Schau stellt, verwischen die Stränge zu einem undurchsichtigen Ganzen, welches letztendlich dann vollständig einem klassischen Spionage-Thriller gleicht, bei welchem das Thema kaum noch sinnhaft ist. In seiner erzählerischen Unterhaltung kann der Film dennoch punkten, denn obwohl zaghaft in seiner Unternehmung – Umweltsünden könnten definitiv mehr hervorgehoben werden – bleibt der Film fesselnd. Dies ist einerseits der erwähnten Spannung, als auch seinen Darstellern geschuldet. Während die einzelnen Personen der Gruppierung ihren darstellerischen Wert als Einheit erreichen, zeichnet sich der Film durch das Charisma von Alexander Skarsgårds Darbietung aus. Er entwickelt eine Aura, welcher sich nicht nur Brit Marling als Sarah schwer entreißen kann, sondern auch der Zuschauer Sympathiepunkte abgewinnt. In seiner Wandlung von Jesus zum Gentleman und seiner innerlichen Verletzlichkeit erinnert er nicht nur äußerlich an Viggo Mortensen, sondern beweist auch ähnlich großartiges Talent.

Fazit

Mehr Waghalsigkeit in Bezug auf die Umweltproblematik hätte dem Anliegen des Regisseurs Batmanglij und seines zweiten Spielfilms „The East“ gut getan. So verbleibt ein packender Thriller, der allerdings nicht aus seinen Vollen schöpft.

Autor: Philipp Schleinig
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