Inhalt
Mallory arbeitet als Auftragskiller für eine mächtige Organisation. Als er nach seinem letzten Auftrag nach Hause kommt, ist seine Frau Celandine spurlos verschwunden. Zunächst glaubt er, sie hätte ihn verlassen, doch die Anzeichen häufen sich, dass ihr Verschwinden mit seinem nächsten Job zu tun haben könnte…
Kritik
Sein letzter Mord (OT: The Disappearance) beruht auf dem Roman Echoes from Celandine des englischen Autors Derek Marlowe aus dem Jahr 1970. Erzählt werden, wie es der Originaltitel deutlich besser widerspiegelt, die Ereignisse rund um das rätselhafte Verschwinden von Celandine Mallory (Francine Racette, Vier Fliegen auf grauem Samt). Ihr Ehemann Jay (Donald Sutherland, Moonfall) verdient sein Geld als Auftragskiller. Nicht irgendein dahergelaufener Meuchelmörder, sondern ein Profi, der in Lohn und Brot eines undurchsichtigen Apparats steht, dessen Beziehungen und Möglichkeiten scheinbar bis in höchste Ebenen vorstoßen. Ein tief verzweigtes Netzwerk, dass faule oder überflüssige Triebe ohne mit der Wimper zu zucken abschneidet, sobald sie sich als nicht mehr zweckdienlich oder gar riskant herausstellen. Jay ist aktuell ihre Nummer 1 – auch weil er unter anderem dafür verantwortlich ist, besagten „Ballast“ zu entsorgen. Gerade kehrt er von so einem Job heim und findet das gemeinschaftliche Apartment im klirrend kalten Montreal verlassen vor. Celandine ist verschwunden, was er zunächst als Konsequenz aus ihrer zwar leidenschaftlichen, doch von Anfang an konfliktbeladene Beziehung versteht. Bis es den Anschein macht, dass sein nächster Auftrag, um den ungewöhnlich viel Geheimniskrämerei betrieben wird, unmittelbar mit ihrem Verschwinden in Verbindung zu stehen scheint.
An den Kinokassen war der zweite und vielleicht auch deshalb für lange Zeit letzte Kinofilm von Stuart Cooper (Kennwort Overlord) ein Flop, was womöglich an seiner (kommerziell) wenig zugänglichen Präsentation lag. Bedächtig wird die Geschichte in einer nichtlinearen Narration mit viel Geduld sorgsam entblättert und legt den Fokus dabei ganz klar mehr auf das Begreifen einer toxischen wie gleichzeitig leidenschaftlichen Beziehung, als auf den lediglich als schmückenden Rahmen verwendeten Thrillerplot, der sich irgendwo zwischen melancholischer Hitman-Ballade und modernem Film Noir beschreiben ließe. Dies geschieht dafür mit einer mitunter filigranen Eleganz. In seiner kühlen, präzisen Ästhetik entstehen immer wieder beeindruckende Momentaufnahmen, insbesondere wenn die dysfunktionale Beziehung Stück für Stück offengelegt wird, ohne jedes Detail zu Tode zu reiten. Am Ende erfährt man nicht alles, aber genug, um sich in diese komplizierte Gesamtsituation hineinzufühlen. Gleiches gilt für den Plot per se, der nur so viel erläutert, wie er unbedingt muss und bewusst einige Fragen offenlässt. Das ist insgesamt vielleicht nicht so clever wie angepeilt, da der Film hauptsächlich auf seine verschachtelte Erzählweise baut, was rückwirkend eher wie ein smarter Taschenspielertrick wirkt. Darüber lässt sich vielleicht streiten, unbestreitbar ist hingegen die großartige Leistung von Donald Sutherland, der einen ohnehin sehr fähigen Cast locker überstrahlt.
Fazit
Der etwas andere Beziehungsfilm. Im Gewand eines eiskalten wie düsteren Film Noir erzählt „Sein letzter Mord“ die komplizierte Geschichte einer noch komplizierteren Beziehung. Ästhetisch hochwertig, großartig gespielt und mit einem hohen Anspruch an sich selbst, wobei letzteres nicht ganz aufgehen mag. Nichtsdestotrotz ein sehenswerter Slowburner.
Autor: Jacko Kunze