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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Im Situation Room des Weißen Hauses werden Entscheidungen getroffen, die einen massiven Einfluss auf das Weltgeschehen nehmen. Aber was passiert hinter den Kulissen der Macht genau? Der neue Film des Oscar-nominierten Regisseurs Dror Moreh („The Gatekeepers“) führt das Publikum tief in erbitterte Debatten, Gewissensfragen, strategische Kalkulationen und Machtkämpfe und liefert eine intensive Untersuchung der US-Außenpolitik der letzten 40 Jahre. Madeleine Albright, Colin Powell, Hillary Clinton, Ben Rhodes, Samantha Power, Antony Blinken und viele andere geben ihre seltenen Einblicke in die dramatischen Konflikte der jüngsten Geschichte (von Kuwait, Bosnien und Ruanda bis zum Kosovo, Libyen und Syrien), die unsere Welt bis heute prägen. Mit einer Kombination von ausführlichen Interviews, seltenem Archivmaterial und beeindruckenden Rekonstitutionen beleuchtet der Film Verhaltensmuster, die zu Stillstand und Untätigkeit führen, selbst im Angesicht eines Völkermords.

Kritik

Am Anfang steht der humanistische Vorsatz, gefasst aus dem Grauen der Nazi-Vernichtungslager, aber auch der Untätigkeit der Alliierten gegenüber des organisierten Massenmords, der lange vor der Befreiung der KZs durch US-Truppen bekannt war: Nie wieder. Der Ausspruch wird zum liturgischen Leitsatz Dror Morehs beklemmender Polit-Doku, die sich in konzentrischen Kapiteln mit Titeln wie „Chaos“, „Prioritäten“ und „Glaubwürdigkeit“ um die Frage dreht, was der Ausspruch für die westlichen Weltmächte tatsächlich ist: moralisches Momentum oder politische Phrase? 

Man erwartete nahezu, der Regisseur und Drehbuchautor zeigte in der verstörenden Chronologie genozider Gräuel mit dem inszenatorischer Finger auf die Staatsleute, die in entscheidenden Situationen nichts, zu wenig oder das Falsche getan haben. Doch so einfach macht es sich der packende Einblick in die Hinterzimmer der Macht nicht. Ohne je in anbiedernde Apologie zu verfallen, offenbart die Revision der ebenso drängenden wie weitreichenden Handlungsfragen neben Bias und Befangenheit auch das moralische Ringen der Entscheidungsmitträger*innen.

Neben deren Anzahl und Prominenz liefert besonders deren individuelle Dynamik und Direktheit vor der Kamera die Faszinationskraft der substanziellen Interviews. Sie fungieren zugleich als rational Ruhepunkte zwischen den hochemotionalen Archivbildern der systematischen Schreckenstaten, die sich als blutiger roter Faden manifestieren: nicht nur in der Dokumentarstruktur, sondern der Gegenwartsgeschichte, in der ein Genozid auf den anderen folgt, beständig Krieg herrscht und Verbrechen gegen die Menschlichkeit zur medialen Dauerpräsenz geworden sind. „Nie wieder“ ist tatsächlich „Immer wieder“.

Fazit

Das bittere Fazit, das ein US-Staatsmann in Dror Morehs dokumentarischer Sektion der US-Amerikanischen Außenpolitik zieht, impliziert nicht nur die Akteure in den titelgebenden Kulissen: „We failed“. Die machiavellistischen Mechanismen und diffizile Dialektik hinter den Abwägungen der Protagonist*innen - darunter Hillary Clinton, Colin Powell, Madeleine Albright, Henry Kissinger, Samantha Power, Leon Panetta und Chuck Hagel - sind ein brennglasgleicher Spiegel europäischer Außenpolitik. Die Erkenntnisse sind weder neu, noch sonderlich überraschend, aber wurden selten spannender und prägnanter präsentiert.

Kritik: Lida Bach

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