Inhalt
Eigentlich hatte Ray Peterson sich seine Urlaubstage im trauten Heim ja anders vorgestellt. Als nebenan neue Nachbarn einziehen, die man tagsüber nie zu Gesicht bekommt, dafür nachts umso unheimlichere Geräusche und Blitze aus dem Nachbarhaus dringen, ist es mit der Ruhe vorbei. Ray beschließt den Neulingen auf die Schliche zu kommen.
Kritik
Ray Peterson (Tom Hanks, Der Soldat James Ryan) gehört zu den Menschen, deren Auftreten so durchschnittlich und unscheinbar ist, dass er in seiner Alltäglichkeit dem gewohnten Gang zur Morgentoilette gleicht. Der junge Tom Hanks ist natürlich die Idealbesetzung dieses unauffälligen Mannes, der seinen Urlaub vor allem unspektakulär verleben möchte: Ausschlafen, den ganzen Tag im Morgenmantel herumlaufen, auf dem Liegestuhl im Garten dösen, Bier trinken, Zigarren rauchen, den Bimbam baumeln lassen. Und selbstredend, als Zuschauer erkennt man sich in den bescheidenen Bedürfnissen von Ray Peterson wieder; man kennt seinen Wunsch nach Einkehr, nach Ruhe. Blöd nur, dass ihm dieser in Meine teuflischen Nachbarn nicht erfüllt werden soll, öffnet sich in seiner Nachbarschaft doch ausgerechnet in seiner freien Woche das Tor zur Hölle. Als hätte man das nicht verschieben können!
Na gut, eigentlich zieht neben Ray und seiner Frau Carol (Carrie Fisher, Star Wars-Franchise) nur eine Familie namens Klopek ein, die durch ihre Zurückgezogenheit schnell das Misstrauen der gesamten Vorstadtsiedlung auf sich zieht. Natürlich kann es sich bei diesen Personen nur um Serienkiller handeln! Um Wahnsinnige! Um Totengräber, die ihre zerstückelten Leichen nachts im prasselnden Regen in der Mülltonne verstauen. Natürlich. Regisseur Joe Dante (Gremlins – Kleine Monster) scheint eine echte Freude daran zu besitzen, diesen spießbürgerlichen Mikrokosmos bloßzustellen, in dem die Verdächtigungen der Straße in Bezug auf die Klopeks langsam zur handfesten Massenpsychose gerinnen. Unterstützt wird Ray dabei von der wandelnden und durchgehend hungrigen Gerüchteküche Art Weingartner (Rick Ducommun, Scary Movie) sowie dem drahtigen, jeden Morgen vor der Amerikaflagge salutierenden Vietnam-Veteran Mark Rumsfield (Bruce Dern, Nebraska).
Und es ist wahrlich auf grundsympathische Art und Weise erheiternd, mit welcher Hingabe sich dieses ungemein spielfreudige Ensemble in ihre – bisweilen – lächerlich argwöhnenden Charaktere stürzt, nur damit sie Joe Dante folgerichtig nach Strich und Faden durch den satirischen Kakao ziehen darf. Wobei, nach Strich und Faden ist (leider) nicht ganz richtig, wurde der Grusel-Komödie durch ein nachgedrehtes Ende doch einiges von ihrer entlarvenden Strahlkraft genommen. Denn anstatt den biederen Geist der Vorstadtgemeinde bis aufs Letzte offenzulegen, gibt sich Meine teuflischen Nachbarn zum Ende dann doch den Ressentiments hin, die er mit der das Umfeld aufscheuchenden Ankunft der Klopeks vorführen wollte. Dass dieser fade Nachgeschmack den Film dennoch nicht zerstört, spricht wohl überdeutlich für das kompetente Handwerk seitens Joe Dante, der sich mit charmanter und parodierender Wonne quer durch das Horrorgenre zitiert.
Fazit
Der Ende zerstört natürlich einiges von dem satirischen Geist, den Joe Dante mit "Meine teuflischen Nachbarn" zuvor aufgebaut hat. Allerdings ist die Grusel-Parodie auch heute noch ein herrliche amüsante, famos gespielte und mit Zitaten aus dem Horrorfilm reich gespickte Abrechnung mit dem Spießbürgertum der Vorstadt.
Autor: Pascal Reis