Inhalt
Wer eignet sich weniger für einen Junggesellenabschied als Fionnan? Der Bühnenausstatter möchte seine große Liebe Ruth heiraten, doch vorher, so der Wunsch seiner Zukünftigen, soll er mit seinen Freunden einen zünftigen Abschied mit einem Campingurlaub feiern. Ein Wochenende voller frischer Luft und Wandern sollte es werden, allerdings taucht Ruths Bruder "The Machine" auf und verpasst den Jungs eine ordentliche Dosis Testosteron.
Kritik
Was lässt sich eigentlich über den irische Filmemarkt sagen? Nun, zu Anfang dürfte sich ein großes Schweigen breitmachen, würde man zur Beantwortung dieser Frage gezwungen, bis sich das ankündigende Gefühl der Überforderung und Hilflosigkeit langsam bewahrheitet. Es ist aber auch knifflig, denn die irischen Produktionen, die sich wenigstens etwas Renommee auf ihrer Seite haben, sind das Musiker-Portriät „Once“ und die gallige Komödie „The Guard – Ein Ire sieht schwarz“. Zwei Werke, die auf ihre Weise dem Lokalkolorit die Ehre erweisen, die die den brüsken Slang Irlands internalisiert haben, aber die Kodderschnauzen selbstredend auch mit einer urigen Sympathie bekleideten. In Irland, so meint man, erwarten einen eben noch richtige Typen, und selbst die Damenwelt weiß, wie sie die Zähne fletschen müssen, um sich nicht unterjochen zu lassen. Mit „The Bachelor Weekend“ von John Butler startet nun eine weiteres, rein irisches Projekt in den deutschen Kinos, dem es zweifelsohne nicht an Charisma mangelt – dafür sorgt das gut zusammengestellte Ensemble. Doch vermag „The Bachelor Weekend“ auch darüber hinaus zu punkten?
Nun, man könnte den Film mit den Personen vergleichen, die in der Schulzeit immer unauffällig dem Unterricht hörig war, die in den Pausen zumeist stillschweigend neben den Grüppchen verharrt haben und auch sonst durch ihre Introvertiertheit niemandem ein Dorn im Auge waren, weil sie nie etwas gewagt respektive hinterfragt haben. Wenn wir uns heute aber an diese Menschen zurückerinnern, erweist es sich schon als ein verdammt schweres Unterfangen, allein ihren Vornamen zu rekapitulieren (Nachname ist ein Ding der Unmöglichkeit!), gehörten sie doch zu dem zierlichen Kreis, die sich durch ihre Eigenschaflosigkeit quasi oftmals in Luft aufgelöst haben. „The Bachelor Weekend“ ist das filmische Pedant zu derlei Gattung: Er ist nett, stört nicht, regt zu keinerlei Emotion an, aber er ist einem eben auch so verdammt egal, dass man ihn, hat man ihn erst mal aus den Augen (=Gedächtnis) verloren, nie und nimmer zurück in den persönlichen Fokus bekommen wird. Dabei könnte sich Geschichte als Campingausflug dargebotene Junggesellenabschied als profitable Projektionsfläche erweisen.
„The Bachelor Weekend“ möchte von dieser Plattform aber nicht Gebrauch machen, gibt zwar oftmals vor, mit einer gewissen Frechheit, einer gewissen Nonchalance seiner Wege gehen zu wollen, formiert sich hinten raus jedoch lediglich zur mutlosen Bestätigung der konservativen Spießerbürgermoral, bei der sich unsere Jungs (darunter auch der begabte Andrew Scott, den wir als Moriarty im BBC-Format „Sherlock“ schon zu schätzen und fürchten lernten) am Ende wieder dazu gezwungen sehen, in den Schoß der Konventionen zurückzukehren und all das Potenzial im müden „Friede, Freude, Eierkuchen“-Raster verstreichen zu lassen. John Butler hat mit seinem Debütfilm „The Bachelor Weekend“ ganz einfach belanglose Stangenware geschaffen, die dem Zuschauer das ein oder anderen Schmunzeln durchaus entlockt, der Cast zeigt sich eben auch in ziemlich spielfreudig Verfassung, dass hier allerdings überhaupt kein Mumm dahingehend bewiesen wurde, etwas Anarchie in die ansonsten doch reichlich handzahme Tonalität fließen zu lassen, ist schon bedauerlich, gerade weil er mit dem holzköpfigen, aber – wie soll es anders sein – innerlich doch nur verletzten The Machine (Peter McDonald) gerne über den Tellerrand blicken würde.
Fazit
Eine austauschbare Komödie, die das ein oder andere Grinsen generiert, darüber hinaus aber an ihrer unüberwindbaren Mutlosigkeit scheitert. Wo sich Chancen zur anarchischen Grenzüberschreitung bieten, lenkt „The Bachelor Weekend“ schnell ein und nimmt den braven Weg, weil er es tunlichst vermeiden möchte, irgendetwas zu wagen. Irgendwo nett, aber eben so verdammt egal.
Autor: Pascal Reis