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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Martin plant den Mord an seinem verhassten Stiefvater. Zu diesem Zweck mietet er sich als der geistig zurückgebliebene Georgie in einer kleinen Pension ein und erschleicht sich dort das Vertrauen der gastgebenden Familie.

Kritik

Eine beinah vergessene oder zumindest oft nicht erwähnte Perle des Psychothrillers. Selbst die Liebeserklärung von Quentin Tarantino – der dessen prägendes Maintheme als Daryl Hannah’s Klingelton in Kill Bill: Volume 1 wiederbelebte – pushte lediglich die Melodie, aber nicht den Film, für die sie einst Bernard Herrmann (schuf u.a. auch die Musik zu Psycho, zu dem auch inhaltlich starke Parallelen bestehen) komponierte und hier in unzähligen Varianten als immer wieder neu interpretierten Ohrwurm wie einen roten Faden durch die bösartige, clever strukturierte Geschichte zieht, die trotz Anleihen bei großen Vorbildern (neben Psycho natürlich auch Augen der Angst - Peeping Tom) für seine Zeit neu, frisch, mutig und besonders perfide wirkt. Selbst heute können sich immer noch moderne Filme davon eine gute Schippe abschneiden, denn der mit dem unglücklichen deutschen Titel versehene Teufelskreis Y (obwohl Twisted Nerve den gleichen pseudo-wissenschaftlichen Blödsinn meint, aber nicht ganz so reißerisch auf den Markt wirft) ist trotz seiner wild-spekulativen Prämisse – für die sich am Anfang sogar gerechtfertigt wird – hochspannendes, modern konzipiertes New-Generation-Genre-Kino der späten 60er.

Martin (toll: Hywel Bennett, Vatel) ist ein junger Mann mit etlichen Gesichtern. Der fürsorgliche, verantwortungsbewusste Bruder eines Jungen mit Down-Syndrom, von dem die gemeinsame, überforderte Mutter nichts mehr wissen will. Die ihn dafür im Gegenzug in Watte packt, als verbliebenen Sprössling verzogen und verhätschelt hat, was nicht nur in einem allgemeinen Beziehungsdefizit (besonders zum weiblichen Geschlecht) resultiert, sondern den Hass auf seinen autoritären, weniger „sensiblen“ – dabei eigentlich nur realistischen – Stiefvater schürt. Für sie das Nesthäkchen, für ihn eine tickende Zeitbombe. Als der Störenfried in Mutter‘s Bett ihn mehr oder weniger vor die Tür setzt, ersinnt Martin einen äußerst hinterlistigen Plan. Getarnt als debiler, kindlich-naiver und völlig harmloser Georgie mimt er zur Genüge erlebte Verhaltensweise perfekt nach. Nistet sich in einer kleinen Familien-Pension ein, erschleicht sich das Vertrauen von Susan (Hayley Mills, Alles für die Katz) und ihrer Mutter Joan (Billie Whitelaw, Das Omen), um das perfekte Alibi für einen eiskalten Mord zu kreieren. Seine Wandlungsfähigkeit ist jedoch nicht nur eine teuflische Gabe, sie ist ein unkontrollierbarer Fluch. Ohne klare Ausrichtung der eigenen Identität (sogar sexuell frustriert-unentschlossen) verschwimmt die Grenze zwischen Martin und Georgie, von überlegtem Verbrechen zu psychotischem Amoklauf.

Teufelskreis Y ist in der ersten Stunde so gut, das er sich tatsächlich auf Augenhöhe mit den zugrundeliegenden Vorbildern von Powell und Hitchcock befindet, sogar eine kreative und somit sehr eigenständige, hochinteressante Variation deren Grundgedanken anbietet, eingebettet in den unübersehbaren Zeitgeist seines Jahrgangs. Knallbuntes Dekor trifft auf einen akuten Generationenkonflikt, was aber alles nur Augenwischerei ist, denn das Wieso und Warum hat ganz andere Ursachen. Die sind allerdings so krass zusammengefrickelt, dass die vorausgegangene Rechtfertigung über den (fiktiven) Zusammenhang von genetischen Erbstörungen und kriminellen Verhalten fast sogar notwendig wird, um die gewagte, (übertrieben) pulpige Pointe nicht in den falschen Hals zu bekommen. Das hätte der Film gar nicht nötig, würde er doch als ohne diesen Schnickschnack viel besser funktionieren, könnte mit dem entscheidenden Tuck weniger sogar brillant sein. Das dies trotzdem nur als (relativ) geringer Schönheitsfehler nicht zu übersehen ist, liegt am bärenstarken Gesamtbild.

Lange hervorragend aufgebaut entsteht eine bitterböse Blaupause für spätere Genrefilme, von denen nur wenige den Spagat zwischen Inspiration und eigener, neuartiger Ausrichtung so gut beherrschten. Der Zuschauer ist nicht in der übertölpelten Opferperspektive. Er folgt dem diabolischen, schwer gestörten Antagonisten, wird zum Komplizen und ohnmächtigen Zeugen eines komplett aus dem Ruder laufenden Psycho-Wracks, das nur zum Ende etwas zu viel Motiv (oder wie man das bezeichnen soll) angeklebt bekommt, dass es dem vorher Gezeigten sogar ein Stück weit die Wirkung nimmt. Das musste/sollte nicht sein, aber Teufelskreis Y ist auch eher einer dieser Filme, die sich wohl gar nicht bewusst waren, auf was für einem grandiosen Pfad sie sich bewegt haben und sich rückwirkend leicht selbst ohrfeigen dürfen, dass sie immer noch der unbekannte Geheimtipp sind. Der Status ist dafür unangefochten. Allein wie spielend er seine abgründige Thematik mit einem überraschend losen Mundwerk und schnittigen Nebenfiguren (grandios: Barry Foster, Frenzy, als arrogantes, latent rassistisches und eifersüchtig-läufiges Arschloch) bereichert ohne zu zerstören, das ist mehr als bemerkenswert.

Fazit

Stilistisch auffällig prägnant, inhaltlich lange subversiv-beklemmend und erst gen Ende etwas zu exploitativ-aufbrausend ist „Teufelskreis Y“ ein Kleinod seines Genres. Noch eher B-Movie als Referenzwerk, zum Teil aber kaum voneinander zu trennen. Allein das sollte Anreiz genug sein und funktioniert nur in den seltensten Fällen.

Kritik: Jacko Kunze

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