Inhalt
Für einen Wochenendlohn von 2000 Dollar nehmen einige Probanden an einer Medikamentenstudie teil, stattfindend in dem eingeschneiten Forschungskomplex des privaten Pharmakonzerns. Die neuartige Arznei könnte ein effektives Alzheimerpräparat werden, verstärkt es doch Erinnerungen um ein Vielfaches. Tatsächlich treten bei ausgewählten Versuchskaninchen über das Ziel hinaus gehende Nebenwirkungen auf: Sie erleben das, was noch passieren wird. Und in ihrem ganz speziellen Fall, wie jemand sie ermorden wird.
Kritik
Willst du wirklich wissen, wann und vor allem wie dein letztes Stündchen schlägt?
In Tell Me How You Die wird ganz unverfroren die damals recht innovative (und bereits im eigenen Franchise wortwörtlich zu Tode durchexerzierte) Prämisse von Final Destination adaptiert, jedoch nicht haargenau. Letztlich geht es auch darum, dass Flash-Forwards unmittelbar daran Beteiligten unbequeme Wissensvorsprünge verschaffen, wer (eher weniger) wann und (manchmal) wie ins Gras beißen wird, nur um daraus wirklich einen effektiven, protektiven Nutzen zu ziehen fehlen die Feintexturen. Schon uncool, wenn der eigene Tod prophezeit wird und man sogar mit geringen Details um diesen zu verhindern angeködert wird, aber keine Ahnung hat, in wie fern das überhaupt nützlich ist und so wie wir es aus der hier kaum zu verleugnenden Urgedanken-Reihe kennen: Gefährliches Halbwissen ist nicht unbedingt Macht, nur ein unangenehmer, sadistischer und oft selbsterfüllender, manipulativer Teaser.
Ein ambitionierter und unübersehbar inspirierter Debütfilm von Regisseur D.J. Viola (klingt dann doch in der Branche eher unvorteilhaft) und Autor James Hibberd, der natürlich nur im DTV-Auffangbecken ausgesetzt wurde, aber dafür einen nicht ganz so reizlosen Gedankengang verfolgt. Theoretisch, praktisch stößt er meist an seine Grenzen. Mit einer recht üppigen Laufzeit von 108 Minuten und zahlreichen Figuren (da wären wir schon wieder beim theoretischen Part) ausgestattet, weiß der Film nicht auch nur eine wirklich interessante Person herauszukristallisieren. Wer von längerer Dauer sein wird ist schnell klar, darüber hinaus passiert viel zu wenig, gerade weil die Zeit ja durchaus vorhanden ist, nur davon versteht man hier sehr wenig bis nichts. Nach einem ganz soliden Vorlauf (um die 45 Minuten, für so eine Produktion ungewöhnlich) mit einer durchaus spannenden, zumindest nicht uninteressanten Genre-Variation. Kaum (an)greifbare, zu verhindernde, da scheinbar schicksalhafte Todes-Visionen kreuzen sich mit sehr haptischen Serien-Killer-Attacken, was genau ist hier los und wo will man hin? Dazu eingeschlossen in einem Schneesturm-Gefängnis, das kleine Horror-Einmalseins wird mutig und auf Anfänger-Niveau fehlerfrei aufgesagt, muss man schon auf irgendwo anerkennen. Uninteressant ist Tell Me How I Die lange nicht wirklich, er wird es leider nur ziemlich abrupt und angesichts des Vorlaufs unnötig.
Die Grundidee hat was, der Umgang damit gestaltet sich schwierig. Fantasie und Kreativität bewegen sich auf mäßigem Niveau. Wann immer ein kleiner Einfall, ein Hintertürchen sich auftun mag, wird es schusselig wieder zugestoßen, obwohl man schon einen Weg dahinter erahnen mochte. So nutzt der Film nicht seinen großzügig geplanten Zeitrahmen, verhaspelt sich stattdessen in gering entwickelten Gedankenansätzen, die zu plumper Genre-Masse andicken. Für einen Slasher nicht dringlich, nicht räudig genug, für alles darüber hinaus Schielende längst nicht so smart wie geplant. Speziell das lange aufgebaute Ende ist ein deftiger Reinfall, verfolgt diese Huhn-oder-Ei bzw. Ein-Baum-fällt-im-Wald-Theorie – mit der interessanteste Ansatz – nur sehr halbherzig, unmotiviert, schluderig vorgetragen.
Fazit
„Tell Me How I Die“ ist im unendlichen Grabbelkisten-Sumpf lumpiger Horrorfilme immerhin das Nachdenken darüber wert. Er verfolgt schon einen ganz anständigen Plan, mit dem er nur nicht richtig umgehen kann und ist bei seinem gruselig-uncharmanten Cast aus One-(Pseudo)Hit-Erscheinungen YouTube-Visagen keine echte Waffe gegen Film-Alzheimer. Ganz großzügig betrachtete wohl mal anschaubar, geht aber mit dem eigenen Potenzial viel zu fahrlässig und ungeschickt um, als das man darüber länger diskutieren müsste.
Autor: Jacko Kunze