Jenn ist völlig alleine auf einer kleinen tropischen Insel gestrandet, nachdem ihr Boot im Meer gesunken ist. Tagsüber kämpft sie gegen die Naturgewalten und ist mit List, Kraft und Mut darauf bedacht Nahrung zu finden. Aber nach Sonnenuntergang erlebt sie ihren persönlichen Albtraum, als ein finsteres Wesen im Dschungel nach Beute jagt.
Im Grunde genommen mixt die Blumhouse-Produktion Sweetheart zwei Klassiker miteinander: Cast Away - Verschollen mit Tom Hanks und Predator mit Arnold Schwarzenegger. Das ist durchaus überraschend, deutet das Poster, bzw. Cover des Films, der in den USA genau wie bei uns fast schon still und heimlich sowie ohne wirkliches Marketing als Video-on-Demand veröffentlicht wurde, kein wirkliches Genre-Werk an. Genau dies ist der neue Film von Regisseur J.D. Dillard aber, der als sicherer Kandidat für einen der neuen Star-Wars-Filme gilt. Dass Disney sich das Talent des Filmemachers scheinbar sichern will, ergibt durchaus Sinn, denn mit Sweetheart liefert der US-Amerikaner kompetent inszeniertes Horrorkino ab – wenig Budget, maximale Effizienz.
Kein Horrorkino der Extreme oder des Eskapismus. Nein, Sweetheart ist nicht mehr und nicht weniger als ein stark reduzierter Genre-Beitrag, der Surivival-Drama und Monstergrusel nahtlos zusammenfügt. Wenn Jenn (Kiersey Clemons, Susi und Strolch) sich auf der einsamen Insel zurechtfinden muss, ist genau so einnehmend und spannend, wie ihr späterer Kampf gegen ein humanoides Seeungeheuer, dass nachts den Ozean verlässt und Menschenfleisch durchaus deliziös findet. Einhergehend mit dieser effektiven Einfachheit zeigt Sweetheart auch immer wieder kleinere und größere Mysterien, belässt diese aber in der Dunkelheit. Hier wird wirklich nur das Nötigste erklärt, was die Sogkraft des Films noch einmal erhöht.
Ein weiterer klarer Pluspunkt von Dillards zweiter Regiearbeit, nach dem ebenfalls durchaus sehenswerten Illusionisten-Thriller Sleight – Tricks & Drugs & Zauberei von 2016, ist Hauptdarstellerin Kiersey Clemons. Als Jenn ist sie neben der kleinen Insel die wichtigste Protagonistin. Auf ihren Schultern lastet eine schwere Aufgabe. Sie muss nicht nur glaubhaft den Wandel von der verzweifelten Schiffbrüchigen hin zur Überlebens-Taktikerin vermitteln, sie muss auch als wehrhafte Monster-Gegenspielerin überzeugen. All dies gelingt der jungen Darstellerin tadellos. Ihr Spiel wirkt zu jeder Zeit authentisch. Eigentlich ist ihre Ausstrahlung für solch ein Genre-Flickwerk fast schon zu gut.
Was Sweetheart ebenfalls zugutekommt ist seine kurze Laufzeit. Nach gerade einmal 75 Minuten beginnt schon der Abspann. Bis dahin bietet der Film eine Fülle von inszenatorisch überaus gelungenen Szenen und Einzelmomenten. Vor allem das Spiel mit dem Licht, der ständige Kontrast zwischen der Sicherheit des Tages, einhergehend mit der trügerischen Idylle des kleinen Eilands, und der gefährlichen Nacht, deren Finsternis in Verbindung mit Fackeln und Feuern immer wieder atmosphärische Szenerien generiert. Es sind kleine Momentaufnahmen der Unsicherheit und des bevorstehenden Grauens. Wahrscheinlich hätte darauf noch mehr gewonnen werden können als das, was Sweetheart letztlich bietet, aber dann hätte er vermutlich auch seine Reduzierung und Konzentration auf das Wesentliche verloren. Das wäre wohl kaum verzeihbar.
Fazit
Kompetent inszenierter, knackig kurzer und herrlich reduzierter sowie stilsicherer Genre-Bastard aus Survival-Drama und Creature Feature.
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