7.3

MB-Kritik

Stromberg: Der Film 2014

Comedy

7.3

Christoph Maria Herbst
Milena Dreißig
Bjarne Mädel
Diana Staehly
Oliver Wnuk
Sinan Akkus
Tatjana Alexander
Maja Beckmann
Godehard Giese
Max Kluge
Max Mauff
Carsten Meyer
Peter Rütten
Jan Georg Schütte
Laurens Walter
Michael Wittenborn

Inhalt

"Firmenfeiern sind wie das letzte Abendmahl. Immer zu wenig Weiber, das Essen ist schlecht und am Ende gibt's Ärger". Eine weise Vorahnung -und trotzdem macht sich Stromberg mit seinen Mitarbeitern aus der Schadensregulierung auf den Weg in ein Landhotel, in das die CAPITOL Versicherung die gesamte Belegschaft zur 50-Jahre-Jubiläumsfeier geladen hat. Mit dabei sind natürlich auch Berthold "Ernie" Heisterkamp (Bjarne I. Mädel), das langjährige Mobbingopfer der Abteilung, Lieblingskollegin Jennifer Schirrmann (Milena Dreißig) und das verheiratete Kollegenpaar Ulf und Tanja Steinke (Oliver K. Wnuk, Diana Staehly) samt Pflegesohn Marvin. Es könnte so ein schöner Abend werden - hätte Stromberg nicht erfahren, dass die Schließung seiner Filiale unmittelbar bevor steht. Rettung verspricht nur ein Wechsel in die Zentrale -und genau den will er auf der Feier anbahnen, wo alle Entscheidungsträger der "Capitol" versammelt sind. Doch ausgerechnet Ernie hat denselben Plan - und liefert sich mit Stromberg ein Duell, in dem sich beide dem Vorstand von ihrer allerbesten Seite präsentieren. Während Ernie den Vorzeigeangestellten mimt, gibt sich Stromberg als fürsorglicher Vater der Abteilung, der von seinen Mitarbeitern geschätzt und geachtet wird. Dass genau das nicht der Fall ist, wird schnell klar - doch "Büro ist Krieg, und den gewinnt man nicht bei der Heilsarmee". Und Stromberg wäre nicht Stromberg, wenn er nicht trotzdem auf seine unvergleichliche Art punkten könnte. So scheint das Ziel ganz nah - und doch so fern. Denn irgendetwas ist faul im Staate "Capitol", und Stromberg muss sich entscheiden: Soll er sich durchmogeln wie sonst auch, oder soll er diesmal Farbe bekennen und alles auf eine Karte setzen?

Kritik

Wir von der Capitol-Versicherung wissen, was sie bewegt. Denn hier arbeiten Menschen wie Sie und ich... Was als Standard-Szenario des Werbespots einer durchschnittlichen Versicherung hätte funktionieren können, wird jäh von einem Kommentar durchbrochen: Eben nicht! Hier arbeiten eben keine Menschen... wie Sie, sondern im Gegenteil. Hier wimmelt es von... sowas, heißt es weiter und zeigt eine normale Bürgerin, die nicht den Richtlinien der Schönheiten zu entsprechen mag, die uns die Werbung immer gerne vorführt. Doch damit trifft Bernd Stromberg wieder einmal in die Vollen. Und genau das wird von ihm erwartet. Bernd Stromberg ist anfänglich Leiter der Schadensregulierung, Abteilung M-Z, bei der Capitol und für das Seelenheil seiner Angestellten zuständig. Doch das ist nichts Neues. Stromberg ist zur Kultfigur des deutschen Fernsehens geworden, seine Art und Weise bekannt, aber nicht immer beliebt. Nun wird das Ungestüm auch im Kino von der Moral-Leine gelassen und darf frei wüten. Mit Erfolg?

Die Frage stand groß im Raum: Lässt sich das Konzept einer Serie, deren Handlungsaufbau vor allem entlang einer Staffel und dabei übergreifend verläuft, während innerhalb einer Folge die Personen-Komik und die abstrusen Situationen im Vordergrund stehen, auf einen doch 100-minütigen Film übertragen? Die Antwort kann nach der Sichtung schnell gefasst werden. Ja, der Film funktioniert. Mit einem Abstrich – man muss Fan sein. Wer noch nie Stromberg gesehen hat oder mit seiner speziellen Art und Weise nichts anfangen kann, wird keine Freude am Film haben. Für Fans und Liebhaber offenbart sich dagegen bei Stromberg – Der Film eine wahre Unterhaltungskanone. Aber die Unterscheidung muss man gar nicht machen. Wer den Film sieht, wird sich auf Bernd Stromberg einlassen, alles andere wäre eine reine Zeit- und Geldverschwendung. Sich den letzten Auftritt des Papas, wie er sich selbst gerne nennt, mit Freunden im Kino anzusehen, grenzt auch schon an Abschiedsszenerie: noch einmal (Tränen) lachen, noch einmal in Erinnerungen schwelgen und bekannte Gesichter wiedersehen.

Austragungsort der Stromberg'schen Festspiele ist diesmal nicht das bekannte und beliebte Büro, sondern ein Landhotel in Botzenburg. Dort feiert die Capitol ihr 50-jähriges Bestehen und lädt alle Mitarbeiter ein, am Wochenende so richtig die Sau raus zu lassen. Der Schein trügt allerdings. Zufällig hat Bernd Stromberg erfahren, dass die Dienststelle, in der er und seine Schäfchen arbeiten, dicht gemacht werden soll. Wer in die Hauptzentrale übernommen werden will, muss Leistung bringen. Oder aber – und diesen einfacheren Weg schlägt natürlich unser Held ein – er präsentiert sich im vorbildlichen Verhalten gegenüber der Konzernführung. Also versammelt der Chef seine Angestellten für eine besondere Klassenfahrt und bringt das Chaos im Schlepptau zur Jubiläumsfeier mit. Als Zuschauer lehnt man sich dabei zurück und hört auf das Motto und den Leitspruch des Films: Lass das mal den Papa machen, der Papa macht das gut.

Zu sehen, wie eben dieser Papa, aber auch seine ikonischen Arbeitnehmer Ernie, Ulf, Tanja, Schirmchen, Sabbel, Lehnhoff etc. zunehmend für Fremdschämen sorgen, ist ein reiner Augenschmaus, der die Lachmuskeln beansprucht. Drehbuchautor und Produzent Ralf Husmann und Regisseur Arne Feldhusen haben dafür gesorgt, dass sich die Geschichte nicht an einzelnen Stationen abklappert und dies unnötig in die Länge zieht, um an Laufzeit zuzulegen, sondern als Gesamtwerk funktioniert. Zwar hat jeder der Pappenheimer mit eigenen Problemen zu kämpfen – Ulf und Tanja haben etwa ein mögliches Exemplar an Ziehsohn dabei – doch das Team agiert geschlossen, was sich besonders gegen Ende deutlich macht. Der Film füllt sich mit Reminiszenzen aus Insidergags und alten Weggefährten, fügt die üblichen Schenkelklopfer hinzu, verpasst dem Ganzen aber auch eine interessante Brise an Dramatik. Dies wiegelt sich zum Ende hin dermaßen auf, dass Stromberg – Der Film gar ein bewegender Film ist.

Gesteigert wird dies, wenn im Kino-Saal ein Fan-Herz sitzt, welches Abschied nehmen muss. Nach fünf Staffeln beendet der Leinwandausflug die Ära Stromberg für immer. Während man daran, den Film über hinweg, kaum einen Gedanken verschwendet, trifft es einen am Schluss umso härter. Das Ende ist mit einer besonderen Zukunftsaussicht für Papa Bernd wohlwollend, für den Zuschauer schmerzlich. Dann nämlich, wenn man begreift, dass man auf die DVDs zur Serie und zum Film zurückgreifen muss, um die Legende wenigstens zu Hause auferstehen zu lassen. Im Fernsehen wird man davon wohl nichts mehr sehen. Umso schöner, dass es sich keiner der Darsteller hat nehmen lassen, noch einmal alles für den Film zu geben. Bjarne Mädel als treudoofer Bürostreber Ernie, Oliver K. Wnuk und Diana Staehly als kleinbürgerliches Ehepaar Ulf und Tanja Steinke, Milena Dreißig als Jennifer „Schirmchen“ Schirrmann – sie alle sind dabei. Und die Meister-Krönung: Christoph Maria Herbst.

Ihm ist es letztendlich zu verdanken, dass wir den Stromberg-Charakter bekommen haben, den wir heute lieben. Durch die Rolle hat er sich unsterblich gemacht, gehuldigt gehört seine Person und seine Figur. Während dem Schauspieler die unzähligen Stromberg-Imitationen, die ihm ständig begegnen dürften, wohl schon zum Hals heraushängen, ist es als Fan schwer, sich die Sprech- und Verhaltensweise nach der Sichtung wieder abzugewöhnen. Er bringt zumindest die Geschichte zu Ende, er lässt den Zuschauer noch einmal gehörig lachen und an seinem Verhalten aufreiben. Der Stromberg'sche Landausflug ist deutsche Comedy at its best und verfällt zu keiner Sekunde zu schablonenhaftem Serien-Abklatsch. Äh so nämlich... Ulf!

Fazit

Das Kino-Konzept zu Stromberg geht auf. In seiner Länge weiß der Film zu unterhalten, zu belustigen, zu berühren und zum würdigen Abschluss zu verhelfen. Das Ende einer Ära hätte man sich nicht besser wünschen können.

Autor: Philipp Schleinig
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