Inhalt
Eine Wiese in der heißen Sommersonne. Eine blonde junge Frau taumelt aus dem angrenzenden Wald und rennt um ihr Leben. Hinter ihr ein Mann mit einem Gewehr. Die Jagd beginnt.
"Strange Darling" gehört zum Programm des 38. Fantasy Filmfest (siehe Infos)
Kritik
Was schreibt man über einen Film, über den man zwar viel erzählen könnte, über den man aber eigentlich gar nichts verraten möchte? Strange Darling ist nämlich einer dieser Filme, über die man vorher lieber möglichst wenig wissen sollte. Zu dem man weder Trailer schauen noch Kritiken lesen solle, damit die überraschenden Ereignisse ihre volle Wirkung erzielen können. Daher werden auch wir an dieser Stelle den Informationsgehalt auf ein Minimum runterschrauben, um niemandem etwas vorwegzunehmen. Regisseur und Drehbuchautor JT Mollner (Outlaws and Angels) ist mit seinem Horror-Thriller jedenfalls ein echter Treffer gelungen, der reichlich Kritikerlob einsacken konnte und auch von Stephen King als "cleveres Meisterwerk" gelobt wurde.
Seine sechs Kapitel erzählt Strange Darling nicht in chronologischer Reihenfolge, sondern komplett durcheinander. Beginnend mit dem dritten sehen wir zunächst eine blutverschmierte Frau (im Film einfach als The Lady betitelt), die auf der Flucht vor einem Mann mit Gewehr ist (The Demon). Sie flieht in einen Wald und ein Kampf um Leben und Tot beginnt. So weit, so geläufig. Doch Strange Darling ist nicht einfach nur ein weiterer Survival-Thriller, wie man ihn an dieser Stelle erwarten würde, sondern hat ein paar nette Überraschungen auf Lager, die sich vor allem durch die unkonventionelle Erzählstruktur ergeben. Leichte Tarantino-Vibes schwingen hier durchaus mit – nicht nur wegen des Aufbaus, sondern auch wegen des stilsicheren Oldschool-Looks.
Selbst wenn man den Handlungsverlauf durchschauen sollte, dürfte Strange Darling seine Zuschauer problemlos in den Bann ziehen. Willa Fitzgerald (Der Untergang des Hauses Usher) und Kyle Gallner (Smile) liefern ein faszinierendes und sexuell aufgeladenes Spiel ab, bei dem es zu einem echten Kräftemessen zwischen zwei schlagfertigen Opponenten kommt. Doch nicht nur vor der Kamera wird glänzend abgeliefert, sondern auch hinter dieser: Giovanni Ribisi, bisher als Schauspieler aus Filmen wie Avatar oder The Gift bestens bekannt, liefert nach einigen Arbeiten an Musikvideos sein Debüt als Kameramann in einem Spielfilm ab. Und das tut mit einem kreativen Auge für spannende Einstellungen und schicke Farb- und Lichtspielereien außerordentlich gut! Der elektrisierende Soundtrack der Musikerin Z Berg sorgt darüber hinaus für die passende knisternde Stimmung.
Fazit
"Strange Darling" lässt sich nicht in die Karten schauen und legt diese auf clevere Weise während seiner nicht-linearen Erzählung offen. Obendrein mit einem Sinn für Stil und Ästhetik sowie zwei stark aufspielenden Hauptdarstellern versehen. Ein außergewöhnlicher Thrill-Ride.
Autor: Sebastian Stumbek