Inhalt
Vier Freunde, rund um die Kunststudentin Molly (Emma Griffiths Malin, Amy Noble, George Maquire und Reuben-Henry Biggs), fassen, um sich etwas Geld zu sparen, den Entschluss, ein leer stehendes Gebäude in London zu besetzen. Dort, so glauben sie zumindest, können sie fortan Partys feiern und ihre Studien vorantreiben, ohne von so etwas überflüssigem wie Mietnachzahlungen behelligt zu werden. Mäßig zu erläutern, dass das Haus ihrer Wahl bereits bewohnt ist und auf die vier Freunde ein Kampf ums nackte Überleben wartet.
Kritik
Saw + Hostel = Spiderhole...not really
Ein vermummter Killer, ein interessantes Setting, dutzende jugendliche Opfer und ebenso viele blutrünstig kreative Mordszenen. Diese vermeintliche Simplizität eines jeden erfolgreichen Slashers entfacht anscheinend auch in den untalentiertesten Drehbuchschreibern und Regisseuren den Irrglauben, für die Etablierung eines neuen Genremeilensteins geeignet zu sein. Leider übersehen die meisten dieser unzähligen filmischen Schlächter, dass wirklich wegweisende Produktionen dieser Unterkategorie des Horrorfilms auch mit einer neuartigen Herangehensweise, einer innovativen filmtechnischen Umsetzung, überraschenden Wendungen und/oder durchwegs passablen Darstellerleistungen aufwarten können. Zugegeben, nicht jeder Slasher erhebt automatisch den Anspruch ein neuer "Texas Chainsaw Massacre", "Cold Prey" oder "Scream" zu werden, aber "Spiderhole" von Regisseur und Drehbuchautor Daniel Simpson, der vollmundig als Mischung aus "Saw" und "Hostel" vermarktet wird, enthüllt noch nicht einmal die zu Beginn genannten durchaus essentiellen Basiszutaten eines derartigen Streifens.
Die kurze Inhaltsangabe oben, sollte bereits ausreichen, um den meisten Horrorfans und sämtlichen, auch nur im Entferntesten am dunklen Genre interessierten Zuschauern, zumindest drei ähnlich aufgebaute Produktionen ins Gedächtnis zu rufen und alle Zeitverschwendungs-Warnlichter angehen zu lassen. Denn so viel ist sicher. "Spiderhole" ist ein storytechnischer Rohrkrepierer, der sich innovationslos, vorhersehbar, von Plotlöchern durchsetzt und gegen Ende hin äußerst unlogisch und verwirrend von einer Sekunde zur Nächsten schleppt. Daniel Simpsons Spielfilmdebut (nach den beiden Kurzfilmen "The Uninvited" und "H") entspringt nämlich in 78 ausgesprochen langen Minuten Laufzeit kein noch so kleiner Funke inhaltlicher Kreativität oder gar Mut zu Abzweigungen, vom bereits ausgetretenen Slasher-Trampelpfad.
Auch bei der Wahl des Settings bleiben Simpson und sein Team klassisch einfallslos und setzen auf die bedrohliche Wirkung eines mehrstöckigen, von Innen verrammelten, alten Herrenhauses. Keineswegs unpassend oder genrefremd, aber wiederum Nichts, was man nicht schon dutzende Male besser umgesetzt im Kino beobachten durfte. Genau in dieselbe einfallslose Kerbe schlägt auch die filmische Umsetzung von "Spiderhole": Innovative Kameraeinstellungen? Alternative Schnitte? Visuelle Balanceaktionen zwischen Traum und Realität? Oder einfach nur besondere akustische Leckerbissen? Klare Fehlanzeige.
Auch die vier weitgehend unbekannten Twens, die die Hauptrollen Übernehmen durften, reißen das Ruder des sinkenden Schiffes nicht herum, da sie weder besonders hübsch, noch durch übermäßiges Talent gesegnet sind. Sie kaspern lediglich durch das besetzte Haus und präsentieren sich als uninteressante Schießbudenfiguren für einen alten Mann im OP-Kittel, der emotionslos den kalten Killer mimt. Mit einer Vielzahl an Opfern und einer vom Slasherhandbuch abweichenden Abfolge der Tode hätte Daniel Simpson eventuell sogar einen veritablen Partykracher schaffen können. Mit lediglich vier Opfern, die, in einer von Beginn an, absehbaren Reihenfolge zu Tode kommen, einigen klar vorhersehbaren Wendungen und etlichen einfallslosen Todesszenen ist das jedoch nicht einmal im Ansatz machbar.
Als Pluspunkte kann man lediglich ein bis zwei krude Goreszenen und den wirklich konsequent nihilistischen Schlusspunkt geltend machen, die jedoch weder das große Uncut Edition Branding am Cover noch den Film an sich rechtfertigen können.
Fazit
"Spiderhole" ist ein ausgesprochen schwacher Slasher mit wenigen Lichtblicken, die sich auf etwas Blut, ein konsequentes Ende und eine zumindest ansatzweise interessante Killer/Setting Kombination beschränken. Angesichts der hanebüchenen und streckenweise unnötig verwirrenden Story, der schrecklich unmotivierten Laiendarsteller und der eklatant ideenlosen Umsetzung, sollte trotzdem jeder Horrorfan die Finger von der BluRay von I-On New Media lassen und sich lieber wieder einmal einen Slasher-Klassiker zu Gemüte führen.
Autor: Christoph Uitz