Inhalt
Der neunzehnjährige JR hat Glück, dass er gleich am Anfang seiner sechs Monate im Knast Gangster-Schwergewicht Brendon Lynch positiv auffällt. Sonst hätte er wie sein Zellengenosse als Sexobjekt der schweren Jungs enden können. Doch Lynch stellt JR unter seinen Schutz. Dafür hat der Junge einiges für den Boss zu organisieren, wenn er wieder draußen ist. Denn der hat keineswegs vor, die nächsten 20 Jahre hinter Gittern zu verbringen. Er will abhauen und dafür kann er JRs Hilfe brauchen. In der Zwischenzeit lernt JR von seinem Beschützer viel Nützliches. Draußen wartet nämlich fette Beute, sie muss nur fachgerecht abgeräumt werden. Allerdings kommen Gier und Verrat auch schnell ins Spiel, wenn es um richtig viel Kohle geht …
Kritik
Die Welt des Verbrechens, sie war seit jeher ein faszinierendes Thema für Filme. Sei es die großen Mafia-Epen, die schmutzigen Ganoventhriller oder andrenalinhaltige Bandenkriege. Geschichten von Kriminellen, deren Leben, Aktionen sowie Höhen und Tiefen der illegalen Schattenwelt bieten eine enorme Fülle von filmischen Tropen. Der australische Regisseur Julius Avery scheint sich so ins Genre des Gauner- und Gangsterfilme verguckt zu haben, dass er mit „Son of A Gun – Gold ist dicker als Blut“ gleich mehrere Elemente dieser Filmgattung miteinander kreuzt. Wobei kreuzen wohl das falsche Verb ist, denn eigentlich reiht sie Avery vielmehr aneinander.
Bei „Son of A Gun – Gold ist dicker als Blut“ hat jeder Akt seine eigene narrative Gewichtung. Zu Beginn ein reinrassiges Knastdrama wird aus dem Film danach ein Actionfilm, wandelt sich dann zu einer Art Heist-Movie und lenkt am Ende seine Gewichtung gen Rachethriller. Ziemlich viele Genre-Wechsel für 108 Minuten Film. Doch weitestgehend bleibt „Son of A Gun – Gold ist dicker als Blut“ inszenatorisch aus einem Guss. Auch wenn Elemente wie die Einführung der Figuren sowie die obligatorische Liebesgeschichte nie aus dem Dunstkreis purer Zweckmäßigkeit ausbrechen. Wirklich misslungen ist das aber selten. Zwar erlaubt sich der Film die eine oder andere Dummheit innerhalb seiner Handlung (wieso den Fluchtwagen abfackeln, wenn man ihn sofort danach in einen See stürzen lässt?), die Mechanik der Genre-Wechsel funktioniert aber dennoch recht gut, da sie im Kontext zu Geschichte aus stets relativ homogen und kohärent geschieht.
Der ganz große Wurf ist „Son of A Gun – Gold ist dicker als Blut“ aber bei weitem nicht – trotz Aushängeschild Ewan McGregor als harter wie cleverer Gangsterboss Brendan. Bei McGregors Rolle wird immer wieder versucht, ihr verschiedene Facetten abzugewinnen, doch diese Manipulation an der Figur sowie am Zuschauer selbst wird zu halbherzig und vor allem zu abgehakt betrieben. Allgemein bleiben die Figuren hier eher blass. Auch Newcomer Brenton Thwaites („Hüter der Erinnerung – The Giver“) bleibt ohne größere Nuancen, ein nicht uninteressanter aber letztlich subtilloser Charakter, dessen Entwicklung weder echt Überraschungen noch absonderliche Höhen oder Tiefen vorweist. Durch die, von den Figuren herbeigeführte, Redundanz fällt es „Son of A Gun – Gold ist dicker als Blut“ enorm schwer wirkliche packende Momente zu erzeugen. Alles bleibt irgendwo in der Schwebe, zwischen enttäuschend und eindrucksvoll, hängen.
Fazit
„Son of A Gun – Gold ist dicker als Blut“ ist trotz seiner wechselhaften Handlung reinrassige Standard- bzw. Stangenware. Der Film sieht alles in allem gut aus, die Akteure fallen weder positiv noch negativ auf, die Story erfindet das Rad nicht neu und erliegt hin und wieder dem Irrglauben wirklich clever zu sein. Für ein Regiedebüt geht das absolut in Ordnung.
Autor: Sebastian Groß