Inhalt
Romy und ihr französischer Ehemann Richard machen Urlaub in den USA. Doch schon bald kommen auf der Reise alte Konflikte auf. Nach einem schlimmen Streit beschließt Romy, aus der Beziehung auszubrechen. Sie lässt ihr vermeintlich sicheres Leben hinter sich und flüchtet ins Ungewisse. Sie lässt sich durch das lärmende Las Vegas und die wundersame Wüste von Nevada treiben. Auf ihrem Trip in die Einsamkeit begegnet sie dem charismatischen Diego, mit dem sie eine unvorstellbare und doch wahre Liebe teilt.
Kritik
"Sauer sein und Kinder verlieren, was anderes kannst Du nicht."
Ein Cabrio braust durch die unendlichen Weiten der Wüste Nevadas. Das Firmament protzt mit seinem reingewaschenen Himmelblau, die Steppe, die das Automobil flankiert, ergeht sich indes in spröder Statik. Die blonden Haare von Romy (Diane Kruger, Das Vermächtnis der Tempelritter) verstreuen sich im Wind, während sie ihre Hände dabei in wellenartigen Bewegungen durch die Luft gleiten lässt. Es sind Impressionen, welche unweigerlich den Konventionen des Independent-Films zugedacht werden und idiotensicher ein Gefühl der Freiheit, der Ungebundenheit, suggerieren sollen. Der von Fabienne Berthaud (Barfuß auf Nacktschnecken) inszenierte Sky - Der Himmel in mir aber ist weniger daran interessiert, sich genau dieser Erwartungshaltung hinzugeben, als dass er versucht, die authentische Selbstfindung einer Frau zu dokumentieren, die den Mut aufbringt, alles hinter sich zu lassen.
Wenngleich man unter dieser Begrifflichkeit eine eher negativ konnotierte Sparte von Kino zu entdecken glaubt (Nicholas Sparks und Konsorten lassen grüßen), ist Sky - Der Himmel in mir ein, im besten Sinne, Frauenfilm. Im Klartext bedeutet das nicht, dass sich Fabienne Berthaud in Kitsch und Pomp ergeht, sondern sich für die Emanzipation des weiblichen Geschlechts ausspricht und mit Romy eine hochinteressante Protagonistin aufweist, die den Eifer an den Tag legt, den (bürgerlichen wie ehelichen) Ketten ihrer Vergangenheit zu entfliehen und eine neue, eigenbestimmte Existenz anzugehen. Diane Kruger, die sich in den vergangenen Jahren viel Schelte aufgrund ihres manierierten Schauspiels gefallen lassen musste, ist inzwischen zur einfühlsamen Charakter-Darstellerin gereift und ruft in der Rolle der Ausreißerin Romy ihre wohl bisher beste Karriereleistung ab.
Man sagt, dass man erst alles verlieren muss, um die Chance zu gewinnen, sich wirklich frei zu fühlen. Ob man dieses Bonmot nun verifizieren möchte oder nicht, sei an dieser Stelle dahingestellt, auf Romy allerdings trifft es exakt zu. Ihre Odyssee durch den trockenheißen Süden der Staaten wird nicht nur eine innerseelische Reise durch ein von Dunkelheit und Alpträumen gesäumtes Tal; Romy wird auch Zeuge des Preises der Freiheit: Der Liebe. Sky - Der Himmel in mir aber verweigert es angenehmerweise, seinen naturalistischen Erzähl- und Inszenierungsstil einem harmonieheischenden Anflug an anbiedernder Realitätsverzerrung unterzuordnen, wenngleich The Walking Dead-Star Norman Reedus auf den ersten Blick wie dem Cover der neusten Kuschelrock-Platte entnommen scheint. Das Hauptaugenmerk bleibt in dieser Ode an das Leben den Menschen gewidmet: Ihren Herausforderungen, ihrem Schmerz, ihrer Leidenschaft.
Fazit
Der neue Film der "Barfuß auf Nacktschnecken"-Regisseurin Fabienne Berthaud überzeugt durch einen ungmein naturalistischen Erzählstil, der sich nicht auf Klischees einlässt, sondern eine authentische Ode an das Leben formuliert. Dass "Sky - Der Himmel in mir" aber wirklich sehenswert ist, liegt am niedersächsischen Export Diane Kruger, die in Hollywood nicht nur Fuß gefasst hat, sondern inzwischen auch zur konkurrenzfähigen Charakter-Darstellerin gereift ist.
Autor: Pascal Reis