Inhalt
Heather Mason (Adelaide Clemens) und ihr Vater Harry (Sean Bean) waren immer auf der Flucht – stets böse Mächte im Nacken, die sie nie komplett verstanden und die immer ein Tabuthema gewesen sind. Bis zu ihrem 18. Geburtstag, wird Heather von grauenhaften Albträumen geplagt und muss an ihrem Geburtstag das Verschwinden ihres Vater feststellen. Ihre Suche führt sie an einen Ort, der ihr schrecklich bekannt vorkommt – den kleinen Ort Silent Hill. Sie weiß, dass hier nicht alles ist wie es scheint und das pure Böse in den Wänden der Häuser lauert. Es dauert nicht lange, bis Heather den Kampf mit den Dämonen aufnehmen muss. Doch wenn sie ihren Vater finden und überleben will, bleibt ihr nichts anderes übrig, als sich ihren Weg immer tiefer in die Unterwelt der monströsen Stadt zu bahnen. Überraschende Hilfe erhält sie hierbei von ihrem neuen Mitschüler Vincent Carter (Kit Harington)…
Kritik
Videospielverfilmungen stehen allgemein in Verruf, trashig und lieblos adaptiert zu werden, leider zum Großteil auch völlig zu Recht, wie sich immer wieder herausstellt. Silent Hill zeigte im Jahre 2006, dass die Regel nicht immer gelten muss und dass Videospiele auch ordentlich auf die Leinwand adaptiert werden können. Der Horrorfilm unter der Regie von Christophe Gans kam nicht nur bei der überaus kritischen Fanbase gut an, sondern überzeugte auch Filmkritiker weitestgehend. Aufgrund des Erfolgs war ein Nachfolger beschlossene Sache, doch Gans schied als Regisseur aufgrund fehlender Zeit aus.
Mit Michael J. Bassett (Solomon Kane, Wilderness) wurde schließlich der passende Ersatzmann gefunden, der Brite übernahm neben der Regie auch sogleich das Drehbuch. Nach über sechs Jahren erblickt mit Silent Hill: Revelation 3D der Nachfolger nun das Licht der (Kino-)Welt, doch das Vorhaben scheint diesmal alles andere als geglückt zu sein: In den USA ist der Nachfolger nicht nur an den Kinokassen gnadenlos gefloppt, auch von Kritikern wurde er regelrecht zerrissen. Zu Recht? Wie sich nun herausstellt, leider ja.
Während Resident Evil für knallharte Action und, zumindest früher, für ordentliche Schockmomente bekannt ist bzw. war, besitzt Silent Hill vollkommen andere Merkmale. Die Silent Hill-Spiele leben von ihrer überaus spannenden, schaurigen und zugleich auch sehr bedrückenden Stimmung. Dazu bedarf es keiner Horde von bösen Kreaturen, die Begegnungen mit ihnen sind eher spärlich gesät, um Angst zu erzeugen reichen bereits die unheimlichen Umgebungen, die im dichten Nebel eingetaucht sind und für die nötige Atmosphäre sorgen und das Gefühl, allein an diesem Ort zu sein. Der erste Film fing die Atmosphäre sehr passend ein und funktionierte vor allem deswegen recht gut. Das Städtchen Silent Hill wurde darin wunderbar als mysteriöser Ort des Schreckens eingeführt. Bassett verfügt allerdings nicht über solch ein kreatives Händchen wie zuvor Gans und fährt den Nachfolger vollkommen gegen die Wand.
Lehnte sich der erste Film noch an das erste Spiel, so behandelt man im Nachfolger nun weitestgehend das dritte Spiel. Die Handlung wird recht oberflächlich aufgebaut und setzt direkt einige Jahre nach dem ersten Film an. Nachdem einige Figuren recht plump in den Film geworfen werden und innerhalb kürzester Zeit versucht wird, Beziehungen unter ihnen aufzubauen, was vor allem zwischen Hauptfigur Heather (Adelaide Clemens) und ihrem Klassenkameraden und späteren Gefährten Vincent (Kit Harington) recht gekünstet und lächerlich vollbracht wird, befindet sich Heather auch schon bald im Geisterstädtchen Silent Hill und damit im eigentlichen Alptraum. Aufgrund der geringen Spielfilmzeit oder vielleicht auch aufgrund des geringen Budgets (mit 20 Millionen Dollar weniger als die Hälfte, als Teil 1 noch zur Verfügung stand), wird Heather nun im Rekordtempo von einem Ort an den nächsten gehetzt. Man hat das Gefühl, dass man schnell alle nötigen Ortschaften und alle Monsterbegegnungen (aus dem Spiel bekannte und einige neue) abhaken will, um den Fan möglichst zufrieden zu stellen. Doch Masse ersetzt nicht Klasse, daher macht die Hetzjagd auch keinerlei Spaß. Die beklemmende Atmosphäre, welche das Markenzeichen der Spiele und auch des ersten Film ist, wird hierbei nie aufgebaut, wodurch es vollkommen an Spannung oder Grusel fehlt. Da nützt es den Machern nichts, das an sich gelungene Setdesign noch so schaurig darzustellen und Heather gegen groteskeste Bestien antreten zu lassen, wenn die Gefahr dahinter nie spürbar ist. Auch stellt sich Heather oftmals viel zu dämlich an um wirklich ernstgenommen zu werden. Wenn sie beispielsweise in einen Raum eintritt, in dem die aus den Spielen bekannten Horror-Krankenschwestern warten, die im Film nur auf Geräusche reagieren, Heather aber partout nicht den Mund halten will und lautstark jemanden zu befreien versucht, was im Grunde auch leise hätte klappen können, wird damit die ganze Szene zunichte gemacht, die unter Umständen, wenn sie jemand anderes gedreht hätte, durchaus spannend hätte werden können.
Doch Heather muss sich nicht nur durch unspannende Szenen durchkämpfen, auch hat die Arme mit hölzernen Dialogen und einem schwachen Drehbuch zu kämpfen. So hat die böse Sekte, die hinter allem steht, einen schön-albernen, klischeebeladenen Auftritt (man beachte vor allem Carrie-Anne Moss, hier kaum wiederzuerkennen), trifft unterwegs neue Figuren, die im nächsten Moment wieder vollkommen unwichtig geworden sind und erlebt inmitten des Alptraums sogar noch eine kleine Romanze. Wie schön.
Silent Hill: Revelation 3D ist, wie Poster und Titel bereits preisgeben, vollkommen auf 3D getrimmt. Dem Zuschauer fliegen somit allerlei Dinge um die Ohren. Nötig wäre der Effekt nicht gewesen, einen wirklichen Mehrwert erhält der Film dadurch auch nicht, schlecht sind die Effekte aber dennoch nicht. Um auch etwas Positives hervorzuheben: Jeff Danna und Akira Yamaoka sind, wie auch schon beim Vorgänger, für die Musik verantwortlich, die noch am ehesten zur Stimmung der Games passt und ein wenig Feeling vermitteln kann. Bringt nur leider nicht viel, wenn der Rest stilistisch fehl am Platze ist.
Sollte es tatsächlich zu einem weiteren Nachfolger kommen, was angesichts des Misserfolgs von Silent Hill: Revelation 3D momentan eher unwahrscheinlich ist, werden zum Ende hin gleich mehrere mögliche Nachfolger angedeutet. Achtung Spoiler: Zum einen hätten wir die Suche eines Mannes nach seiner verschwundenen Frau, was die Geschichte des zweiten Videospiels widerspiegelt, oder aber es handelt sich um die Verfilmung der Geschichte aus dem aktuellen Downpour, da zum Schluß eine Polizeieskorte mitsamt Bus auf Silent Hill zusteuert.
Fazit
Punktete der erste Teil noch mit einer düsteren, spannenden Atmosphäre und stellt bis heute eine der wenigen guten Videospielverfilmungen dar, enttäuscht "Revelation 3D" auf ganzer Linie. Der erneute Alptraumtrip nach Silent Hill ist viel zu hektisch ausgefallen, verliert dadurch jeglichen Schrecken und glänzt inhaltlich durch zahlreiche Patzer.
Autor: Sebastian Stumbek