Kritik
Auch wenn Regisseur Farren Blackburn mit seinem Spielfilmdebüt "Hammer of the Gods" nur wenig Ruhm erntete, läuft es mit seinem zweiten Projekt "Shut In" weit erfolgreicher. Nicht nur erhält der Film einen internationalen Kino-Release, auch konnte er mit Naomi Watts eine überaus talentierte und angesagte Hauptdarstellerin für sein Projekt gewinnen. Doch was nützt einem ein starker Cast, wenn man mit einem schwachsinnigen Drehbuch arbeiten muss und nicht fähig ist, an der richtigen Stelle einzulenken?
"Shut In" ist ein Horror-Thriller, der gezielt auf seinen Überraschungsmoment hinarbeit und sich voll und ganz auf diesen verlässt. Bis dahin wird versucht den Zuschauer mit diversen Zwischenfällen, von merkwürdigen Ereignissen bis hin zu kleineren Schockmomenten, bei Laune zu halten. Sind die unerklärlichen Geschehnisse alle nur Einbildung? Immerhin ist die Kinderpsychologin Mary (Naomi Watts) scheinbar depressiv, durch einen familiären Unfall traumatisiert und mit ihrem Alltag, in welchem sie sich um ihren gelähmten Sohn, der auch geistig nicht mehr anwesend ist, stark überfordert. Oder aber wird sie von einem Geist heimgesucht? Sie selbst glaubt fest an letzteres, während ihr besorgtes Umfeld von einem psychisch labilen Zustand ausgeht.
Sobald "Shut In" mit offenen Karten spielt fällt der Film aber auch ganz schnell komplett in sich zusammen. Abweichungen vom generischen Genrequark sind in der Theorie zwar gern gesehen, müssen jedoch auch in der Praxis plausibel gestrickt sein. "Shut In" verkommt jedoch zur absoluten Lachnummer, während er sich aber weiterhin toternst nimmt. Jegliche Glaubwürdigkeit geht flöten, Spannung oder Dramaturgie verlieren ihre Wirkung. Da sich ohne Spoiler nicht weiter darauf eingehen lässt erfolgt an dieser Stelle ein Cut (wir sehen uns im übernächsten Absatz wieder), wer dennoch weiterlesen mag sei zum folgenden Abschnitt eingeladen, in welchem ohne Zurückhaltung auf den Inhalt eingegangen wird.
Achtung, großer Spoiler in diesem Absatz: Es stellt sich heraus, dass sich Mary keinesfalls etwas eingebildet hat, jedoch liegt die Erklärung des Spuks nicht im Paranormalen. Ihr Sohn hat ihr sechs Monate lang vorgespielt, behindert zu sein, sich nicht bewegen und reden zu können oder sonst am Leben teilzunehmen. Warum? Weil er es genoss, von seiner liebevollen Mutter gepflegt zu werden. All das wäre so auch weiter gegangen, wäre nicht ein weiterer Junge (einer ihrer Patienten) dazwischen gekommen und hätte ihre Aufmerksamkeit geraubt. Ihr behinderter Sohn fühlt sich nun vernachlässigt und inszenierte mit Hilfe von heimlich verabreichten Drogen ein albernes Spektakel, in welchem er seine Mutter durch Täuschung zurückgewinnen und jeden "Eindringling" töten will. Mit purem Wahnsinn in den Augen, bösartig aufgesetztem Grinsen und mit Hammer oder Axt bewaffnet, die er beim Durchstreifen des Hauses auch immer lautstark an den Wänden entlang schleift, um damit seine Geistesstörung für jeden Deppen nochmals ganz deutlich zu unterstreichen, entwickelt sich "Shut In" zur lächerlichen Freakshow. Spannend ist hier gar nichts mehr, es ist nur noch beschämend.
Schade um den schönen Cast, welchen man hier vollkommen verheizt hat. Naomi Watts spielt ihre Rolle soweit zwar ganz gut, ist durch diese aber auch stark limitiert und spürbar im falschen Film. Der junge Jacob Tremblay, der die Herzen der Zuschauer im oscarnominierten Drama "Raum" für sich gewinnen konnte, tut sich kurze Zeit nach seinem letzten Horrorausflug in "Before I Wake" erneut keinen Gefallen mit seiner Rollenwahl, diesmal kommt er sogar noch weit undankbarer weg. Und auch Charlie Heaton wird wird sich in Zukunft noch lange für sein Mitwirken schämen müssen. Eine Sache muss man jedem Beteiligten aber groß anrechnen: Dass sie alle nicht selbst lautstark loslachen mussten über all den verzapften Unsinn verdient immerhin etwas Anerkennung.