Inhalt
Als sich Jay und Annie kennenlernten, war ihre Beziehung noch voller Leidenschaft - doch zehn Jahre und zwei Kinder später sieht das anders aus. Um der Beziehung neuen Schwung zu geben, beschließen sie ein Sex-Video zu drehen - warum auch nicht? Sie filmen sich dabei, wie sie jede Position aus "The Joy of Sex" in einem dreistündigen Marathon-Schäferstündchen durchprobieren. Auf den ersten Blick eine gute Idee - doch dann bemerken die beiden, dass ihr privatestes Video nicht länger privat ist und ihr Ruf auf dem Spiel steht. Sie wissen, dass sie nur einen Klick davon entfernt sind, vor der ganzen Welt entblößt zu werden... auf der Jagd nach ihrem Video erleben sie eine Nacht, die sie nie mehr vergessen werden und in der ihnen bewusst wird, dass das "Sex Tape" viel mehr preisgibt, als sie sich je vorstellen konnten.
Kritik
Manche glauben ja, dass Filmstudios für eine gute und vor allem effektive Promotion sogar über Leichen gehen. Ob die Studios allerdings wirklich die Drahtzieher des großen Hacker-Angriffs sind, der vor gut zwei Wochen diverse Privatbilder von Prominenten von der Cloud stahlen? Mit „Ja“ antworten wohl nur die, die glauben Stanley Kubrick hätte die Mondlandung inszeniert, die Kondensstreifen am Himmel sind Chemikalien, die uns gefügig machen und Moviebreak-Autoren werden von der Chefredaktion im feuchten Keller gehalten (bitte, helft uns!). Zugegeben, bei Sony Pictures dürfte man sich schon ein wenig gefreut haben, vor allem weil in diversen Medien ihre neue Komödie „Sex Tape“ in einem Atemzug mit dem Hacker-Skandal genannt wurde (und wir machen da ja auch keine Ausnahme). Aber lösen wir uns von der PR und konzentrieren uns auf das Wesentliche: sieht man Cameron Diaz („Verrückt nach Mary“) nackt? Kleiner Scherz. Also, ist „Sex Tape“ eine empfehlenswerte Komödie?
Regisseur Jake Kasdan („Walk Hard: Die Dewey Cox Story“) versammelt für seine Komödie „Sex Tape“ erneut Cameron Diaz und Jason Segel („Die Muppets“) vor der Kamera, die bereits in Kasdans „Bad Teacher“ eine wirklich gut harmonierende Chemie hatten. Hier dürfen sie als Ehepaar Jay und Annie ihr etwas eingerostetes Sexleben mit einem selbstgedrehten Sexfilm vitalisieren, welches dann, dank der Hilfe der modernen Technik, den Weg auf die iPads ihrer Bekannten und Freunde findet. Wirklich schlüpfrig ist das nie. Zwar sind die ersten Filmminuten voll mit Sexszenen, die aber allesamt so brav bebildert und montiert sind, dass der deutsche Titel eines alten Kurt Russell-Film passt: „Es kracht, es zischt, zu seh'n ist nischt“.
Der Akt an sich spielt in „Sex Tape“ so oder so eher eine untergeordnete Rolle. Im Zentrum steht die Wiederbeschaffung der iPads, auf die der eheliche Heimporno ausversehen geladen wurde. Diese Mission ist relativ temporeich inszeniert, lässt allerdings wirklich frische Ideen und kreative Gags vermissen. Es ist eine Ansammlung und ein Abhaken von standardisierten Humorkanonaden aus dem Regelbuch der R-Rated-Comedys, die in den letzten Jahren dutzendfach aus Hollywood kamen.
Die Charakteristika solcher Komödien bestehen daraus, dass sie vordergründig so tun, als ob sie ungehemmt, wild und für ein erwachsenes Publikum gemacht sind. Doch eigentlich sind sie allesamt zahm und trauen sich nicht wirklich Tabus zu brechen. Lieber tänzeln sie darum herum. Und was die Thematisierung von erwachsenen Inhalten angeht, so beschränken sie sich doch meist nur darauf, diese so zu vereinfachen und zu pauschalisieren, dass jegliche Relevanz verloren geht. So auch in „Sex Tape“. Der eigentliche Grund, warum Jay und Annie dieses Video aufnahmen wird nie wirklich so behandelt, dass es aufrichtig wirkt. Lieber hetzt die Komödie von einem Fettnapf zu nächsten, immer begleitet mit der bulligen Penetranz verrucht zu sein, denn immerhin geht es ja um einen selbstgedrehten Pornofilm.
„Sex Tape“ ist und bleibt aber komplett harm- und zahnlos. Der Biss, er fehlt leider völlig. Dies wird mit unterschiedlichem Erfolg durch Nebenfiguren und chaotischen Situation kompensiert. Rob Lowe („Thank you for Smoking“) darf als Chef von Annie für einige wirklich amüsante Minuten sorgen, während Jays bester Kumpel (Rob Corddry, „Pain & Gain“) nur die Funktion erfüllt, dass er anwesend ist. Zusammen genommen mit all den anderen Stationen und Figuren, die „Sex Tape“ abklappert ergibt sich ein ernüchterndes Gesamtbild. Am Ende bleibt ein wirklich netter Cameo, einige durchaus witzige Szenen und Momentaufnahmen sowie jede Menge Ballast und Verbindungskleister übrig. Wirklich misslungen ist das nicht, aber auch weit davon entfernt als wirklich empfehlenswert bezeichnet zu werden. Vielleicht kann man „Sex Tape“ am besten mit der Missionarsstellung vergleichen: man kommt zum Ziel, aber sonderlich gewagt oder sogar herausstechend ist das Ganze auch nicht.
Fazit
Jake Kasdans Film ist in einer gewissen Art und Weise einem Porno nicht unähnlich. Nicht wegen dem Gebumse, nein. „Sex Tape“ und ein Porno gehören am besten auf eine DVD oder Blu-ray. Ein Kinobesuch hierfür lohnt nicht wirklich.
Autor: Sebastian Groß