MB-Kritik

Seven Days 2024

Drama

Vishka Asayesh
Majid Bakhtiari
Melika Foroutan
Tanaz Molaei
Sina Parvaneh
Sam Vafa

Inhalt

Die inhaftierte Aktivistin Maryam erhält den seltenen Urlaub aus iranischen Krankenversicherungen. Sie muss sich entscheiden, ob sie fliehen oder ihren Kampf für Menschenrechte und Demokratie fortsetzen möchte.

Kritik

Der ideelle Konflikt der unerschrockenen Protagonistin, deren Geschichte die der für ihren Menschenrechtskampf inhaftierten Friedensnobelpreisträgerin Narges Mohammadi inspirierte, wird zur unebenen Analogie der disparaten Dramaturgie Ali Samsdi Ahadis (Die Mucklas ... und wie sie zu Petterson und Findus kamen) plädierenden Porträts. Dessen auf den titelgebenden Zeitraum kondensierte Handlung begleitet die herzkranke Aktivistin Maryam (Vishka Asayesh, Chacun son cinéma ou Ce petit coup au coeur quand la lumière s'éteint et que le film commence) während eines einwöchigen Freigangs zur medizinischen Versorgung und Ruhe. Doch beides ist weit entfernt von den Plänen der von Asayesh mit stiller Beharrlichkeit dargestellten Aktivistin. Die begibt sich auf einen mehrfachen Gewaltmarsch. 

Jener ist zuerst ein wortwörtlicher Treck zur iranischen Grenze, über die sie nach dem Willen ihres besorgten Bruders (Sina Parvaneh, Tatami) fliehen soll. Mit einer Gruppe Flüchtender durchquert sie die verschneite Bergregion, wo Wachposten und Wetter gleichermaßen tödliche Bedingungen schaffen, mit einem Ziel vor Augen. Das ist jedoch nicht Freiheit, sondern ihre Familie, die sie seit Jahren nicht gesehen hat. Doch die Wiedervereinigung mit Mann und Kindern ist kurz, denn die Ikone der Freiheitsbewegung ist entschlossen, zurückzukehren.

“Crossing is not the hardest part - it’s what you can’t carry with you”, artikuliert sie den ethischen Entschluss, dessen diametrale Doppeldeutigkeit die Inszenierung auffällig einseitig auslegt. Die physische Tortur, der sie sich unterwegs zu ihren Liebsten unterzieht, dient als brutaler Beweis ihrer mütterlichen Liebe. Ob solche sie bewegt oder familiäres Pflichtgefühl, bleibt ebenso unklar wie ihre persönliche Präferenz. Trotz Asayeshs Hervorhebung des rationalen Ringens ihrer Figur scheint diese dennoch immer weniger Individuum als moralisches Leitlicht.

Fazit

“You have to reach the lights”, sagt eine Freundin der heiligengleichen Heldin Ali Samadi Ahadis gesellschaftspolitischen Gewissensdramas und meint damit scheinbar auch einen Nimbus moralischer Makellosigkeit. Dem gerecht zu werden scheint die eigentliche Indikation, sowohl der perfektionistischen Protagonistin als auch des metaphorischen Moralstücks. Dessen filmischen Fokus verschiebt eine befremdlich defensive Dialektik verdrängt. Die ethische Ausrichtung manifestiert sich in Mohammad Rasoulofs Skript as Handlungsweg, der die Spannungskurve straffen soll, aber stattdessen die Glaubhaftigkeit bis zum Äußersten strapaziert.

Autor: Lida Bach
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