Inhalt
George Armstrong Custer absolviert die Militärschule West Point und nimmt am Bürgerkrieg teil. Als Kommandant des 7. Kavallerie-Regiments bewährt er sich in Dakota, sorgt für Frieden mit den Sioux: Kein Weißer werde ihr Gebiet in den Black Hills betreten. Eine Handelsgesellschaft durchkreuzt seine Politik, er wird suspendiert. Die Gesellschaft provoziert einen Aufstand der Krieger von Häuptling Crazy Horse. Custer wird wieder eingesetzt und reitet mit seinem Regiment am 25. Juni 1876 in die Schlacht am Little Big Horn, wo er und alle seine Leute fallen.
Kritik
Wenn es um das frühe und vor allem schillernde Hollywood geht, dann ist Errol Flynn wohl kaum wegzudenken: Immerhin brachte der charismatische Lebemann mit Filmen wie Unter Piratenflagge, Der Prinz und der Bettelknabe, Die Abenteuer des Robin Hood oder Der Herr der sieben Meere wie kein anderer den imposanten Eskapismus in die Kinos (auch dank Regisseur Michael Curtiz). Gerade zu Beginn des zweiten Weltkrieges und der immer schwermütiger werdenden Weltnachrichten, brachte der Star ein Stück – durchaus naiver – Hoffnung in die Lichtspielhäuser, was die Zuschauer mit hohen Einspielannahmen würdigten. Im Falle von Sein letztes Kommando mischt sich schließlich im Jahre 1941 alles zu einem romantischen wie heroisierenden Werk zusammen, welches sich der (un)rühmlichen Geschichte von George Armstrong Custer annahm. Herausgekommen ist ein humorvolles, unterhaltsames, leichtes, verträumtes, actionreiches aber eben auch vollkommen geschichtsverdrehendes Abenteuer, das aus Custer kurzerhand einen der größten Helden der amerikanischen Geschichte macht. Einen mutigen Kämpfer sondergleichen, der sich zudem gar gegen das Kapital und die Ungerechtigkeit stellt.
So entpuppt sich Sein letztes Kommando schnell als klares Produkt seiner Zeit: Wo heute die Aufklärung und die Wissenschaft in Bezug auf Custer (die erst seit den 2000er Jahren zugenommen hat) eine deutlich andere Perspektive liefert, hatten sich die Autoren Wally Kline und Æneas MacKenzie ganz klar heroisierender ihrem Hauptprotagonisten genähert. Dem Zuschauer fällt dies zu Beginn gar nicht so sehr auf, denn während Errol Flynn einen eindringlichen, gradlinigen und mutigen George Armstrong Custer portraitiert (und dies als Interpretation wahrlich gelungen), wird die Geschichte selbst durch die vielen sehr gelungenen Humoreinlagen ganz klar aufgewertet und zerstreut. Schon wenn zu Beginn Custer in eigener Paradeuniforum mit seinen Hunden völlig naiv in West Point ankommt und zum Gespött der ganzen Akademie wird, ist auch danach der eigentliche Held eher ein Rüpel, undiszipliniert und einzig in seinen kämpferischen Fähigkeiten wirklich ein guter Soldat. Doch da startet Sein letztes Kommando erst: Was danach folgt ist ein grober Abriss der verschiedenen Stationen von Custers scheinbaren Leben, wie der Liebe zu Elizabeth Bacon (Olivia de Havilland), seiner Freundschaft zu Lt. General Winfield Scott (Sydney Greenstreet), seinen ersten Pyrrhussiegen im Sezessionskrieg und schließlich das Kommando über die legendäre 7. Kavaliere.
Während zuvor vor allem grobe Fehler die Geschichte bestimmen – bezogen auf die historische Genauigkeit – wird es danach aber aus heutiger Sicht verklärend. George Armstrong Custer wird zum absoluten Helden emporgehoben, der sich sogar gegen das ausbeuterische Kapital stellt (was man den Film zugutehalten kann), den Indianen seinen Respekt zollt, Crazy Horse (Anthony Quinn) als ehrenwerten Mann empfängt und am Ende Seite an Seite mit vollkommen mutigen Männern zu Grunde geht und als letzter fällt. All dies ist gemessen am aktuellen Stand der Wissenschaft so nicht passiert und auch der damalige Goldfund am Black Hill – der den erneuten Krieg zwischen amerikanischen Ureinwohnern (die zumindest im Film keine barbarischen Wilden sind) und den USA erst möglich gemacht hat – war Custers verschulden, der eine Expedition startete und seinen Fund publik machte. Was bleibt also von der Figur letztlich übrig? Im Film auf jeden Fall ein Mann, der für den Kampf und seine Prinzipien lebte und für diese sogar heroisch in den Tod ging – soweit die Stiefel trugen. Dies wirkt heute kitschig, aufgesetzt und vollkommen an der Realität vorbei. Und dennoch ist Sein letztes Kommando kein insgesamt verwerfliches Werk geworden.
Zum einen liegt dies an der herausragenden leichten Inszenierung von Regisseur Raoul Walsh, die zwischen imposanten Kameraaufnahmen und ausufernden Gefechten hin- und herwechselt (leider verloren auch 3 Darsteller ihr Leben beim Dreh), zum anderen aber auch an den Darstellern wie Errol Flynn und Olivia de Havilland. Gerade die Beziehung zwischen Custer und Elizabeth Bacon wird zum zentralen Motiv von Sein letztes Kommando, was zwar überzogen romantisch wirkt, hermeneutisch gesehen aber Glanz und Charme versprüht – auch heute noch. Besonders wenn zum Finale hin der tränenreiche Abschied winkt, dürfen beide Stars noch einmal aus den vollen schöpfen. Der Rest ist dann gutes kurzweiliges Abenteuerkino (und dies trotz der durchaus langen Laufzeit), was zusammen mit dem wirklich gut pointierten und einladenden Humor auch heute noch hervorragend unterhält. Dennoch bleibt am Ende ein fader Beigeschmack zurück.
Fazit
Aus heutiger Sicht ist "Sein letztes Kommando" verklärend, geschichtsverzerrend und sogar zuweilen gefährlich heroisierend. Aber eben auch unglaublich humorvoll, actionreich und mit Errol Flynn und Olivia de Havilland angenehm romantisch erzählt. Die erste Zusammenarbeit zwischen Blockbuster-Pionier Raoul Walsh und Errol Flynn ist eben im Jahr 1941 stehengeblieben. Hier muss wohl der Zuschauer selbst entscheiden, ob der Weg zum Little Big Horn lohnt. Es geht zumindest deutlich schlechter ("Big Horn - Ein Tag zum Kämpfen") aber eben auch besser ("Son of the Morning Star").
Autor: Thomas Repenning