Ausgerechnet an seinem Geburtstag wird Schneider aus dem harmonischen Tagesplan gerissen. Am liebsten hätte er gemeinsam mit seiner Frau sämtliche Vorbereitungen für die Feier am Abend erledigt, doch der Anruf von einem Kunden durchkreuzt sein Vorhaben. Was Schneiders Frau und seine zwei kleinen Töchter jedoch nicht wissen, nachdem dieser sich am Morgen von ihnen verabschiedet hat, ist die Tatsache, dass sein Beruf darin besteht, als Auftragskiller spezielle Zielpersonen umzubringen.
Wer mit dem bisherigen Schaffen von Alex van Warmerdam (Die letzten Tage der Emma Blank) vertraut ist, dürfte kaum überrascht sein, wenn der Regisseur die anfängliche Familienidylle schnell durchbricht und zu einem schwarzhumorigen, skurrilen Thriller wechselt. Im Vergleich zu van Warmerdams letzten Film Borgman ist Schneider vs. Bax wieder deutlich zugänglicher ausgefallen. Wo zuvor noch der Einbruch vom mysteriösen Abstrakten in die vertraute Realität thematisiert wurde, ist dieses Werk eine Kombination aus eher simplen Versatzstücken, welche der Regisseur auf eine Weise verknüpft, die am Ende kein stimmiges Bild erzielen will.
Nach der Einführung, bei der Schneider gewissermaßen als Hauptfigur etabliert wird, verschiebt van Warmerdam den Fokus plötzlich auf die Zielperson. Der Autor Roman Bax führt im Vergleich zu dem Auftragskiller ein völlig konträres Leben. Während Schneider es mithilfe einer einfachen Lüge gelingt, ein friedliches Familienleben zu führen, ist Bax ein menschliches Wrack, das nicht nur von Alkohol und anderen Substanzen abhängig ist, sondern zusätzlich an dem Tag, an dem seinem Leben ein Ende bereitet werden soll, Besuch von seiner depressiven Tochter bekommt, zu der er ein schwieriges Verhältnis pflegt. Als Bax schließlich einen Anruf von dem Mann erhält, der auch Schneider beauftragt hat, wird die Handlung erst recht auf den Kopf gestellt.
Aus diesem Szenario spinnt der Regisseur ein Thriller-Geflecht, über das er vordergründig den Deckmantel eines Familiendramas legt. Mit fortschreitender Laufzeit entwickelt sich die anfangs recht einfach gestrickte Lage zu einem zunehmend unübersichtlicheren Geschehen, bei dem Dinge nicht so verlaufen wie geplant, Figurendynamiken von einem Moment auf den anderen rapide verändert werden und das Auftauchen immer neuer Charaktere zu zusätzlichen Komplikationen führt. Schneider vs. Bax findet trotz der unangepassten Atmosphäre und dem ständigen Wechseln der Stilrichtungen nie so richtig in die Spur. Van Warmerdams Film wirkt wie ein unorigineller, antiquierter Versuch, an den ungezügelten Stil der Gangster-Filme erfolgreicher, wilder Regie-Ikonen wie Quentin Tarantino (Pulp Fiction) oder Guy Ritchie (Snatch - Schweine und Diamanten) anzuknüpfen.
Ähnlich wie diese beiden Filmemacher unterläuft der Niederländer immer wieder die Erwartungshaltung, verschiebt munter Genre-Bausteine, lässt spannende Einzelmomente ins Leere laufen und setzt auf zynische, bösartige Einschübe. Das Problem dabei ist nur, dass der Regisseur hierdurch den Blick auf seine Charaktere völlig vernachlässigt und sie zu reinen Spielfiguren degradiert. Während er den entscheidenden Personen im ersten Drittel zumindest noch so etwas wie mehrdimensionale Facetten zukommen lässt, opfert van Warmerdam diesen Ansatz zugunsten kurzlebiger Pointen oder zynischer Gewaltausbrüche, die ohne großen Effekt verpuffen.
Obwohl der Regisseur bedeutende Motive zu Beginn und im Finale ausspart, verfehlt Schneider vs. Bax beinahe vollständig seine Wirkung, da spätestens im letzten Drittel der Eindruck entsteht, dass selbst der Regisseur kaum Interesse für seine Figuren aufbringt. So ignorant und unbeholfen, wie van Warmerdam mit ihnen verfährt, verhält es sich am Ende auch mit dem Zuschauer, der mit diesem unentschiedenen Mix aus Thrillerkomödie und Familiendrama kaum mehr etwas anzufangen weiß.