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Amerika, 1968: In der Kleinstadt Mill Valley feiert man die Nacht der Nächte des Gruselns. Und was wäre an Halloween passender, als ein angebliches Geisterhaus auszukundschaften? Genau das beschließt eine Gruppe Jugendlicher und dringt in das verlassene ehemalige Anwesen der Familie Bellows am Rande der Stadt ein. Dort entdecken sie in einem Verließ ein mysteriöses handgeschriebenes Buch mit schaurigen Erzählungen, verfasst von einer gewissen Sarah Bellows. Die Teenager nehmen es mit, nicht ahnend, welches Unheil sie damit heraufbeschwören. Denn das Werk ist noch lange nicht vollendet und neue Geschichten erwecken die schrecklichsten Alpträume zum Leben…

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Nach eigener Aussage von Regisseur André Øvredal (Trollhunter) soll Scary Stories to Tell in the Dark als liebenswert-furchteinflößender Film die Konventionen der Altersfreigabe ausreizen. Entstehen sollte kein Horrorfilm, aber auch keine Kindergruselgeschichte, sondern eine Erzählung, die sich irgendwo zwischen Filmen wie Es und Gänsehaut wiederfindet, die der FSK wirkliches Kopfzerbrechen bereiten dürfte. Denn tatsächlich testet der sich stets eher an Jugendliche adressierende Film die Grenzen der Zumutbarkeit seines Zielpublikums kreativ aus und füllt damit eine Marktlücke, die es schon lange zu füllen galt. So werden die Jüngeren in unseren Reihen im Kino kaum ernstgenommen, weil man glaubt, man könne ihnen nichts zumuten. Der Grundton ist stets heiter und die plakativen Probleme lösen sich am Ende doch immer in Wohlgefallen auf. Es ist demnach nicht verwunderlich, dass ein ernsthafter Gruselfilm kaum einen Platz zwischen anderen Kinder- und Jugendfilmen gefunden hat.

Dabei kann gerade die Konfrontation mit den eigenen Ängsten, die ein Horrorfilm oder - um bei Øvredals Selbstverständnis zu bleiben - Gruselfilm im besten Fall bieten sollte, ein positiver Einfluss in der Entwicklungsphase sein. Alleine deswegen ist es ein Segen, dass der Film in dieser Form zustande gekommen ist und es bleibt zu hoffen, dass er bei seinem Zielpublikum Anklang findet und diese Nische in Zukunft verstärkt vertreten wird. Mit diesem Lob geht allerdings auch einher, dass Erwartungen an einen waschechten Horrorfilm enttäuscht werden. Jedem, der bereits mehr als eine Handvoll Horrorfilme gesehen hat, sollten die die gängigen Genre-Konventionen und klischeebehaften Szenen ins Auge springen. Scary Stories to Tell in the Dark gelingt der Schritt nicht, in seiner Nische Eigenständigkeit zu entwickeln und fühlt sich über die gesamte Lauflänge hinweg eigenartig abgenutzt an. 

Das liegt vor allem daran, dass die Geschichte rundum einen Fluch, der durch ein verbotenes Buch transportiert wird, eingestaubter kaum sein könnte und frei von erzählerischen Innovationen vorgetragen wird, um ein jüngeres Publikum an den Stoff zu gewöhnen. Auch die Protagonisten - ein sympathischer Freundeskreis - sind altbekannt und ordnen sich in Stereotypen ein,  die einzig jüngeren Zuschauern und nostalgisch zurückblickenden Liebhabern der hier adaptierten Gruselgeschichten von Alvin Schwarz interessant erscheinen sollten. Dennoch wissen die jungen Darsteller Zoe Margaret Colletti (Skin), Michael Garza (Mockingjay), Gabriel Rush (Grand Budapest Hotel) und Austin Zajur (Countdown) zu überzeugen und harmonieren wunderbar zusammen. Sehr ansprechend sind währenddessen auch jene vorsichtig eingestreuten Gruselmomente, die die Grenzen der Zumutbarkeit für ein jugendliches Publikum ausweiten sollen. Hier werden ästhetisierte surreale Szenen spielerisch mit Body Horror, Home-Invasion und Ansätzen von Slasher-Elementen kombiniert, wodurch ein schöner Genre-Querschnitt für die Jüngeren geboten wird, der insgesamt leider etwas zu überladen wirkt. 

Das liegt nicht zuletzt daran, dass man bemüht war, Spannungsmomente schnell wieder aufzulösen und gruseligen Gestalten durch die Effekte doch noch etwas Humorvolles abzugewinnen. Neben dieser Überladenheit und vereinzelten Jumpscares wird dem jüngeren Publikum immerhin in Ansätzen eine Art der Drehbuch-Schreibe nahegelegt, von der sich die Köpfe hinter dem Conjuring-Universum und sonstigen Fast-Food-Horrrorfilmen noch eine Scheibe abschneiden könnten: Die individuellen Bedrohungen, denen sich die Protagonisten ausgeliefert sehen, bauen zumindest meistens auf der Psyche des jeweiligen Charakters auf. Das gelingt mal mehr und mal weniger gut, setzt im Allgemeinen aber ein richtiges Zeichen. 

Fazit

"Scary Stories to Tell in the Dark" nimmt sein jugendliches Zielpublikum ernst und führt es liebevoll an das gerade für Jüngere allzu verwahrloste Horror-Genre heran. In der Kombination mit vielen kreativen Einfällen und einer halbwegs psychologischen Grundierung kann man über die dramaturgischen Schwächen und die Überladenheit des Filmes hinwegsehen und eine uneingeschränkte Empfehlung aussprechen.

Kritik: Maximilian Knade

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