Inhalt
Das Genre der Teenager-Fantasy-Romanzen steht für Erfolg. Die „Twilight“ Filme im Kino, aber auch Serien, wie „Vampire Diaries“ oder „True Blood“ erfahren viel Zuspruch. Dadurch, dass die „Twilight“ Saga (einige würden jetzt sagen endlich) ein Ende gefunden hat, versuchen andere Filme, die meistens auch auf Buchvorlagen basieren, in diese Lücke zu stoßen, um den gleichen, aber zumindest ähnlichen, Erfolg zu haben. Nicht nur die USA hat mit „Beautiful Creatures“ ihren eigenen Kandidaten für diese Rolle, sondern auch Deutschland. „Rubinrot“ heißt der erste Teil dieses Versuches einer Trilogie, die eine Adaption der Buchreihe „Liebe geht durch alle Zeiten“ von Kerstin Gier werden soll.
Kritik
Mit diesen Hintergrundinformationen im Kopf ist schon klar, dass hier kein allzu breites Publikum angesprochen werden soll. Die Zielgruppe ist klar gesteckt: jugendliche Mädchen sollen in die Kinos stürmen und so dem Film zum Erfolg verhelfen. Die Story des Films ist wie dafür gemacht. Gwendolyn (Maria Ehrich) ist ein sechzehnjähriger, etwas rebellischer Teenager in London unserer heutigen Zeit. Ihre Familie gehört zur High Society Londons und konzentriert sich nur auf ihre Cousine Charlotte (Laura Berlin), denn die soll die geheimnisvolle Kraft geerbt haben, durch die Zeit reisen zu können. Plötzlich aber findet sich Gwendolyn im London des 19. Jahrhunderts wieder und schnell wird ihr klar, dass sie eigentlich die Auserwählte ist. Zusammen mit Gideon (Jannis Niewöhner), dem anderen Auserwählten, muss sie nun durch die Zeiten reisen, um ein großes Geheimnis ihrer Familiengeschichte aufzulösen. Beide können sich anfangs nicht leiden, doch die gemeinsamen Abenteuer bringen sie näher zusammen.
Der Film ist recht routiniert erzählt, man hat nicht den Eindruck, dass große und unnütze Umwege gegangen werden. Die Produktion ist sehr ambitioniert, was die Kostüme, die Kulissen und das Produktionsdesign angeht. Für deutsche Verhältnisse hat man sich hier viel Mühe gemacht eine neue Welt zu kreieren und hat es auch geschafft das historische London auf die Leinwand zu bringen. Die Hauptdarsteller machen einen soliden Job, ohne wirklich zu brillieren, doch daran ist stellenweise auch das Drehbuch Schuld, das keinen Platz lässt für allzu dramatische Sequenzen. Vielmehr hat man den Eindruck, dass das Buch mal wieder zu viel Stoff hatte, welchen man noch unbedingt in den Film bekommen wollte und so wirkt gerade das Ende des Films sehr voll gestopft und es reiht sich ein Storytwist an den anderen. Einige Nebencharaktere verschwinden scheinbar in die Bedeutungslosigkeit, obwohl sie mit namhaften Schauspielern, wie Veronica Ferres oder Josefine Preuß besetzt wurden. Auch hier lässt sich erahnen, dass das Buch oder die Fortsetzungen noch mehr Zeit für diese Charaktere beanspruchen wird. Nichtsdestotrotz muss man diesen Film bewerten und da kommen einige Charaktere zu kurz und werden nicht genug erklärt, um ihr Dasein zu rechtfertigen. So kommt es auch das Darsteller wie Axel Milberg, Veronica Ferres oder Josefine Preuß hier nicht das zeigen können, was man von ihnen gewohnt ist. Nur Katharina Thalbach, die Gwendolyns Großtante spielt, kann stellenweise den Film sogar retten und hat auch die beste Szene im Film.
Vieles, was man kritisieren kann, wie der Soundtrack, der aus zweitklassigen Popsongs besteht und in diesem Fantasysetting sehr deplatziert wirkt oder die Schmink- und Kostümszenen, die zu viel Zeit in Anspruch nehmen, sind am Ende darauf zurückzuführen, dass der Film für ein junges weibliches Publikum gemacht wurde. Doch zu kritisieren sind sie auf jeden Fall, denn sie zerstören oft den Rhythmus des Films. Am meisten aber stören die unlogischen Entwicklungen der Charaktere. Gwendolyn ist ein rebellischer, alternativer Teenager und hält eigentlich nicht viel von Statussymbolen, wie teure Autos, Kleider oder Schmuck. Außerdem kann sie den autoritätsliebenden, arroganten Gideon von Anfang an nicht leiden. Ab der Mitte des Films aber scheinen genau diese Statussymbole wichtig für sie zu sein, denn wenn Gideon sie mit einem dicken Auto von der Schule abholt, ist das ihr großer Moment. Generell ist die Liebesgeschichte zwischen den beiden Hauptcharakteren unglaubwürdig und es findet auch keine Entwicklung statt, die einen plötzlichen Kuss rechtfertigen könnte.
Fazit
Es ist erfrischend zu sehen, dass das Genrekino in Deutschland noch nicht tot ist und dass es noch Produktionen gibt, die es sich zur Aufgabe gemacht haben mit viel Liebe zum Detail eine Fantasywelt zu erschaffen. Leider fehlt diese Hingabe zum Detail aber im Drehbuch des Films, das viele Logikfehler und Lücken aufweist. Auch muss man natürlich beachten, dass der Film für ein junges weibliches Publikum gemacht ist, die auch sehr wahrscheinlich viel Spaß an dem Film haben werden, denn langweilen tut man sich nicht. Der Film macht, trotz seiner Schwächen, neugierig auf die weiteren Teile.