Inhalt
Detroit in naher Zukunft. Die Kriminalitätsrate ist drastisch angestiegen. Eine Lösung bietet das RoboCop-Programm der Firma Omni, die auch die Polizei übernommen hat. Als der Polizist Murphy von Bandenchef Clarence und seinen Männern zusammengeschossen wird, verwandelt man den Körper des Toten in eine stählerne, hochgerüstete Law & Order-Maschine. Obwohl perfekt programmiert, ist seine Erinnerung nicht vollständig ausgelöscht worden. Murphy macht sich auf die Suche nach seinen Mördern und entdeckt, daß der Drahtzieher hinter Clarance' Verbrechen, Jones, in der Chefetage von Omni sitzt. Nachdem Murphy Clarence ausgeschaltet hat, kann er auch Jones töten.
Kritik
Irgendwie ist er schon amüsant, der Werdegang des Paul Verhoeven (Basic Instinct) in den Vereinigten Staaten. Aus der trauten Heimat rekrutiert, um der Traumfabrik mit seinem wunderbaren Verständnis für unterhaltsame Reißer die Taschen zu füllen, haben es die Studiobosse und das sensationsgeile Publikum nie wirklich verstanden, dass hinter Verhoevens perfekt inszenierten Blut- und Gekröseorgien immer eine so direkte Kritik an dem Amerikanismus und seinen mehr als lächerlichen Abstrahleffekten auf nationaler Ebene steckte, dass man dem Holländer für seinen Mut vorbehaltlos auf die Schulter klopfen durfte und den Amerikanern für ihre Blindheit – denn wenn etwas an den eigenen Traditionen kritisiert wird, ist die künstlerische Karriere schnell an ihrem Ende angekommen – mit einem hämischen Lächeln begegnen durfte. Dabei stellt StarshipTroopers das Sahnestück in Verhoevens Vita dar, denn wie er den blinden Gehorsam, die operativen Mechanismen und den mehr als fragwürdigen Patriotismus durch satirische Mittel ad absurdum führte, war schon mehr als meisterhaft.
Das Problem an Starship Troopers war seiner Zeit jedoch das Feuilleton ohne jede Weitsicht: Denn wo die einen nur blutiger Trash erkennen wollten, schrie die andere Seite, dass Verhoeven hier ein waschechtes Propagandawerk erschaffen hat, dass seinen Irrsinn tatsächlich ernst meine. Verhoeven nahm es gelassen, auch wenn seine Karriere dort die ersten Stufen gen Qualitätsabsturz betrat, schließlich war es nicht seine Schuld, wenn man mit offensichtlich fungierender Symbolik nicht umgehen kann. Diese Reaktionen waren bei seinem Debüt in den Staaten kaum anders: Robocop hieß das gute Stück. Und der Titel ließ schon verlauten, dass es hier wohl reichlich bekloppt zu Werke gehen wird. Liest man sich auch die Synopsis zum Film durch, scheint der despektierliche Verdacht tatsächlich fundiert zu sein: Ein Polizist wird bei einem Einsatz umgebracht und kehrt dann als der titelgebende Robocop wieder, der sich an seinen Mördern rächen will. Reaktionäre Gewaltverherrlichung!
Aber genau das ist Robocop eben nicht. Wenngleich sich der Film typisch für Verhoeven im Blut suhlt, ist der Holländer meilenweit davon entfernt, strunzdummen Action-Trash zu servieren, auch wenn sich viele an seiner oberflächlichen Brutalität – und Robocop ist verdammt brutal – festsaugen und ihn letztlich auch einzig und allein auf genau diese reduzieren, ist Verhoeven ein Sci-Fi-Klassiker gelungen, dessen hintersinnige Substanz unverkennbar für jeden (mit-)denkenden Rezipienten mitschwingt. Es ist kein Geheimnis, dass Verhoeven nie der Mann für subtile Zwischentöne war, der ein System durch nuancierte Nadelstiche zu Boden zwingen wollte, mit Sicherheit nicht. Verhoeven macht keinen Hehl daraus, dass er Amerika, oder in diesem Fall das Amerika der Zukunft, jetzt mal so richtig schön den Dreck in die Fratze schmiert. In Robocop äußert sich das in seiner ganzer Vehemenz in den fiktiven Werbespots, in dem es zum Beispiel bei einem familiären Spieleabend darum geht, andere Länder in Grund und Boden zu stampfen, während der Atompilz langsam über die Köpfe der Spieler schwebt.
Michael Miner und Edward Neumeier leisten in ihrer Drehbuchvorlage ganze Arbeit, selbst wenn gewisse Handlungsabschnitte – auch in Anbetracht von Robocops Psyche – etwas zu schnell abgehandelt wurde, ist das Endergebnis eben absolut kein platter Film. Und mit dem Innenleben des neumodellierten Polizisten, eingekesselt im mechanischen Exoskelett und mit einem computergeschützten Gedächtnis versehen, dass den ehemaligen Menschen Alex J. Murphy daran hindern soll, in seine Vergangenheit zu reisen und alte Wesenszüge und Erinnerungen aufzurufen, kommen wir auch zu einem weiteren interessanten Aspekt, der Robocop problemlos vom Einheitsbrei des Action-Sujets abhebt. Denn während es in anderen Filmen reicht, den Charakter des Actionhelden in 5 Minuten zu definieren und ihm jede neue Facette zu verweigern, ist Robocop mit genau der Tiefe ausgestattet, die seine Figur auch braucht – Ohne sich zum Affen zu machen und über das eigentliche Ziel hinauszuschießen.
Wenn wir die religiösen Bezüge zur Auferstehung Jesu Christi mal außen vor lassen, bekommen wir mit Robocop einen Charakter, der sich fortwährend in einem brodelnden Sturm mit seinem unausgeglichenen Inneren befindet: Wo Murphy eigentlich daran gehindert werden sollte, Kontakt mit vergangenen Dingen – also auch mit sich selbst - aufzunehmen, kämpfen die humanen Überresten im Inneren des Panzers gegen das stählerne Gefängnis und die neue Identität. Aber Robocop ist ebenfalls, und auch das war ein Markenzeichen Verhoevens, im höchsten Maße unterhaltsam und vollkommen konzentriert auf seine Fähigkeiten: Der Zynismus, mit dem hier durch das futuristische Detroit gerauscht wird, dient einer progressiven Entlarvung, genau wie die überzogene Gewalt, die sich diesem Mosaik aus satirischen Stilmitteln und gnadenlos-kritischer Themenüberhöhung wunderbar anpasst. Obgleich am Ende nicht das gesamte Potenzial ausgeschöpft wurde, hat sich Robocop seinen legendären Status in der Filmwelt vollkommen verdient, denn dummes BumBum-Kino sieht ganz anders aus.
Fazit
"Robcop" ist auch heute noch ein beeindruckender Eintrag in das Action-Kino, welches nach wie vor kaum etwas von seinem frischen Wind verloren hat, den er in den 1980er Jahren in das Genre brachte. Extrem brutal, politisch ambitioniert, mit der nötigen inhaltlichen Tiefe und einem stetig mitreißenden Erzähltempo. Sollte man gesehen haben.
Autor: Pascal Reis