Inhalt
Der wohlhabende Modehausbesitzer Roberto wird von seiner Gattin zu einer Kreuzfahrt genötigt. Als der Kahn untergeht verschläft er doch glatt die Evakuierung und rettet sich besser spät als nie als einziger Schiffbrüchiger auf eine einsame Insel. Nach deutlichen Eingewöhnungsschwierigkeiten läuft es irgendwann recht gut in seiner neuen Umgebung, bis die Eingeborene „Freitag“ seinen Alltag und den Hormonhaushalt gehörig durcheinanderbringt.
Kritik
Der Name Sergio Corbucci wird in erster Linie in Verbindung gebracht mit knallharten Spaghetti-Western. Wie so viele italienische Regisseure machte er seine ersten Gehversuche Anfang der 60er Jahre beim damals populären Sandalenfilm. Anschließende Werke wie Django, Leichen pflastern seinen Weg, Mercenario – Der Gefürchtete oder Lasst uns töten, Companeros bescherten ihm jedoch erst den großen Durchbruch wie den Ruf eines so räudigen wie hochtalentierten Filmemachers. Als der Italo-Western in den 70er deutlich an Prestige verlor, sattelte Corbucci pfeilschnell um und war für den Rest seiner Karriere eher als Lieferant für leichte Schenkelklopfer-Kost bekannt. Zu den bekanntesten Arbeiten zählen zweifelsohne seine Beiträge zum Bud Spencer/Terence Hill-Kosmos (Zwei sind nicht zu bremsen, Zwei Asse trumpfen auf), aber auch der 1976 gedrehte Robinson jr. erarbeitet sich einen gewissen Kultstatus. In der ehemaligen DDR war der Streifen seinerzeit gar so was wie ein Blockbuster. Sicherlich auch dem Mangel an Alternativen geschuldet, aber immerhin.
Aus heutiger Sicht und ohne nostalgische Erinnerungen im Bauch erschließt es sich ehrlich gesagt nur sehr geringfügig bis gar nicht, wo denn der Reiz dieser harmlos-infantilen Robinson Crusoe-Parodie liegen soll. Hauptdarsteller Paolo Villaggio (Die Stimme des Mondes) mag als verwöhnter High Society Snob im tapsigen Survival-Modus tendenziell eine treffende Wahl sein, das dröge Drehbuch findet aber einfach keinen halbwegs brauchbaren Spot für ihn. Das der beste Gag des Films ist, dass Robinson-Weichei ständig von seinem eigenen Boomerang getroffen wird, sagt einiges über die notorische Ideenflaute dieser mit fast zwei Stunden viel zu langen Posse aus. Dabei birgt die Grundidee einiges an satirischem Potential. Zu sehen ist davon praktisch nichts und das ein Großstädter keine Ahnung hat, wie er ohne Werkzeug eine Kokosnuss knackt oder ein vernünftiges Floß baut ist per se einfach nicht komisch, sondern schlicht eine Tatsache. Weder mit Situationskomik noch mit Tempo kann in der ersten ¾ Stunde irgendwas erreicht werden und selbst als dann endlich mit der attraktiven „Freitag“ (Zeudi Araya Cristaldi, Giallo napoletano) etwas Pfeffer ins Spiel kommen könnte, stagniert man weiterhin in einschläfernder Belanglosigkeit.
Mit der Addition von (etwas) nackter Haut wird es notgedrungen lüsterner, proportional aber keineswegs unterhaltsamer. Eher unangenehmer. Doch selbst zur vermeidlich anstößiger Nackedei-Komödie reicht es vorne und hinten nicht. Da hat man an jedem Ostsee-Badestrand deutlich mehr geboten bekommen – in der Attraktivität sicherlich nur mit ganz viel Glück. Das rechtfertigt natürlich keinesfalls diesen extrem platt ausgewalzten, höhepunktarmen Kokolores, der für den Tonfall seines Jahrgangs schon beinah wie ein biederes Kaffee-Kränzchen anmutet. Gibt es wenigstens irgendwas Positives zu berichten? Die Kulissen sind natürlich wunderschön, Zeudi Araya ebenso und die Musik hat den typischen heiteren Italo-Comedy-Groove. Offenbar kann das manchmal schon zum Kultfilm reichen. Herzlichen Glückwunsch dafür.
Fazit
Völlig belanglos, erschreckend langatmig und dabei nicht einmal frech, frivol, anstößig oder richtig albern. „Robinson jr.“ war wohl mal zufällig zur richtigen Zeit am richtigen Ort, heute erscheint das nur noch wie angespültes Treibgut. Jedem sei sein nostalgischer Kultfilm gegönnt, die müssen dafür dann auch nicht plausible Begründungen liefern. Objektiv findet sich da eindeutig nicht allzu viel.
Autor: Jacko Kunze