Inhalt
Obwohl die 'Deutsche Nationalbank' immer mehr Menschen auf die Straße setzt, geht es einigen ihrer leistungsstarken Kunden noch sehr gut. Dieser Umstand kann nicht hingenommen werden und so wechselt der suspendierte Sonderermittler Alex (Ken Duken) kurzerhand die Seiten. Durch eindrucksvolle Banküberfälle geben er und sein Team (u.a. Matthias Koeberlin und Stipe Erceg) der Bevölkerung ihr Geld zurück. Doch Alex will noch mehr. Er will den Kopf der DNB, Rainer van Kampen (Thomas Thieme), persönlich zu Fall bringen. Die Motivation bleibt dabei nicht nur privater Natur...
Kritik
Das deutsche Genre-Kino hat es hierzulande bei Weitem nicht einfach. Während der Zuschauer sich permanent an Hollywood-Vorläufer erinnert fühlt und den Vorwurf des geistigen Diebstahls erhebt, weigern sich Produktionsfirmen und Verleiher – wertvolle Geldgeber also – Filme mit dem jeweilig speziellen Genreeinschlag in die Kinos zu bringen. Das schadet der deutschen Ideenvielfalt und setzt angehende Filmemacher zunehmend unter Druck. Regisseur Martin Schreier weiß um die Schwierigkeiten, denn er musste für sein Erstlingswerk und gleichzeitigem Hochschul-Abschlussfilm eben jene Erfahrungen machen. Doch unterkriegen ließ er sich nicht, kämpfte für sein Projekt und brachte seinen Film „Robin Hood“ nun schließlich auf dem Fantasy-Filmfest unter. Ins Kino gehört Schreiers Film eigentlich auch – ein solides, spannend-inszeniertes Werk um eine düstere deutsche Zukunft in zweierlei Hinsicht.
Für den Zuschauer gibt es zwei Arten, deutsche Filme im Kino zu sehen: Entweder er begibt sich in eine unabhängige Kinokette und darf sich dort vor allem unbekannterweise-gefeierte Indie-Werke ansehen oder sucht seine Befriedigung in Til-Schweiger-esken, pseudofröhlichen Romanzen des Mainstreams. Dass die deutsche Unterhaltungsindustrie mehr zu bieten hat, erfährt man dagegen leider zu selten. Martin Schreier traut sich – er holt sich einige bedeutungsvoller Geldgeber ins Boot und realisiert seinen Entwurf, für welchen er bereits den 'Pro7 Prime Time Award' erhielt, ohne auf ein nervendes Vater-Tochter-Gespann setzen zu müssen. Es steht düster um den deutschen Genre-Film und auch dagegen kämpft Schreier. Er will die Massen für Filme, auf die er selber auch Lust hat, sensibilisieren. Diese müssen dann nicht große Stars, ein Riesenbudget oder ausgeklügelte Settings beinhalten – doch die Leidenschaft, einen Film zu machen, muss zu spüren sein. Ohne Angst vor dem Flop.
Und dieses Feuer scheint Martin Schreier zu besitzen. Er inszeniert eine moderne Version des rächenden Helden in Strumpfhosen und gibt ihm in einem zwar fiktiven, aber nicht unrealistischen Stück deutscher Geschichte ein Gesicht. Während Sherlock inzwischen mit Smartphone und mobilem Internet ermittelt, kämpft Ken Duken bemerkenswert für die von der Wirtschafts- und Bankenkrise gebeutelten Menschen. Schreier überträgt den Pessimismus der Bevölkerung auf seinen Film und gibt ihm aber mit dem Team um die 'Hood-Bande' einen möglichen Ausweg. Beeindruckend, da ohne zu zögern, bedient er sich des Pathos. Mit eindrucksvoller Musik, guter Schauspielleistung und dem Wissen, um den richtigen Moment, wird „Robin Hood“ auch schon mal bewegend. Doch auch ein Action-Feuerwerk lässt nicht auf sich warten – trotz eines geringen Budgets und gewissen Restriktionen absolut beachtlich.
„Robin Hood“ ist nicht perfekt – einige Dialoge sind zu lieblos, teilweise krampfhaft zu cool und nicht jede Figurenzeichnung gelingt. Mängel, die nicht nur subjektiv sind und von Zuschauer zu Zuschauer variieren können, sondern auch kaum anzukreiden sind. Schließlich ist hier die Rede eines Abschlussfilms. Nicht jeder Student legt mit seiner Bachelorarbeit eine finale Fassung seiner zukünftigen Leistungen ab. Und nicht nur das: „Robin Hood“ unterhält, er ist spannend und setzt sich weit von dem ab, was man sonst im deutschen Fernsehen so gezeigt bekommt. Daher ist es Martin Schreier zu gönnen, dass sein Film auch auf die große Leinwand kommt. Er inszeniert den Stoff, für den Kinos gemacht sind und verdient Anerkennung, die im Fernsehen nicht immer zur Geltung kommt – denn zu selbstverständlich nimmt der Bürger am Sonntag seinen „Tatort“ hin und meckert leicht über 'seinen' eventuell verschwendeten Abend. Ein Schicksal, welches Schreier nicht verdient hat. Doch mit der richtigen Einstellung wird es dazu hoffentlich auch nicht kommen.
Fazit
Können deutsche Produzenten wieder mutiger sein? Regisseur Martin Schreier und sein Team machen es vor – deutsches Genre-Kino ist nicht tot. Er gräbt es aus und liefert ein actionreiches Drama, welches mit einer Realität spielt, die unserer erschreckend ähnlich ist.
Autor: Philipp Schleinig