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Inhalt

John T. Chance ist Sheriff in der Stadt Rio Bravo. Als er den Mörder Burdette einsperrt, geraten er und sein Gehilfe Stumpy in große Bedrängnis, da der Bruder des Täters das Gefängnis stürmen lassen will. Der stadtbekannte Säufer Dude, der vor einer unglücklichen Frauengeschichte sein Stellvertreter war, und der junge Revolverheld Colorado schließen sich Chance an. Burdettes Männer nehmen Dude als Geisel, um den Mörder freizupressen. Am Rande der Stadt kommt es zum Showdown. Chance und seine Männer können die Schießerei mit Hilfe von ein paar Stangen Dynamit für sich entscheiden.
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Nach dreijähriger Abstinenz kehrte Regielegende Howard Hawks (Leoparden küsst man nicht) mit Rio Bravo zurück auf die große Leinwand und lieferte direkt einen der allgemeingültig größten Klassiker des US-Westerns ab. Das Cahieres du cinéma listete ihn auf Platz 12 der 100 besten Filme aller Zeiten und Filmemacher wie Quentin Tarantino (Pulp Fiction) und John Carpernter (Das Ding aus einer anderen Welt) werden nicht müde, ihn zu einem ihrer absoluten Lieblingsfilmen zu erklären. Speziell Carpenter zollte ihm einen unsterblichen Liebesbeweis, als er mit seinem zweiten Spielfilm Assault on Precinct 13 (1976) eine Art Remake drehte, welches selbst zum Genre-Klassiker avancierte. Dort mussten sich in einem stillgelegten Polizeirevier Polizisten, Zivilisten und Inhaftierte verbünden, da wütende Gangmitglieder dieses umstellten und allen Anwesenden nach dem Leben trachteten. Bei Hawks geschah dies 1959 etwas weniger drastisch und im Gewand des klassischen Hollywood-Western, die Grundlage war jedoch die gleiche.

Kleinstadt-Sheriff John T. Chance (John Wayne, Der schwarze Falke) steht seinem ehemaligen Stellvertreter Dude (Dean Martin, Die Geier warten schon) bei, als dieser mal wieder sturzbetrunken verhöhnt wird. Der Outlaw Joe Burdette (Claude Akins, Das war der Wilde Westen) schießt dabei im wahrsten Sinne des Wortes über das Ziel hinaus und tötet kaltblütig einen Unbeteiligten. Chance nimmt ihn fest und wartet auf das Eintreffen des zuständigen Marshalls, um ihm den Prozess machen zu können. Joe ist allerdings der Bruder des reichen und mächtigen Großgrundbesitzers Nathan Burdette (John Russell, Der Texaner), der sich und seinen Blutsverwandten über dem Gesetz sieht. Zunächst versucht er mit Einschüchterung, die Freilassung seines Bruders zu erzwingen. Als er damit auf taube Ohren stößt, heuert er zahlreiche Handlanger an, um Joe mit roher Gewalt zu befreien. Sheriff Chance, der durch seine Trunksucht schwer gezeichnete Dude und nur wenige, loyale Verbündete versuchen, den immer stärker werdenden Druckwellen standzuhalten, bis endlich die langersehnte Unterstützung eintrifft.

Rio Bravo erinnert von seiner Prämisse eindeutig an das Genre-Meisterwerk 12 Uhr mittags – High Noon von Fred Zinnemann (Der Schakal) aus dem Jahr 1952, in dem Gary Cooper (Vera Cruz) ebenfalls die Rolle eines Kleinstadt-Sheriffs einnahm, der sich mit einer ähnlich ausweglosen Situation konfrontiert sah. Howard Hawks geht hier einen etwas anderen Weg, was durchaus für einige Irritationen sorgen kann und auch nicht unbedingt in jedem Moment wirklich zweckdienlich erscheint. Obwohl das Belagerungsszenario schon in den ersten Minuten präsent ist, wirkt es lange verhältnismäßig entspannt. Da wird der „Alltag“ bewusst aufrechterhalten, um gegenüber der beobachtenden Schergen Stärke zu demonstrieren. Auch wenn ein mutmaßlicher Verbündeter auf offener Straße erschossen wird, eskaliert die Situation lange nicht und beide Lager verharren in einer leicht seltsamen Drohgebärde, wobei kurzer Prozess eigentlich viel naheliegender wäre. Darin liegt eindeutig auch eine Schwäche von Rio Bravo, denn unter einem logischen Kontext scheint hier einiges nicht schlüssig oder der Grundstimmung angemessen.

Was nach einem knackigen Szenario schreit, wird auf fast 2 ½ Stunden gestreckt (zugrunde lag auch nur eine Kurgeschichte), was der Dringlichkeit der eigentlich hochspannenden Prämisse nicht immer zuträglich ist. Da bleibt locker Zeit für einen letztlich völlig überflüssigen Flirt zwischen John Wayne und Angie Dickinson (Point Blank), der einfach nur anwesend ist, damit gewisse Mechanismen des klassischen Großstudio-Kinos abgehakt werden können. Held braucht ein Love-Interest. Für die Story hat das nur einen minimalen Wert und nimmt trotzdem viel Zeit ein, während es eigentlich Wichtigeres zu tun gäbe. Generell mangelt es immer wieder eindeutig an Intensität und Nervosität, was nicht nur 12 Uhr mittags – High Noon, sondern ganz speziell Assault on Precinct 13 erst zum Meisterwerk werden ließ, obwohl sie sich der gleichen Idee bedienen. Der Grund dafür ist jedoch einer der eigentlichen Stärken dieses Films geschuldet: er interessiert sich deutlich mehr für die Beziehung der Protagonisten und stellt dieser alles andere hinten an.

Im Mittelpunkt steht nicht das – deswegen auch nicht immer omnipräsente – Belagerungsszenario, sondern das Verhältnis zwischen John Wayne und Dean Martin. Was den ganzen Schlamassel erst heraufbeschworen hat und nun wird es auch gemeinsam durchgestanden. Das nimmt viel Zeit ein und diese wird im Sinne des Spannungsaufbaus vielleicht auch nicht immer sinnvoll reinvestiert, sorgt aber für eine starke, emotionale Bindung nicht nur zwischen den Figuren, sondern auch mit dem Publikum. Die Chemie zwischen den beiden existiert nicht nur auf der Leinwand, sie transportiert sich durch sie auf die Zuschauer*innen. Howard Hawks konzentriert sich - durchaus überraschend – mehr auf das Zwischenmenschliche und, ebenso überraschende, das funktioniert in den entscheidenden Momenten absolut. Was hauptsächlich an einem fantastischen Dean Martin liegt, der vielleicht die beste Leistung seiner darstellerischen Karriere darbietet. Das kann – und muss – für einiges verzeihen. Wie diverse Länge. Wie die mitunter leidende Grundspannung. Wie die unglücklich dazwischen gemogelte Romanze. Oder einen erst zwar groß inszenierten, aber dann völlig unspektakulär, beinah versöhnlich anmutenden Showdown, bei dem kurz danach sogar fröhlich gepfiffen wird. Warum auch immer. Das Dean Martin und Ricky Nelson (Auf schrägem Kurs) kurz vorm großen Finale dann auch einfach mal ihres Sangeskünste zum Besten geben wirkt auch sehr merkwürdig deplatziert, aber passt wiederum in diese relativ ambivalente Zeit. Als das biedere Hollywood-Kino noch alles dominierte, aber es schon wesentlich interessantere Ideen und Ansätze gab, die noch nicht frei zur Entfaltung kamen. Von daher kann man John Carpenter nur noch dankbarer sein, dass er mit seiner minimalistischen Hommage das erschuf, was dieser Film eigentlich nur anteasert.

Fazit

Eindeutig ein großer und auch wegweisender Klassiker des US-Westerns, der im Gegensatz zu Werken wie „12 Uhr mittags – High Noon“ oder „Der schwarze Falke“ allerdings nicht ganz zeitlos gealtert ist. Die Schwächen werden deutlicher, insbesondere was das Pacing angeht. Trotzdem sind die großen Qualitäten nicht von der Hand zu weisen, insbesondere im Bezug auf die Figurenzeichnung. Immer noch sehr sehenswert – und wenn es nur als Blaupause sei für den noch besseren Film von John Carpenter.

Kritik: Jacko Kunze

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