Inhalt
1987 taucht die Erde für acht Tage in den Schweif des Kometen "Rhea M" ein. Kurz darauf beginnen alle technischen Geräte selbstständig zu handeln. Rasenmäher, Dampfwalzen, Lastwagen. Alle machen Jagd auf Menschen. In einem Truck-Stop machen sich ein paar Überlebende daran sich zur Wehr zu setzen. Doch als mehr und mehr Lastwagen den Truck-Stop belagern wird die Situation aussichtslos. Durch Morsezeichen übermitteln die Lastwagen eine einfache Botschaft: „Betankt uns oder ihr werdet sterben“. Zu Beginn gehen die Überlebenden darauf ein, doch als das Benzin zu Neige geht, eskaliert die Situation. Schnell wird allen klar, dass am Ende nur noch der Tod oder die Flucht steht. Der Überlebenskampf gegen die Lastwagen beginnt.
Kritik
1986 wollte der Horrorautor Stephen King zeigen, dass er mehr kann als nur zu schreiben. Zwar spielte er immer mal wieder kleine Nebenrollen in seinen Verfilmungen, doch allem Anschein nach reichte ihm das nicht. Mit dem Film „Rhea M – Es begann ohne Warnung“ setzte er sich zum ersten Mal selbst auf den Regiestuhl um seine Kurzgeschichte „Lastwagen“ zu verfilmen. Im Nachhinein meinte Stephen King über sein Werk selber: „Ich habe hiermit einen richtigen Bock geschossen.“. Doch stimmt das? Ist der Film tatsächlich so schlecht? Und wie konnte King sich auf dem Regieposten behaupten? Nur wenige Filme können behaupten, dass die Band AC/DC den Soundtrack dazu beigesteuert hat. „Rhea M“ hat dies tatsächlich geschafft. AC/DC komponierte den kompletten Soundtrack. Dies ist äußerst positiv hervorzuheben. Leider ist das eines der wenigen positiven Aspekte von „Rhea M“.
Die größte Schwäche ist das Drehbuch. Obwohl King selbst dieses geschrieben hat, reicht es einfach nicht für einen abendfüllenden Film aus. Wo die ursprüngliche Kurzgeschichte doch noch gewisse Reize hatte, interessant und gut zu lesen war, wird hier die Geschichte künstlich in die Länge gezogen. Die funktionierende Kurzgeschichte wird hier mit Subplots und einigen Umwegen ausgearbeitet um die Länge eines kompletten Filmes zu erreichen. Dies geht gründlich schief und schafft unnötige Längen. Des Weiteren ist das Drehbuch ein Sammelsurium an Klischees. Fast jedes erdenkliche Vorurteil, welches je in Horror- oder Actionfilmen verarbeitet wird, wird auch hier eingesetzt. Da ist man von Stephen King eigentlich etwas mehr gewohnt. Alles was er in seinen Romanen perfekt umsetzt, hat er bei diesem Drehbuch falsch eingesetzt. Und dazu in den seltensten Fällen spannend. King muss man zu Gute halten, dass sein Budget mit 10 Millionen natürlich etwas knapp bemessen ist. Eine Hollywood Großproduktion mit einem höheren Budget hätte bestimmt mehr aus der Story rausholen können und dem Film noch das gewisse Etwas geben können.
Doch auch die Personen innerhalb des Truck-Stop erfüllen sämtliche Klischees. Weder hat eine Person einen Hintergrund welcher beleuchtet wird, noch werden die Motive von Ihnen ausgearbeitet. Daher wirken sämtliche Charaktere eher blass. Dadurch kann der Zuschauer keine Sympathie zu den Darstellern entwickeln und somit ist jeder Tote nur einer von vielen. Zu den erfüllten Klischees, innerhalb der stereotypischen Charaktere, gibt es das nervende Pärchen, den bösen Ar...loch-Chef , den smarten Hauptdarsteller, welcher auf jede Frage eine Antwort weiß und dem alle Folgen (aus welchen Gründen auch immer) sowie den kleinen Jungen, welcher mit einem harten Schicksalsschlag auskommen muss. Alles schon gesehen und hier eher uninteressant in Szene gesetzt. Über eine klischeehafte Inszenierung kann man noch hinweg sehen sofern das Schauspiel stimmt. Doch auch das ist hier nicht der Fall. Man bekommt bei „Rhea M“ maximal eine durchschnittliche schauspielerische Leistung geboten, wobei einige nicht mal das erreichen. Zusätzlich kommt erschwerend hinzu, dass die deutsche Synchronisation teilweise eine absolute Katastrophe ist. Allein durch die Synchro wirken mehrere Charakter mehr als dumm, was den Film teilweise unfreiwillig ins lächerliche zieht.
Doch nicht nur die Synchro lässt zu wünschen übrig. Neben dem Grundgerüstes des Drehbuches, welches leider nicht überzeugen kann, finden sich unzählige Logiklöcher sowie dermaßen dumme Aktionen, dass der Zuschauer nur beschämend die Hand vor das Gesicht legen kann. Wo in der Kurzgeschichte ausschließlich die Lastwagen ein Eigenleben entwickeln, ist es bei „Rhea M“ jedes elektronische Gerät, wie zum Beispiel auch Getränkeautomaten, Flipper oder elektrische Messer. Selbst in der Kurzgeschichte war es schwer nachzuvollziehen wieso, weshalb und warum, doch der Film setzt noch eine Schüppe drauf. King lässt nämlich nur die Dinge sich verselbstständigen, die ihm gerade in die Geschichte passen. Ein Maschinengewehr auf einem fahrbaren Untersatz kann automatisch schießen, aber sämtliche Maschinengewehre der Insassen des Truck-Stop nicht? Oder die normalen Autos, welche scheinbar auch selbstständig handeln, tun dies nur im Off, da sonst nicht erklärbar ist, wie alle Charakter zu dem Truck-Stop gelangen. Gerade im Horrorgenre sollte man sich bewusst sein, dass eine Logiksuche oft im Nichts endet. In den meisten Fällen ist dies ein Übel, über welches man schnell hinwegsehen kann. Allerdings ist es hier die Gesamtheit der Logiklöcher, welche den Unterhaltungswert ganz weit nach unten schrauben.
Stephen King ist in seiner Darstellung einfach nicht konsequent genug. Entweder hätte er konsequent alle elektronischen Geräte auf eine Feldzug gegen die Menschheit schicken sollen oder, wie es eben auch in der Kurzgeschichtenvorlage ist, nur die Lastwagen. Doch es ist nicht alles schlecht. Durch die Weiterentwicklung des Eigenlebens auf sämtliche elektrischen Geräte kommen auch ganz gute Ideen zustande. Darüber hinaus sind die Mordszenen stellenweise äußerst blutig ausgefallen. Ob diese heutzutage noch „Ab 18“ sein müssen ist fragwürdig, nichts desto Trotz sind besonders die blutigen Effekte gut gelungen. Auch funktionieren die selbstfahrenden Lastwagen sowie die finale Zerstörungsorgie des Truck-Stop. Doch neben den passablen Effekten wirkt der grüne Himmel absolut billig und King hätte sich überlegen sollen, ob dieser überhaupt so dargestellt werden musste. Allerings sind die diversen Explosionen schön in Szene gesetzt. Und tatsächlich, aufgrund der netten Ideen gibt es hier zumindest einen gewissen Unterhaltungswert. Doch auch hier möchte King in manchen Szenen einfach zu viel.
Besonders der Beginn mit der Zugbrücke wird künstlich in die Länge gezogen und wirkt daher unfreiwillig komisch. Dies ist allerdings nicht die einzige Szene welche leider etwas lächerlich und deplatziert wirkt. Diverse Dialoge führen zu einem peinlichen Lächeln der Zuschauer, welches bestimmt nicht beabsichtigt war. Es fehlt die Balance zwischen Ernsthaftigkeit und Humor. Die Geschichte noch etwas böser, ernster und härter und der Film wäre eine Spur besser geworden. Und wie macht sich King als Regisseur sofern man das Drehbuch außen vor lässt? Leider hat er nicht das richtige Gespür für Filmdynamik. Einige Ideen kann er nicht vernünftig ausnutzen, andere werden zu lange abgearbeitet. Leider wirkt vieles etwas lahm, einfallslos und langweilig. Für einen Horrorfilm lässt er die Horroraspekte fast komplett außen vor, für einen Actionfilm sind die Szenen zu uninteressant und nicht rasant genug. Vermutlich wusste King selber nicht in welche Richtung sich „Rhea M“ bewegen soll. Spannung und Horror sucht man vergebens. Auch ist die Wahl für die Filmmusik leider nicht der erwünschte Rettungsanker. Zwar ist der Sound von AC/DC richtig gut, passt aber auf die wenigsten Szenen. Stellenweise wird durch den Sound sogar die Spannung genommen. Zurück bleibt ein guter Moviesoundtrack auf CD, aber innerhalb des Filmes möchte dieser gar nicht wirken.
Fazit
Stephen King tat gut daran, nach „Rhea M“ keinen Regiejob mehr anzunehmen. Frei nach dem Motto „Schuster bleib bei deinem Leisten“, sollte er nur noch die Vorlage für Filme geben und diese nicht selbst zu drehen. Leider reichen die wenigen Schauwerte des Filmes nicht aus um über die absolut dämliche Story, die mäßig guten Charaktere und die dümmlichen Klischees zu dominieren. Daher ist „Rhea M“ nur ein Film für Fans. Die blutigen Effekte, die diversen Explosionen sowie die relativ gute, aber eben nicht ganz passende, Filmmusik können bestimmt einige Horrofans überzeugen. Doch auf für die gilt: „Einmal gesehen und schnell wieder vergessen“
Autor: Kuehne Kuehne