Inhalt
Seattle wird von einer Mordserie heimgesucht, in der Polizist Jake Riley (Michael Rooker) die Ermittlungen führt. Als der Killer und Frauenmörder Garotte (Jean-Claude Van Damme) nicht dingfest gemacht wird, greift eine geheime Regierungsbehörde zu neuartiger Technologie und klont Garotte mittels DNA-Analyse. Der daraus entstandene Replikant (ebenfalls Jean-Claude Van Damme) soll Jake Riley dabei helfen, Garotte zu schnappen. Doch bevor der dazu in der Lage ist, muss er die Welt kennenlernen, in die er gesetzt wurde.
Kritik
Jean-Claude Van Damme galt als einer der Action-Ikonen der 80er und 90er Jahre. Filme wie Bloodsport, Universal Soldier oder Harte Ziele ließen seine Fangemeinde stetig wachsen. Nach und nach wurde es jedoch still um den gebürtigen Belgier, bis er sich schlussendlich im DVD/Video-Geschäft wiederfand. Unter den vielen teils osteuropäischen Produktionen, gibt es recht wenige Perlen die an die Action-Blockbuster vergangener Zeiten heranreichen. Eine davon ist der Action-Thriller Replicant aus dem Jahr 2001, in dem Van Damme wieder einmal mehr gegen sich selbst antritt.
Die Geschichte um einen brutaler Mörder der gegen seinen unschuldigen Klon antritt, ist auf den ersten Blick eine originelle Idee, die hervorragende Action verspricht. Was Regisseur Ringo Lam allerdings auf die Leinwand zaubert, lässt sich nur als halbgares Sci-Fi-Werk bezeichnen, dass kaum wesentliche Akzente oder Highlights setzt. Denn anstatt den Fokus auf eine dichte Inszenierung und actionreiche Kost zu legen, versucht er viele unterschiedliche Elemente in einem Film zu vereinen, was von vornherein zum Scheitern verurteilt ist. Dies fängt schon bei der Thematik des Klonens an. Hier wird zwar auf technisches Verständnis verzichtet, doch hätte man sich ein wenig mehr Gespür für dieses heikle Thema gewünscht. Ist ein Klon ein menschliches Wesen mit Rechten? Was passiert mit ihm nachdem die Aufgabe erledigt ist? All diese Fragen bleiben unbeantwortet oder werden nur leise im Hintergrund aufgegriffen. Auch Detektiv Jake scheint relativ unbeeindruckt von dieser technischen Meisterleistung und nimmt dies als selbstverständlich hin. Nur selten wird eine Menschliche Note eingebaut. So zum Beispiel, wenn Jake den Replikant böse verprügelt, weil er denkt er habe einem kleinen Kind den Zahn rausgeschlagen. Dieses stellt sich jedoch als falsch heraus, was die Frage offenbart, wer von beiden das eigentliche Monster ist. Auch beim Tempo hätte Lam ein wenig mehr auf die Tube drücken können. Zwar ist das Finale spannend und actionreich, jedoch gibt es auf dem Weg dorthin zu viele Längen, sodass der Zuschauer viel Geduld mitbringen muss. Besonders im Hinblick auf Lams frühere Werke wie City on Fire oder Full Contact ist dies sehr ärgerlich.
In Sachen Martial-Arts-Leistungen oder Inszenierung der Action-Szenen, gibt es jedoch keine Mängel. Besonders Jean-Claude Van Damme kann hier einmal mehr zeigen, was in ihm steckt. Aufgrund seiner Doppelrolle sogar in zweifacher Hinsicht. Schon in Geballte Ladung konnte er darstellen, dass er durchaus in der Lage ist, zwei unterschiedliche Rollen innerhalb eines Filmes anzugehen. So darf er dieses Mal in Replicant sogar den guten, wie auch den bösen Part übernehmen. Treffen dann beide aufeinander, geht schon mal eine ganze Bar zu Bruch. Mit teils akrobatischer Höchstleistung spielt sich Van Damme hierbei regelrecht in Rage. Hervorragende Kicks, schnelle Faustkämpfe, aber auch glorreiche Klettereinlagen und Reck-Übungen gehören dabei zu seinem Repertoire. Ebenso kann der Belgier in der Darstellung überzeugen. So ist "Die Fackel" unbarmherzig, kalt, brutal, ohne gewissen und äußerst raffiniert. Sein Klon hingegen ist anfangs ängstlich, verwirrt, teils wütend und hilflos. Den Drahtseilakt beiden Figuren unterschiedliches Leben einzuhauchen, gelingt ihm hierbei mühelos.
Neben kleineren Schusswechseln, Explosions-Einlagen und Faustkämpfen, sind es vor allem die Verfolgungen die Replicant den nötigen Kick geben. Jagd Beispielsweise Jake den Mörder durch ein Krankenhaus, endet das ganze spektakulär mit einer Krankenwagenfahrt durch ein Parkhaus, wobei reihenweise Sachbeschädigung praktiziert wird. Das Ganze wird zudem immer in einer relativ düsteren Optik präsentiert, was dem zusätzlich Dramatik verleiht. Bei der Wahl der Musik allerdings wären stärkere und schnellere Titel deutlich die bessere Wahl gewesen. So wird hier viel Potenzial verschenkt.
Neben Jean-Claude Van Damme zeigt sich der restliche Cast relativ spartanisch. Nur Michael Rooker kann mit seiner typisch coolen Art überzeugen. Er spielt die Rolle des Jake Riley entsprechend hart, mit einer Prise arrogantem verhalten. Dies hilft auch dabei, den Konflikt zwischen ihm und der Fackel noch ein wenig zu verschärfen, was die fehlenden Motive etwas überdeckt.
Fazit
Die zweite Zusammenarbeit von Hongkong-Regisseur Ringo Lam und Jean-Claude Van Damme, nach dem Action-Film "Maximum Risk" aus dem Jahr 1996, lässt sich als durchschnittliche Genre-Kost betiteln. Die Geschichte hat zwar durchaus potenzial, doch dieses wird an zu vielen Stellen offen verspielt. "Replicant" bietet besonders für Jean-Claude Van Damme-Fans einen kleinen Leckerbissen. Alle anderen sollten aufgrund der teils schwachen Inszenierung lieber zu anderen Action-Werken greifen.
Autor: Thomas Repenning